Er erkannte, daß zum tieferen Verständnis der Methoden der Fehlerausgleichung
die höhere Mathematik unentbehrlich sei, und eifrig betrieb er deren Studium,
Im Jahre 1863 wurde der Markscheidergehilfe Prediger definitiv als Lehrer
an der Bergschule angestellt; seine Verpflichtung, sich nach Bedarf an den mark-
scheiderischen Arbeiten zu beteiligen, blieb zunächst bestehen. Zu seinen ur-
sprünglichen Lehrgegenständen war schon vorher die höhere Mathematik und
die praktische Geometrie hinzugekommen. Den Professortitel erhielt er im
Jahre 1870.
Durch angestrengtes Privatstudium ist es Prediger gelungen, die Lücken
seines früheren Bildungsganges dergestalt auszufüllen, daß er die höhere Mathe-
matik vollständig beherrschte. Ein Beweis dafür sind die beiden Werke: »Ana-
lytische Geometrie der Ebene« (autogr., 1873,
2. Aufl, 1874) und » Analytische Geometrie des Rau-
mes« (1878). Es ist zu bedauern, daß namentlich
das letztere Buch, welches mit vorzüglichen Abbil-
dungen geschmückt ist, nicht die verdiente Ver-
breitung gefunden hat.
Nachdem Prediger, der lange Jahre nicht nur
mit Geschick und Aufopferung sein Lehramt ver-
waltet, sondern auch die Bibliothek geleitet hat, im
Herbst 1888 in den Ruhestand getreten war, be-
reitete er nach mündlichen Äußerungen eine Schrift
vor, welche für eine große Anzahl von trigono-
metrischen Punkten die Umrechnung der Gauß schen
Koordinaten in die geographischen enthalten sollte.
Seine größte Freude war es, wenn €s ihm gelang.
Fehler richtig zu stellen, welche hochberühmte Rech-
ner begangen hatten. .
Wilhelm Hampe’), am 18. November 1841 zu Osterode geboren, studierte
von 1857 bis 1861 auf der Bergschule zu Clausthal; nachdem er das erste berg-
und hüttenmännische Staatsexamen bestanden hatte, setzte er, indem er die Chemie
zum Spezialfach wählte, sein Studium in Göttingen fort, wo er 1862 promovierte
und 1863 Assistent bei Wöhler wurde. Im Jahre 1864 wurde er Assistent am
agrikultur-chemischen Laboratorium zu Göttingen, im folgenden Jahre außerdem
Privatdozent für technische Chemie. Als Streng einem Rufe nach Gießen folgte,
wurde Hampe im Herbst 1867 als Dozent für Chemie nach Clausthal berufen,
Außer dem chemischen Laboratorium der Bergakademie leitete Hampe das Be-
Wilhelm Hampe.
‘) Außer den Nachrufen in der Chemikerzeitung (deren Redakteur Prof. Dr. Krause ein früherer
Assistent Hampes ist) 1899, 5. 33, sowie in »Stahl und Eisen« 1899, S. 155 sind Mitteilungen von
Prof. Dr. Biltz (über Hampes ‚issenschaftliche Leistungen) und von Prof. Doeltz benutzt.