Gesehichtliche Hauptzüge.
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vergessen und verziehen und die holde Muse erhob Ulrichs
Gestalt, sie verklärend, zu den gefeiertsten Helden unter
den schwäbischen Herrschern.
Noch einmal dröhnte während Ulrichs Regierung der
Schlachtenlärm an Stuttgarts Mauern und hart wurde die
Stadt im schmalkaldischen Krieg von Albas Scharen bedrängt.
Das von Ulrich begonnene, in Stuttgart und draussen im
Lande laut begrüsste, Reformationswerk führte sein Sohn
Herzog Christoph (1550—68), heute noch der Liebling des
Volkes, durch. Christoph, ein „gar baulustiger Herr“, unter-
nahm den gründlichen Umbau des alten Grafenschlosses, des
schönsten und kraftvollsten Baudenkmals, das
die Stadt aus jener Zeit aufzuweisen hat.
Seit 1553 erbaute er durch Albrecht oder
Alberlin Tretsch die drei neuen Schloss-
flügel, die sich an den nach Osten gewendeten
hochragenden älteren: Bau des Mittelalters
anschliessen. Noch jetzt gehören die statt-
lichen Arkaden des Hofes mit ihren kraft-
vollen Säulen, die beiden Treppentürme mit
den schön konstruierten Wendelstiegen, ebenso
wie die von Blasius Berwart nach dem Muster
im bischöflichen Schloss zu Dillingen ausge-
führte Reitschnecke zu den schönsten Werken
der Renaissance in Schwaben. Die meisten
und wichtigsten seiner „Resolutionen“ sind
von Christoph „aus der Ritterstube“ dieses
seines Ahnenschlosses datiert. Auch die
Alte Kanzlei, dem Schloss gegenüber, ist
sein Werk.
Als grosser Verehrer der Gartenbaukunst
umgab Christoph das Schloss mit einem herr-
lichen Lustgarten, den er mit ausländischen Bäumen und
Blumen besiedelte. Aus seiner berühmten Orangerie sind
jetzt noch mehrere, das Alter von 400 Jahren übersteigende,
Orangenbäume in dem Königl. botanischen Garten dank sorg-
fältigster Pflege vorhanden.
Christophs Baulust vererbte sich auch auf seine Regierungs-
nachfolger, nahm aber, dem Zeitgeist entsprechend, „immer
entschiedener die Richtung darauf, den Glanz des herzog-
lichen Hofhalts zu erhöhen“. So führte Herzog Ludwig
(1568 bis 93) jene stolzeste Schöpfung der Renaissance-
architektur in dem „Neuen Lusthaus“ aus. Dieser einst
grösste Festsaal Deutschlands, ein wahrer Kunstbau mit
wunderbarer Akustik, ist nach mancherlei Abbröckelung
schliesslich in dem Hoftheater und mit diesem in der Brand-
katastrophe vom 19./20. Januar 1902 untergegangen.
Herzog Christoph-Dankmal.
Stuttzart und Umgebung in Wort und Bild von Gustav Strölhmfeld,