stand. Die Gründerin, Katharina II, durfte sich von 1764 bis
1796 des stetigen Wachstums und der immer allgemeineren An-
erkennung ihrer Schöpfung erfreuen. Von 1796 bis 1828 stand
diese unter der sorgsamen Leitung der Kaiserin Maria
Feodorowna, einer Tochter des Herzogs Friedrich Eugen von
Württemberg, der sich im siebenjährigen Krieg auf Seite Preussens
durch tapfere Thaten Lorbeeren erworben hatie, und der Herzogin
Dorothea, einer Nichte Friedrichs des Grossen. In ihrem Sinn
und Geist wirkten später ihre Töchter Maria Paulowna in Weimar,
Katharina Paulowna in Württemberg und Anna Paulowna in den
Niederlanden. Wieder 32 Jahre wirkte im Segen von 1828 bis
1860 die Kaiserin Alexandra Feodorowna, eine "Tochter
Friedrich Wilhelms III. und der edlen Königin Luise; auch sie
verstand ihre Töchter für das edle Werk der Bildung der weib-
lichen Jugend zu begeistern.
Einen reichen Segen dieses edlen Wirkens hatte ganz be-
sonders Württemberg zu geniessen: Am 18. August 1764 war
von Katharina II. das Smolno-Kloster eröffnet worden, und am
17. August 1818 eröffnete ihre Enkelin gleichen Namens, die
Königin Katharina Paulowna, die Tochter der Kaiserin Maria
Feodorowna, in Stuttgart das Erziehungsinstitut, das nach ihr
den Namen Katharinenstift erhielt. Im Jahre 1864 aber, dem
Jahr, in welchem das Smolno-Kloster sein 100jähriges Jubiläum
feierte, übernahm Königin Olga Nikolajewna, die Tochter der
Kaiserin Alexandra Feodorowna, das Protektorat über das
Katharinenstift, das sie 27 Jahre lang im Segen verwaltete, und als
während dieser Zeit, am 17. August 1868, das Katharinenstift
sein 50jähriges Jubiläum feierte, waren das russische Kaiserhaus
und das Smolno-Kloster je durch einen Abgesandten vertreten,
1. Versuche und Anfänge in Stuttgart.
Als die Königin Katharina Paulowna im Jahre 1818 das
Katharinenstift gründete, war in Stuttgart für die Bildung des
weiblichen Geschlechts schon manches geschehen, und der
Boden war in mehrfacher Beziehung für die neue Pflanzung vor-
bereitet.
Von Eberhard im Bart an, der 1477 die Universität Tübingen
gründete, hatten die württembergischen Fürsten dem höheren
Unterrichtswesen eine sorgsame Pflege angedeihen lassen, und
namentlich hatte sich in der Mitte des 16. Jahrhunderts Herzog
Christoph durch die Gründung von höheren und niederen Ge-