Beitrag zur Waldgeschichte Württembergs.
Von Dr. h. c. Karl Bertsch in Ravensburg.
Mit 10 Abbildungen.
Durch zahlreiche Blütenstaubuntersuchungen in den heimischen
Mooren habe ich in den letzten Jahren versucht, die Waldgeschichte unseres
Landes aufzuklären. Nunmehr möchte ich diese Arbeiten zu einem vor-
läufigen Abschluß bringen. Es handelt sich hier um 9 Moore, die so gewählt
sind, daß sie die Lücken in den bisherigen Untersuchungen einigermaßen
ausfüllen. Bei der Auswahl der oberschwäbischen Moore wurde vor allem
Bedacht genommen auf ihre Lage zu den KEisrandlinien der Würmver-
gletscherung, die von den beiden Jung-Endmoränen und den Wangener
und Tettnanger Seemoränen angezeigt werden. Sie zerlegen Oberschwaben
in 5 Streifen, die gegen den Bodensee hin immer jünger werden. Es war
also anzunehmen, daß auch die Moore dieser Streifen nach innen gesetz-
mäßig in ihrem Alter abnehmen. Ich legte darum Wert darauf, aus jedem
dieser Streifen mehrere Moore zu untersuchen, um den Unterschied im
Beginn der Verlandung herauszuarbeiten, .
Eine Kartenskizze mag zunächst einen Überblick über die geographische
Lage aller Moore geben, die bis jetzt im Gebiet untersucht worden sind.
Kreuze geben diluviale Torfbildungen an, Ringe postglaziale. Wenn die
Ringe ausgefüllt sind, habe ich die Moore selbst untersucht. Helle Ringe
zeigen Moore an, die von andern bearbeitet worden sind, von Prof.
Dr. STARK, Dr. W. BrocHE, Dr. E. FinNoks, Dr. KELLER, S. Rvorr und
G. ScHAAF (Abb. 1).
Das Wettenberger Ried.
Auf dem Hochgeländ bei Biberach liegt im Altmoränengebiet bei
650 m Meereshöhe das Wettenberger Ried, Es ist ein reines Bergkiefern-
hochmoor; aber heute ist der größte Teil der Bergkiefern ausgehauen und
die Fläche fast ganz verheidet. Nur gruppenweise sind noch Reste alter
Bestände erhalten.
In der Mitte des Moores zeigte ein solcher Bestand eine lichte Baum-
schichte aus Bergkiefern, Waldkiefern und Warzenbirken, die etwa die
Hälfte der Fläche bedeckten (Pinus montana 3.3, P. silvestris + 1, Betula
verrucosa + 1). Die Strauchschicht bestand nur aus vereinzelten jungen
Bergkiefern und spärlichem Faulbaum (Pinus montana'‘ -- 1, Frangula
alnus [+ 11). Die Krautschichte bildete eine fast geschlossene Decke aus
Heidekraut, Preiselbeere, Heidelbeere, Blaubeere, Moosbeere, Sumpf-
rosmarin, Scheidenwollgras und Pfeifengras (Calluna vulgaris 4.4, Vac-
cinium vitis idaea 1.1, V. myrtillus 1.1, V.uliginosum -+- 1, V. oxycoceus + 1,
Andromeda polifolia + 1, Eriophorum vaginatum 1.2, Molinia coerulea 1.2).