2. Das Prinzip der Auskragung
Wirtschaftliche Erwägungen führen zu dem Gedanken, die Randsäulen des
Gerippes von der Gebäudeflucht nach innen zu rücken und die Hauptträger
auskragend über diese Säulen bis zu dieser Flucht vorzuführen. Die Verringerung
ler Trägerspannweiten im Inneren des Baues, die Entlastung der Trägerfelder
Abb. 14. Gerippe mit Auskraguno
durch die Kragwirkung, die Ausschaltung einseitiger Biegung in den Rand-
säulen und nicht zuletzt die bessere und leichtere Fundierung der abgerückten
Randsäulen an Verkehrsstraßen sind in der Tat Vorteile, die sich zusammen-
genommen finanziell günstig auswirken können.
Der Architekt muß daher, wenn er wirtschaftlich bauen will, sich die Frage
vorlegen, ob der Zweck des Baues, insbesondere die Raumbenützung entlang
den Lichtöffnungen der Außenwand. eine solche Verschiebung der Randsäulen
gestattet.
Er wird zunächst mit Recht fragen, welches Maß der Auskragung höchstens
in Frage kommt, um danach entscheiden zu können (Abb. 14).
Es hat nicht an Ingenieuren gefehlt, die bei Beratung von Architekten
den an sich richtigen und fruchtbaren Gedanken der ausgekragten Außen-
wand übertrieben und so zu der Ansicht beigetragen haben, daß die Aus-
<xragung um nahezu eine ganze Achse mit Vorteil möglich sei (z. B. das
Projekt zum „Haus der Jugend“ in Frankfurt a. M. von Professor Martin
Elsässer).
Rechnerische Untersuchungen, die der Verfasser an Gebäudequerschnitten
mit drei und mit vier Säulenachsen angestellt hat, haben unter Annahme einer
Deckenlast von 500 kg/m* und Außenwänden in Schwemmstein zu folgenden
Ergebnissen geführt: