Full text: Konstruktion und Gestaltung großer Geschoßbauten in Eisenbeton

Säulenstellung die Unterstützung der Kragenden durch zwei weitere Säulen 
so findet man diese Lösung als wirtschaftlich überlegen (siehe Abb. 17). 
UNTERKAMTE 
KRQAGAQM 
Abb. 
4 
Die Auskragung der Hauptträger, d.h. das Hereinrücken der Randsäulen, 
ist also nur etwa bis zu ein Zehntel bzw. ein Dreizehntel der Gebäudebreite 
(Tiefe), also durchschnittlich 1,5—1,6 m wirtschaftlich begründet (die Ersparnis 
an Träger- und Säulenkosten beträgt nahezu 15 %). Dieser geringe lichte Zwi- 
schenraum zwischen der Randsäule und der Außenwand wird bei großräumiger 
Benutzung der Geschosse in den meisten Fällen weder die Aufstellung durch- 
gehender Arbeitstische noch durchgehender Regale gestatten. Ob diesem grund- 
rißlichen Nachteil gegenüber die konstruktive Wirtschaftlichkeit und die Mög- 
lichkeit ununterbrochen durchlaufender Lichtöffnungen in den Außenwänden 
entscheidend sind, ist eine Frage, die im einzelnen Falle gelöst werden muß. 
Bei Fabrik- und Lagerhausbauten ist die wirtschaftlich gerechtfertigte Aus- 
kragung gelegentlich angewendet worden, wie z. B. die Tafel 7, das Bild eines 
holländischen Fabrikbaues des Architekten van der Vlugt, zeigt. 
Ein typisches Beispiel für die Übertreibung einer an sich richtigen Kon- 
struktionsidee ist der Entwurf für ein „Bürohaus“ von Mies vander Rohe, 
der auf der Werkbundausstellung Stuttgart 1927 gezeigt wurde und der seither 
die Runde durch die Literatur gemacht hat (siehe Tafel 8). 
Aus öffentlich gemachten Angaben („Großstadtarchitektur“ von L. Hilbers- 
heimer, S. 60) ist zu entnehmen, daß der Architekt aus wirtschaftlichen 
Grunderwägungen zu seiner besonderen Gestaltung gekommen ist. Er hat für 
den Aufbau einen zweistieligen Rahmen von 8 m Spannweite mit beiderseitigen 
Auslegern von je 4 m als wirtschaftliches Konstruktionssystem ermittelt (siehe 
Abb. 18). Dies ist zweifellos so zu verstehen, daß der Konstrukteur von vorn- 
herein sich auf zwei Säulenachsen beschränkt und dann unter allen mög- 
lichen Stellungen dieser Säulen im Querschnitt die oben erwähnte als kon- 
struktiv günstigste, also wirtschaftliche Stellung ermittelt hat. Der große 
Abstand der Säulen von der Außenwand war dem Architekten willkommen, 
da er die ungehinderte Benutzung der Bodenfläche entlang der Außenwand 
vollkommen zuläßt. 
Hält man jedoch nicht von vornherein an der Beschränkung auf zwei Säulen- 
achsen im Querschnitt fest, sondern setzt in die Außenwände unter die Enden 
der Ausleger zwei weitere Säulen und rückt dieInnensäulen um 1 m nach innen, so 
erhält man eine Lösung (siehe Abb. 19), die konstruktiv günstiger ist und daheı 
eine Kostenersparnis von etwa 24 % an Trägern und Säulen gegenüber dem 
Konstruktionssystem von Miesvander Rohe bietet. Die Säulen werden 
schlanker und die Träger niederer, so daß eventuell noch an Stockwerkshöhe 
gespart werden könnte.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.