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Nartin Behaim erklärt seinen ersten Erdglobus.
Schiffe. Nur Hamburg und Bremen konnten dank ihrer günstigen
Lage die alte Hansenarbeit fortsetzen, freilich nur mit geringem Ge—
winn und unter Aufbietung der größten Opfer; denn überall lauerten
Feinde. So wurde am 11. September 1678 die heimfahrende Grön—
landflotte, als sie eben in die Elbe einsegeln wollte, von fünf gut
armierten französischen Schiffen angegriffen, weil zwischen Hamburg
und Frankreich Zwist ausgebrochen war; doch nur ein einziges ham—
burgisches Kriegsschiff, „Kaiser Leopold J.“, geführt von Kapitän Kar—
pfanger, konnte die Grönlandflotte schützen. Karpfanger warf sich dem
überlegenen Feinde entgegen und manöverierte so vortrefflich, daß nach
zwölfstündigem heißen Kampfe zwei feindliche Schiffe in den Grund
sanken, während die anderen drei unter dem Schutze der Nacht ent—
kamen (siehe Bild S. 198 und 199). Die dankbare Stadt ehrte den
Sieger mit dem Admiralstab. Er sollte ihn nicht lange tragen. Im
Jahre 1683 geleitete er die Hamburger Kauffahrer mit der Fregatte
„Das Wappen von Hamburg“ nach Kadiz und Malaga. Im Hafen
von Kadiz brach am 30. Oktober auf der Fregatte Feuer aus. Die
Mannschaft arbeitete unter Anweisung des Kapitäns mit allen Kräften,
doch vergebens. Endlich gingen, wie Gustav Freytags Erzählung
lautet, der Leutnant und die anderen Offiziere zum Kapitän und be—
richteten, daß das gute Schiff unmöglich gerettet werden könne, es sei
die höchste Zeit, sich zu retten, wolle man nicht im Schiffe verbrennen
oder mit demselben auffliegen; denn zwischen dem Feuer und dem
Pulver sei nur noch ein Brett, einen Finger dick, übrig. Karpfanger
aber, der das Schiff noch immer zu erhalten hoffte und seine Ehrc
höher als das Leben schätzte, befahl, daß man mit den Löschversuchen
fortfahre, und erwiderte, er wolle mit dem Schiffe leben oder unter—
gehen. Bald darauf kam das Pulver vorn im Schiff in Brand; da
es aber naß war, so zischte es nur auf, brannte am Fockmast durch
das Dach, und das Feuer flog den Mast und die Wanten hinauf in
die Segel. Jetzt ergriff das Schiffsvolk die Flucht; was nicht in den
Booten Platz fand, sprang über Bord, nur Karpfanger blieb an Bord,
getreu seinem Diensteid. Den Tod erwartend, stand er, von Flam—
men umzüngelt, auf der Kommandobrücke (siehe Bild S. 200). Die
Granaten der Kanonen lösten sich durch die Hitze von selbst, dann folgte
ein dumpfer Schlag, das „Wappen von Hambura“ floq in die Luft
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4.—
Nach einem Gemälde von Chr. Max Baer. (Text S. 202)
mit ihm sein treuer Kapitän. So starb ein Held; sein Tod zeigte,
daß im deutschen Volke trotz seiner Ohnmacht doch noch Heldenkraft
lebe; und eine Ahnung verkündete, daß in den alten Hansastädten
aus der Nord- und Ostsee Handel und Schiffahrt wieder mächtig würden,
wenn eine starke, einheitliche Staatsgewalt ihnen mit einer mächtigen
Kriegsflotte Schutz und Schirm bieten werde. Und wir preisen uns
glücklich, daß wir die Erfüllung der Ahnung schauen, und hoffen mit
unserem Kaiser, daß die alte hanseatische Macht in nicht ferner Zeit
vom deutschen Volke zurückgewonnen sei—
Von den großen Entdeckungen.
Veg Ende des 15. bis zum Aufgang des 16. Jahrhunderts
Rschaute die Welt eine Reihe großer Ereignisse, welche den Völ—
ern der Erde ihr Schicksal bestimmt haben und vor allem für die
Deutschen von tiefgreifendem Einfluß gewesen sind: die Entdeckung
neuer Seewege, durch die die Welt größer wurde, die Erfindung
des Bücherdrucks, welche den Aufschwung des Geisteslebens so mächtig
förderte, und die Reformation der Kirche, diese gewaltige Aufer—
tehungstat, aus der ein neues Staats- und Gesellschaftsleben erblühte.
Der reiche Handelsverkehr des Abendlandes mit dem Morgen—
lande wurde durch das gewaltsame Vordringen der osmanischen Türken
allmählich vernichtet. Je mehr aber die alten Kulturstätten, die so
ange die Brücke zwischen Ost und West gebildet hatten, dahinsanken,
desto stärker erwachte das Bedürfnis, eine neue Verbindungsstraßze, wenn
nöglich einen Seeweg, nach dem gepriesenen Indien zu entdecken. Und
dieses Ziel wurde ein mächtiger Ansporn zu den kühnsten Seefahrten
in weite, unbekannte Meere. Dazu kam, daß märchenhafte Erzäh—
sungen von reichen Wunderländern und geheimnisvollen Inseln die
Phantasie lebhaft erregten und bei der damaligen Menschheit eine
Abenteuerlust erzeugten, wie zur Zeit der Kreuzzüge, freilich mit dem
Unterschiede, daß jetzt vornehmlich die Gier nach Gold und irdischer
Blückseligkeit Triebfeder des Handelns wurde.
Den Portugiesen und Spaniern gebührt der Ruhm, die
erstrebten Ziele verwirklicht zu haben. Prinz Heinrich von Portugal,
genannt der Seefahrer, verfolgte den Gedanken, ob man nicht Afrika um