Full text: Bildersaal deutscher Geschichte

Zchriftkenntnis 
eruhte, Eck oft 
uvorlautem 
Ton mit unbe— 
niesenen An— 
Hhuldigungen. 
Diese Di— 
putation hatte 
ür die Refor— 
nation einen 
ireßen Erfolg 
Melanchthon, 
»er ihr mit größßz 
er Aufmerk— 
amkeit gefolgt 
var, entschied 
sich für Luther 
und die von ihm 
verfochtene 
evangelische 
Wahrheit, ja er 
vurde sein be— 
eutendster Ge— 
zilfe und treue— 
ter Freund. 
Zelten ist eine 
Freundschaft 
Finer und erhabener gewesen. „Sterben will ich lieber, als mich von 
Luther wegreißen lassen. Ja über mein Leben geht mir sein Wohl, 
'o daß mir nichts Schlimmeres begegnen könnte, als von Luther ge— 
rennt zu werden,“ schrieb Melanchthon einmal an seinen Großoheim 
Reuchlin, auch einen berühmten Humanisten, und solcher Wert— 
chätzung entsprach seine Mitarbeit an Luthers Werk. 
Es ist kaum zu sagen, wie sehr er es gefördert hat, bald durch 
eine ganz ungewöhnliche Gelehrsamkeit, z. B. in den alten Sprachen, 
vald durch seine Sanftmut und Milde, die ihn in jenen Geistes— 
rämpfen gewissermaßen zum Friedensengel machten. Luther sagte 
einmal: „Ich bin dazu geboren, daß ich muß mit den Feinden zu 
Felde liegen; darum sind meine Bücher so stürmisch und kriegerisch. 
Ich muß die Klötze und Ztämme ausreuten, Dornen und Hecken weg— 
hauen, die Pfützen ausfüllen und bin der grobe Waldrechter, der Bahn 
nachen und zurüsten muß. Aber Magister Philipp fährt säuberlich 
ind stille daher, bauet und pflanzet, säet und begießt mit Lust, nach— 
dem ihm Gott hat gegeben seine Gaben reichlich.“ Besser konnte der 
eure Mann nicht charakterisiert werden. Nur einiges seiner segens— 
»ollen Tätigkeit sei erwähnt. Im Jahre 1530 verfaßte er das berühmte 
Augsburger Bekenntnis, das in versöhnlichster Form die wichtigsten 
Hlaubenslehren der neuen Kirche auf biblischer Grundlage aufbaut, 
ind errang damit einen ungeheuren Erfolg, so daß selbst die Feinde 
»ekannten: „Was vorgelesen worden, ist reine Wahrheit, wer könnte 
»s leugnen?“ oder: „Die Lutherischen sitzen in der Schrift und wir 
daneben.“ Die übersetzung der Bibel ist dank seiner Sprachkenntnisse 
iächst Luther vor allem sein Verdienst. An der Ausbildung des Schul— 
vesens, das durch die Reformation so gewaltig gefördert wurde, nahm 
er hervorragend Anteil, so daß man ihn geradezu „den Lehrer Deutsch— 
ands“ genannt hat. Bald halfi er, 
n protestantisch gewordenen Städten 
neue Schulen zu gründen oder ältere 
umzugestalten, bald schrieb er latei— 
nische und griechische Lehrbücher für 
sie. Dabei nahm er überall auf 
die örtlichen Verhältnisse und Vor— 
bedingungen Rücksicht. Hier wurde 
vohl ein aufgehobenes Kloster in 
»ine Schule umgewandelt, dort be— 
iutzte man die Mittel eingezogener 
dirchengüter, um neue Schulen zu 
»ꝛröffnen. — An beide Gepflogen— 
seiten der Reformation erinnern 
ins auch die Bilder auf S. 220. 
In das ehrwürdige Klostergebäude 
m Württem— 
erger VLand ist 
nit der Jugend 
ieues Leben ein— 
zezogen, und der 
'andesherr be— 
'undet sein reges 
Interesse daran; 
die Fürstenschule 
u St. Afra in 
Meißen ist von 
en Erträgnissen 
lufgehobener Klö— 
ter und Stifte 
es süchsischen Her— 
ogtums errichtet 
vorden. Eben er— 
ält ihr erster Rek— 
or, Vulpius, von 
)erzog Moritz die 
ztiftungsurkunde. 
Als am 18. Fe— 
ruar 1546 Luther 
1Eisleben, wo 
reinst am 10. No— 
ember 1483 das 
icht der Welt er— 
lickt hatte, zur ewigen Ruhe eingegangen war, erhielt Melanchthon ge— 
adezu die Führerschaft der Reformation. Wohl zeigte er sich dabei den 
reitbaren Elementen des Luthertums gegenüber zuweilen zu nach— 
iebig, aber im ganzen bewährte er sich als ein treuer Vertreter der 
rüher gewonnenen Überzeugung. Im Jahre 1560 erlöste ihn der 
Tod von dem „Gezänk der Theologen“. 
Der Bannerträger des jüngeren, entschieden reformatorisch ge— 
innten Humanismus war der Ritter und Dichter Ulrich v. Hutten, 
iuf der Steckelburg in Franken im Jahre 1488 geboren. „Was die 
Zesten seiner Volks-, Zeit- und Altersgenossen erfüllte und bewegte, 
r verdichtete es zum blitzenden Gedanken und formte es zum zünden— 
en Wort. Allenthalben hatte er mit verständnisvollem Blicke die 
zchäden der Zeit und das erkannt, was seinem Vaterlande nottat. 
tom humanistischen Verseschmied wuchs er zum Herold der kirchlichen 
sesorm und der staatlichen Verjüngung Teutschlands empor, vom 
iteinischen Rhetor zum deutschen Zeitschriftsteller, vom adeligen Ritter 
um nationalen Kämpfer. Ein Deutscher vom Scheitel bis zur Sohle, 
in Idealist in jeder Fiber, ist er von keinem seiner Jeitgenossen an 
Ibstloser Begeisterung und Hingebung für die Nation erreicht, geschweige 
berboten worden.“ (Echerr.) Sein Vater hatte ihn einst wegen seiner 
zchwächlichkeit zum geistlichen Stande bestimmt; aber der junge Ulrich 
utsprang aus dem Kloster zu Fulda und besuchte, vielleicht von reichen 
zerwandten unterstützt, verschiedene Universitäten, z. B. Köln und 
zrfurt, wo er sich mit größtem Eifer den humanistischen Studien hin— 
ab. Nach mehrjähriger Wanderung in Deutschland und Osterreich 
egab er sich im Jahre 1312 nach Italien, wo ihn die Not zwang, 
ls gemeiner Landsknecht im Heere Maximilians J. gegen Venedig 
zriegsdienst zu nehmen. Als er von dort zurückgekehrt war, gelang 
es ihm, sich mit seinem zürnenden 
Kater auszusöhnen, und auf dessen 
Vunsch ging er im Herbst 1515 
iochmals nach Italien, um Riechts— 
vissenschast zu studieren. Während 
ieses Aufenthaltes bestand er in der 
zchenke zu Viterbo, nicht weit von 
som, ein rühmiliches Abenteuer. 
Ziehe Bild Z. 21855219. Fünfi 
rotzenhafte Franzosen, Gesandte des 
zönigs Franz, der mit Maximilian 
Kerhandlungen pflog, spotteten über 
Deutschland und jeinen ritterlichen 
könig Max, unbekümmert um den 
inwesenden Hutten, der seinen Zorn 
ur mühsam zu bemeistern suchte. 
Urich 2winan 
—B222
	        
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