Aber bald erlag er
der Übermacht; 200
aus seiner Schar
flüchteten sich in die
Kirche, wo sie je—
doch elend ver—
hrannten, während
Florian Geyer mit
100 anderen sich im
Schloß verschanzte.
Aber auch hier wur—
den sie nach furcht—
barem Ringenüber—
wältigt; die meisten
fielen, nur ein klei—
ner Rest mit dem
Führer schlug sich in
der Dunkelheit der
Nacht durch die
Gegner hindurch.
Aber sie wurden
von diesen verfolgt
undam9. Juni 1525
auf einer Waldhöhe
in der Nähe von
Hall zum Kampfe
gezwungen. Von sei—
nemeigenenSchwa—
ger Wilhelm v. Grumbach überfallen, fand hier Florian Geyer
den Heldentod. (Ziehe Bild S. 223.)
Die siegreichen Gewalten verstanden leider noch weniger Mäßigung
zu bewahren, als vorher die Bauern. Voll Rachegefühl gingen sie
überall mit der größten Grausamkeit vor; allein in Würzburg fanden
60 Hinrichtungen statt, in Franken im ganzen 211. Eine Besserung
der wirtschaftlichen Lage trat nur ganz vereinzelt ein; meist wurden die
Lasten noch vermehrt. „Der Bauernstand versank in die vollständige
Passivität und Barbarei einer an die Scholle gebundenen Arbeiterschaft.“
Anhänger nach den
Niederlanden, um
sjier ihre Glaubens—
insichten weiter zu
erbreiten. Dort
ber bildete sich eine
esondere Richtung
der Wiedertäufer
aus. Es gab unter
hnen ruhig den—
tende und sittlich
sochstehende Män—
ier, die das Haupt—
gewicht weder auf
die Bibel noch auf
die Dogmen leg—
ten, sondern auf ein
hristliches Leben,
auf praktische Nach—
folge Christi, denen
also die Rechtferti—
gungslehre Luthers
rnicht genügte. An—
dere gingen in die—
er Auffassung fol—
zerichtig weiter und
uchten die ur—
sprüngliche Gleich—
Jeit aller Christenmenschen auf sozialistisch-kommunistischem Wege wirk—
ich durchzuführen. Eben diese Richtung kam dann in verzerrter Ge—
talt vorübergehend zur Verwirklichung in dem alten Bischofssitz
Münster. Dort fanden Ende 1533 und Anfang 1534 zahlreiche nieder—
ländische Wiedertäufer bei Bernhard Knipperdolling Aufnahme,
darunter auch der Schneider und Gastwirt Johann Bockelson aus
Leiden, gewöhnlich Johann von Leiden genannt. Sie erlangten
hald großen Einfluß, und darum strömten massenhaft neue Gesinnungs—
genossen in die Stadt, während viele der reicheren alteingesessenen
Bürger aus Furcht wegzogen. So kam es, daß in der Ratswahl vom
21. Februar die Wiedertäufer die Oberhand erhielten und Knipper—
zolling Bürgermeister wurde. Sie beschlossen nunmehr, alle Ungläubigen
uus der Stadt zu verjagen, und brachten unter Leitung von Johann
Bockelson ihre Ideen mehr und mehr zur Durchführung. Die Güter—
jemeinschaft wurde eingerichtet, und nach dem Muster Israels stellte
nan zwölf Älteste an die Spitze. „Immer toller und wahnsinniger
vurden dann die Ausgeburten einer überreizten religiösen Phan—
asie. Noch war auch in den Reihen der Auserwählten nicht jeder
Widerstand erstorben, vielmehr machte sich derselbe, als man auch
zur Einführung der Vielweiberei schritt, noch einmal nachdrücklich gel—
tend, wurde aber gewaltsam unterdrückt. Bockelson ließ sich zum König
des neuen Israel
krönen, schaffte
sich einen präch—
tigen Hofstaat an
und führte ein
despotisches Will⸗
ürregiment, wel—
hes jede Regung
des Widerstandes
mit äußerster Ge—
waltsamkeit nie—
derhielt.“ (Geb—
hardt, a. a. O.)
Aus dieser tollen
Zeit zeigt auch
nebenstehendes
Bild eine Szene,
einen Maientanz
zei Blut und Lei—
hen. — Der Bi—
schof von Münster
war unterdessen
Zilderstüirmer. Nach einer Originalzeichnung non
Bilderstürmer und Wiedertäufer.“
Me haben bereits gesehen, wie im Jahre 1521 Luther in Wittenberg
)22 gegen Carlstadt und die Zwickauer Schwärmer eifern mußte, um
die Reformation vor falschen Bahnen zu bewahren. Damit waren
aber die Ideen dieser Männer noch nicht aus der Welt geschafft; an
anderen Orten fanden sie doch wieder Anhänger, und dann drang man
wohl mit Gewalt in die Kirchen, riß von den Wänden und Altären
die Bilder und andere Schmuckgegenstände ab und verbrannte sie (sehe
obenstehendes Bild), daher der Name Bilderstürmer. — Manche von diesen
Schwarmgeistern
verwarfen sogar
die Kindertaufe
und wollten nur
Erwachsene tau—
fen. Eine natür—
liche Folge dieser
Anschauung war
das Verlangen,
daß sich jeder, der
sich ihrer Sekte
inschloß, noch
einmal taufen
lassen mußte; da—
her hießen sie
auch Wiedertäu—
er. Einer ihrer
eifrigsten Ver—
reter war Tho—
mas Münzer.
Nach seinem Tode
lohen viele seiner
ientanz z0
v. ro 1525
7
—
*