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Friedrich der Große.
ls einst der Große Kurfürst durch die erbärmliche Reichspolitik des
EDs habsburgischen Kaisers zu dem Frieden von St. Germain ge—
wungen wurde (vergl. S. 269), soll er in tiefem Groll gesagt haben:
„Einst wird uns ein Rächer erstehen aus unsern Gebeinen!“ Das unten—
ratsächlich der Rächer des Großen Kurfürsten an Habsburgs Haus. Der
Anlaß dazu war der Besitz Schlesiens. Wie wir bei Kurfürst Joachim II.
rion Brandenburg bereits erwähnt haben (vergl. S. 264), sollten laut
ẽrbvertrag vom 18. Oktober 1537 die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und
Wohlau beim Aussterben des schlesischen Fürstenhauses der Piasten an
Brandenburg fallen. Als aber im Jahre 1675 der letzte Herzog starb,
nußte der Große Kurfürst
die Herzogtümer Osterreich
iberlassen. Zwar erhielt er
püter statt ihrer den Kreis
Schwiebus; doch sein Nach—
'olger Friedrich III. gab die—
es Gebiet wieder heraus,
um den Kaiser für die Er—
ichtung des preußischen Kö—
nigtums geneigt zu machen,
ind daher hielten die spüteren
Hohenzollern ihre Rechte auf
die Herzogtümer aufrecht.
Ebenso beanspruchten sie das
Fürstentum Jägerndorf; denn
hre Vorfahren hatten das—
elbe einst durch rechtmäßigen
dauf als Fideikommiß des
»randenburgischen Hauses er—
vorben. Aber im Jahre 1621
var es dem damaligen In—
)aber Johann Georg durch
Osterreich entzogen worden,
veil er sich dem Winterkönig
ingeschlossen hatte. Der ge—
ignete Zeitpunkt, die preu—
zischen Ansprüche auf die
chlesischen Länder mit Erfolg
geltend zu machen, schien ge—
ommen zu sein, als im Jahre
.740 mit Karl VI. der Man—
iesstamm der Habsburger
rlosch und nach der „prag—
natischen Sanktion“ Maria
Theresiassiehe Einschaltbild)
den Thron bestieg. Damals
entbrannte der Osterreichische
Erbfolgekrieg, und auch Fried—
rich II. war fest entschlossen,
eine Rechte jetzt durchzusetzen.
Durch seine Juristen Lude—
vig, Cocceji u. a. ließ er der
Welt seine Ansprüche erklären
ind die österreichischen Rechts—
anschauungen widerlegen, und
da seine Versuche, Maria
Theresia zur gutwilligen Ab—
retung Schlesiens zu be—
vegen, scheiterten, überschritt
er am 16. Dezember 1740 an
der Spitze von 30000 Mann
die Grenze. Damit begann
der erste Schlesische Krieg, der
im zweiten Jahre zum Frie—
hen von Breslauführte. Fried⸗
rich gewann Schlesien mit der
Krafschaft Glatz, doch ohne Troppau und Jägerndorf, im ganzen fast
00 Quadratmeilen mit 192 Millionen Einwohnern. Doch schon im
August 1744 rückte er mit einem gewaltigen Heer abermals ins Feld,
im Schlesien gegenüber der wachsenden Macht Maria Theresias
u behaupten, und durch glänzende Siege, z. B. bei Hohenfried—
erg und bei Kesselsdorf, zwang er die Kaiserin abermals, auf
Schlesien zu verzichten. Das geschah am 25. Dezember 1745 im Frieden
on Dresden, wodurch der zweite Schlesische Krieg beendigt wurde. Die
reußische Armee und ihr junger König hatten ihre Feuerprobe auf
„Messieurs, der hat viel getan für Preußen!“ Nach einem Gemälde von Ad. v. Menzel
tehende Bild zeigt uns diesen Rächer am Sarge des großen Toten, König
Friedrich II. (ssiehe Einschaltbild), den die Geschichte ebenfalls den Großen
nennt. „Messieurs, der hat viel getan für Preußen!“ Das ist nur ein
chlichtes Wort, aber es läßt uns ahnen, welche Hochachtung Friedrich für
den gewaltigen Ahnherrn hegte. Es war eine Hochachtung, die zu be—
jeisterter Nacheiferung trieb, so daß sich im Urenkel wiederholte, was
chon von Friedrich Wilhelm galt: er war der größte Fürst seiner
Zeit. Solche Größe zeigte Friedrich zunächst als Kriegsheld, und zwar
richtete sich sein Schwert besonders gegen Osterreich, und so wurde er