Wenzel von Böhmen. Doch auch für des Reiches Wohl und Ordnung darauf ein. Schleunigst rückte der Erzbischof seinen Feinden entgegen
Far'er unermüdlich tätig, vor allem durch erfolgreiche Bekämpfung imd hoffte sicher, sie zu besiegen. Soll er doch sogar einen ganzen
es Raubrittertums. Mit unerbittlicher Strenge ließ er z. B. in Thüringen Wagen Ketten und Seile mitgeführt haben, um die Gefangenen damit
29 gefangene Raubritter hinrichten und 66 Raubburgen zerstören. u fesseln. Er berief auch seine Verbündeten, von denen die Grafen
Der Versuch, dem Reich durch Besteuerung der Städte eine Ein- on Geldern und Luxemburg alsbald seinem Rufe folgten. Das ver—
nahmequelle zu verschaffen, scheiterte an dem Widerstand der Bürger. nmiate Heer rückte nach Worringen vor; aber der Brabanter hob die
trennte die Heerhaufen. Nachdem sie von ihren Oberbefehlshabern, Erz—
bischof Siegfried und Herzog Johann, geordnet waren, wurden die
Fahnen und Standarten entrollt, Trommeln wirbelten, Trompetern
cchmetterten, und Schlachtgeschrei scholl über die weite Heide. Schnell
entwickelte sich der Kampf auf der ganzen Linie. Furchtbar war der
Anprall: denn es wurde auf beiden Seiten mit ebensoviel Tapferkei
die bergischen Bauern in der
Schlacht bei Worringen.
— bgleich Rudolf von Habsburg redlich
J bemüht war, neben den kleinen auch
hie größeren Fehden im Deutschen Reiche
möglichst zu verhindern, wurde doch wäh—
rend seiner Regierungszeit am Niederrhein
ein langwieriger Erbschaftsstreit zum Aus—
trag gebracht, der seit 1282 die Ebene
wischen Rhein und Maas durchtobt und
ämmerlich verwüstet hatte. Es handelte
ich um das Herzogtum Limburg, das die
deiden jetzt zu Holland und Belgien ge—
hörenden Provinzen Niederländisch- und Bel—⸗
gisch-Limburg umfaßte. Dort starb im
Jahre 1280 Walram, der letzte Sproß
des ältesten Zweiges der Herzöge von Lim—
hurg, ohne einen Sohn zu hinterlassen.
Sein Land beanspruchten darum gleich—
zeitig zwei Verwandte; da sie sich aber nicht
einigen konnten, kam es zu erbittertem
Streit, der bald einen allgemeinen Cha⸗
rakter annahm. Der eine Bewerber war
des Verstorbenen Schwiegersohn, Graf Rei—
rold von Geldern, als Erbe seiner auch
bereits aus dem Leben geschiedenen Gemahlin
Irmengard, der andere Walrams Neffe,
Graf Adolf VII. von Berg, der aber
zald sein Anrecht an Herzog Johann J.
»on Lothringen und Brabant, seinen
Lehensherrn, für 32000 Mark verkaufte.
Beide Teile sahen sich nach Bundes—
jsenossen um. Graf Reinold gewann für
ich in erster Linie den Erzbischof Siegfried
»on Köln, einen stolzen und ehrgeizigen
tirchenfürsten, der einen mächtigen Anhang
besaß und fortan der eigentliche Führer
des Kampfes auf dieser Seite wurde, ferner
den Grafen Heinrich von Luxemburg
mit seinen Brüdern, endlich Adolf von
Nassau und noch viele edle Ritter und
Herren. Auf Herzog Johanns Seite stan—
den vor allem Graf Adolf von Berg und
die Bürger von Köln, die mit dem stren—
gen Regiment ihres Erzbischofs schon lange
anzufrieden waren. Jahrelang wütete der
Krieg, zuerst in der Nähe von Aachen und
Maastricht, später besonders im bergischen
and. Im Jahre 1287 kamen die gegen
Johann von Brabant Verbündeten dahin
iberein, dem Hause Berg die Nachfolge von
Limburg abzusprechen und sie dem Grafen
don Luxemburg, als dem Enkel des ver—
torbenen Walram, zu übertragen. Graf
Reinold von Geldern sollte sich mit der
Nutznießung des Landes zufrieden geben.
Durch diesen Vertrag sah sich der Brabanter geschädigt und eröffnete
darum im Frühjahre 1288 den Krieg aufs neue, indem er in das Gebiet
des Erzstiftes Köln einfiel und sich mit dem Heere der Kölner Bürger—
schaft verband. Die Kölner verlangten, daß der Herzog ihnen zunächst
beistände, die Zwingburg Worringen anzugreifen, die ihr Erzbischof
am Rhein zwischen Köln und Neuß erbaut hatte. Johann ging auch
BRie berauchen W*nauern
wyöer Schlacht ber—ngen. Nach einem Gemälde von P. Jan;
Zelagerung der Feste unerwartet auf und zog dem Feinde entgegen.
sjn der Nacht vom 4. zum 5. Juni 1288 lagen sich beide Teile dicht
egenüber in der Fühlinger und Worringer Heide, zusammen etwa
53000 Mann. Fast vernahmen die Posten „der gegenseit'gen Wacht ge—
Jjeimes Flüstern“. Am anderen Morgen, einem Sonntag, entbrannte die
Entscheidungsschlacht. Ein breiter, von tiefen Gräben eingefaßter Weg
wie Ingrimm gestritten, und immer lauter erscholl das Geklirr der
Waffen. Bis in den Nachmittag währte das mörderische Gemetzel, ohne
daß eine Entscheidung erfolgt wäre. Die Junisonne brannte so heiß
hernieder, daß schließlich auf beiden Seiten eine Unterbrechung des
Kampfes eintrat, weil die in Schweiß gebadeten, vor Durst beinah
berschmachtenden Krieger kaum noch die Waffen zu führen vermochten
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— —
Diese Pause benutzte Graf Adolf von Berg, der bisher eine weise
Zurückhaltung beobachtet hatte, und ließ jet seinen Bauern den Besehl
zum Vorgehen zukommen. Diese waren zwar nur mit Sensen, Keulen
ind nägelbeschlagenen Morgensternen ausgerüstet, warteten aber schon
ängst mit Ungeduld auf den Angriff. Als sie endlich vorrücken durften,
ielt ein bergischer Mönch, mit Namen Walther Dodde, der zu Pferde
die Bauern begleitete und großes Ansehen
unter ihnen genoß, eine seurige Ansprache
an sie und brach am Schlusse in das weit—
hin hallende Schlachtgeschrei aus: „Verge
roemrik!“ („Ruhmreiche Berger!“) Hinge—
rissen von der Beredsamkeit des Mönches,
stimmte die Schar ein und wiederholte den
Kriegsruf. (Siehe nebenstehendes Bild.)
Wie ein Ungewitter brachen sie als—
daun los und hieben mit ihren furchtharen
Waffen so wütend und ungestüm drein,
daß sie zuerst zwischen Freund und Feind
gar keinen Unterschied machten, weil sie die
oergischen Ritter in ihren Rüstungen nicht
von den brabantischen unterscheiden konnten,
und dabei schrieen sie unaufhörlich: „Berge
roemrik, Berge roemrik?!“ Nur mit Mühe
gelang es, ihren Eiser in die richtige Bahn
zu lenken; dann aber wüteten die Sensen,
Keulen und Morgensterne dermaßen unter
den Feinden, daß die Erzbischöflichen zum
Weichen gezwungen wurden. Bald gab
es kein Halten mehr, die Flucht wurde all—
gemein. Als dann Erzbischof Siegfried
selbst, nachdem sein Streitroß gefallen war,
sich seinem Todfeinde Adolf von Berg er—
geben mußte, war die Entscheidung gefallen.
Auch viele von den Verbündeten des Erz—
bischofs kamen in Gefangenschaft, unter ihnen
Graf Reinold von Geldern und Adolf von
Nassau. Des Blutes war überaus viel
vergossen worden; denn die Zahl der Ge-
töteten wird auf 6000 angegeben. Eine
RKapelle, die später auf dem Schlachtsfelde
errichtet wurde, hat die Erinnerung an das
schreckliche Ereignis noch lange wach gehalten.
Die Folgen der Schlacht waren für die
Beteiligten recht tiefgreisend. Kurz darauf
wurde die Burg Worringen eingenommen
und dem Erdboden gleichgemacht, was in
Köln, wo man den siegreichen Brabanter
jubelnd empfangen hatte, besondere Freude
erregte. Herzog Johann nahm alsdann
Limburg in Besitz. Reinold, den er erst
nach drei Jahren gegen ein hohes Lösegeld
aus der Gefangenschaft entließ, mußte allen
Ansprüchen auf Limburg entsagen und dem
Derzog drei Städte abtreten. Erzbischof
Siegfried wurde von dem Grafen von Berg
nehartem Gewahrsam auf Schloßz Burg
gehalten. Es wird erzählt, daß er in voller
Rüstung in der Haft ausharren mußte; nur
heim Essen wurden ihm Helm und Hand—
chuhe abgenommen. Seine Freiheit bekam
er erst nach Jahresfrist wieder, nachdem
er sich dem Grafen gegenüber verpflichtet,
nirgends am Rhein von der Sieg- bis zur
Angermündung eine Burg oder Feste an—
zulegen und 12000 Mark Schadenersatz zu
ahlen, und nachdem er auch mit den Bürgern seiner Stadt Frieden ge—
nacht hatte. — In der ganzen Grafschaft Berg wurde der Sieg des
hrafen Adolf mit Frohlocken begrüßt. Er und seine Gemaählin Elisabeth
tifteten ein dauerndes Andenken daran, indem sie am 14. August 1288
)das bisherige Dorf Düsseldorf zur Stadt erhoben. Vergl. Herchenbach
und Reuland, Geschichte des Limburger Erbfolgestreits.