vativeren Gesellschaft, in dem jungen Handels- und Eroberer-
staat der protestantischen Elisabeth von England, hat etwa
100 Jahre später Shakespeare daraus einige seiner lebens-
erfülltesten Dramen geschaffen.
HUTTEN
1488 — 15923
Ich hab’s gewagt.
In Europa wandelte sich der ritterliche Adel in den Hofstaat
der absoluten Fürsten. In hartem Kampf wurde er von den
Fürsten abhängig gemacht. Die Besiegten gaben den Siegern
Offiziere und Minister und erhielten dafür Vorrechte, Güter
und Titel. Hier früher, dort später, wurde der Kampf
zwischen ständischem Adel und absoluten Monarchen aus-
gekämpft. Ueberall mit dem gleichen Ausgang. Und überall
ergibt sich der Adel, weil er Rückhalt sucht vor dem mächtig
aufsteigenden Bürgertum, und weil er den Fürsten gebraucht,
um sich die Bauern ausliefern zu lassen zur Ausbeutung und
Knechtung. Am Ende des 16. Jahrhunderts schreibt in
Spanien Cervantes dem alten Rittertum seine närrische Grab-
rede. Im Anfang desselben Jahrhunderts kämpfte das Ritter-
tum in Deutschland seinen letzten verzweifellen Unabhängig-
keitskampf. Sein Vorkämpfer ist Ulrich von Hulten. Ver-
lassen von den Gefährten fällt er. Und mit ihm geht auf
ein paar Jahrhunderte die letzte Hoffnung auf eine Einheit
Deutschlands zu Grabe.
Während überall sonst in Europa Fürsten gegen Adel
ihren Kampf ausgefochiten haben, liegen in Deutschland,
diesem verzwicklesten und unvernünftigsten Lande der Erde,
die Dinge auch hierin verzwickt und verworren. Höchster
Herr des Landes war der Kaiser. Aber als Wahlkaiser,
ohne Steuern, ohne Militärmacht, mit Befugnissen, die
sehr beschränkt waren zugunsten der Landesfürsten,
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