Full text: Plan-Fragmente aus der deutschen Dombauhütte von Prag in Stuttgart und Ulm

Geleitwort 
ls wir im Sommer 593) bei der Durchmusterung alter Einbande in den Beständen des 
Archivs der Stadt Stuttgart aus zwei Steuerbucheinbänden der ersten zzalfte des 6. Jahr⸗ 
hunderts Bruchstücke mittelalterlicher Baurisse loslösten, waren wir uns der Seltenheit und 
der besonderen Bedeutung unseres Funds sofort bewußt. Wenngleich die alsbald unternom— 
menen Versuche einer Deutung auf kirchliche Bauwerke des altwürttembergischen Gebiets 
nicht glücken wollten (und, wie wir heute auch wissen, nicht glücken konnten), so blieben wir 
uns doch darüber klar, daß hier keine zu Ubungs- oder Studienzwecken entworfenen Idealpläne 
vor uns lagen, sondern Risse zu ganz bestimmten Rirchenbauten, die es noch festzustellen galt. 
Ebenso meldete sich schon alsbald die Vermutung an, daß das Auftauchen dieser Bruchstücke in 
Ztuttgart irgendwie mit dem Wirken Aberlin Jergs und der von ihm Jahrzehnte lang ge— 
eiteten Stuttgarter Bauhütte in Verbindung zu bringen sei. 
Niemand jedoch aus dem KRreise derer, die sich damals mit diesen Pergamenten befaßten, ahnte 
auch nur entfernt, daß hier neue Zeugnisse von der Einheit des spätmittelalterlichen deutschen 
Kunstschaffens im ganzen deutschen Rulturbereich zwischen Karpaten und Vogesenkamm vor 
uns lagen, die von den Arbeiten schwäbischer Baumeister im Dienste der Prager Dombauhütte 
und von deren Rückwirkung auf das schwäbisch-alamannische Stammesgebiet Runde geben. Diese 
weitgespannten Zusammenhänge zu erkennen, blieb dem sudetendeutschen Kunsthistoriker Dr. Otto 
Kletzl vorbehalten, der, durch seine Arbeiten über die Prager Dombauhutte und über das Bau—⸗ 
meistergeschlecht der Parler sowie durch seine eindringende Kenntnis der erhaltenen mittelalter— 
lichen Baupläne trefflich vorbereitet, y930 an die Fragmente herantrat. 
Eine besondere Fügung des Schicksals wollte es, daß die literarische Auswertung dieser Ent— 
deckungen im Rahmen der Schriftenreihe unseres Archivs gerade während der entscheidungs— 
schweren Monate sich vollzog, die dem Sudetendeutschtum die Freiheit und den Anschluß an das 
Reich brachten. Nur die Teilnahme des Verfassers an der Befreiung seiner Zeimat und die 
dadurch bedingte zeitweilige Unterbrechung der Arbeiten hat verschuldet, daß das Buch nicht 
nehr rechtzeitig auf den ersten Weihnachtstisch des Großdeutschen Reiches gelegt werden konnte. 
zu der vorbildlichen Köosung der schwierigen Aufgabe haben Verfasser, Verleger und die 
Braphische Anstalt E. Schreiber ihr Bestes beigetragen. Die ünderung des Formats für das 
vorliegende zeft, die vielleicht von dem einen oder anderen Bezieher der „Veröffentlichungen“ 
unangenehm bemerkt wird, erwies sich als unumgänglich, weil nur so eine allzustarke Ver— 
kleinerung in der Wiedergabe der Planfragmente vermieden werden konnte. Das beigegebene 
kleine Druckfehlerverzeichnis bitten wir mit der Tatsache zu entschuldigen, daß, wie schon 
angedeutet, die Verbindung mit dem Verfasser während des Druckes zeitweilig unterbrochen 
oder wenigstens nur auf Umwegen herzustellen war.
	        
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