Einleitung
Im Spätherbst 193) löste der Vorstand des Archivs der Stadt Stuttgart, Karl Stenzel,
aus Pergamenteinbanden von Steuerbüchern dieser Stadt drei Blätter, von denen zwei außen
und innen, eines nur innen Zeichnungen gotischer Architekturen aufwiesen. Am 160. Dezember
des gleichen Jahres legte er sie einer Sitzung der Runstgeschichtlichen Gesellschaft Stuttgart
vor, welche unter dem Vorsitz Professor Weizsäckers stattfand. Die hier daraufhin sich ent⸗
wickelnde Aussprache führte jedoch zu keinem greifbaren Ergebnis. Anläßlich des Schwäbi—
schen Zeimattages fand im Sommer 933 eine Ausstellung „Alt-Stuttgart“ statt, bei der das
Ztadtarchiv eines dieser Fragmente, das Vr. 2, unter dem Titel: „Unfertiger Entwurf eines
Zteinmetzen zu einem ZeiligenBrab vor 1450“ zeigte. Im Sommer 1936 lernte der Zeraus—
geber diese Fragmente gelegentlich einer Studienreise durch das schwäbische Zeimatgebier
der Parlergotik kennen. Dank dem Entgegenkommen des Archivs der Stadt Stuttgart durfte
er sich dann diese Fragmente zu eingehenderem Studium an das Runstinstitut der Universität
Marburg / Lahn kommen lassen. Im Zerbst des gleichen Jahres konnte er Zauptergebnisse
dieses Studiums bekanntgeben [5).
Es handelt sich hier um Plangut, das großenteils aus der deutschen Dombauhütte von Prag
stammt; aus der Zeit, da diese Bauhütte von Peter Parler, dem großen Werkmeister aus
Schwäbisch Gmünd, geleitet worden ist (3383—99). Im Sommer 1937 fand der Zerausgeber
dann im Stadtmuseum von Ulm eine Reihe unbekannter Werkpläne, unter denen sich noch ein
weiterer, diesmal vollständig erhaltener Plan von Prag befand: Ein Grund⸗ und Aufriß des
zroßen Treppenturmes am Südquerschiff des Prager Domes. Damit wurden auch Ansichten
über eine Mittlerrolle Ums zwischen Schwabisch Gmünd und Prag bestätigt, die er drei Jahre
vorher ausgesprochen hatte.
Baupläne gotischer Züttenkunst sind an und für sich selten. In diesem Falle gibt so zu—
gänglich gewordenes Planmaterial nicht nur verschiedentlich Aufschluß über das Entstehen
eines der größten deutschen Dome. Es ermöglicht auch Vorstellungen über wichtige Teile die—
ses Bauwerkes, die nicht mehr hatten ausgeführt werden konnen. Solches Planmaterial gibt
endlich auch Zeugnis von dem vielfältig lebendigen Zusammenhang, den diese Bauhütte Peter
Parlers mitten im Böhmerland mit ihrem schwabischen Zeimatgebiet aufrecht erhielt. All
diese Gründe sprachen für eine selbständige Veröffentlichung der so gewonnenen Pläne. Er⸗
freulicherweise ließ sie sich im Rahmen der als „Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stutt⸗
gart“ herausgegebenen Schriftenreihe durchführen.
Die vollständige Auswertung dieses langutes erfolgt im Rahmen einer Veröffentlichung
des Zerausgebers über „Werke und Wirkungen der Dombauhütte von Pragc“, deren Erster
Kletzl, Planfragmente