überdauernden Bauvorhaben. Meister Niclas Queck, der 497 die Stellung des leitenden
Werkmeisters am Dom zu Frankfurt zugunsten des gleichen Postens am Dome zu Mainz end—⸗
gültig aufgab, wurde noch sechs Jahre später durch Frankfurter Ratsboten zur Herausgabe
eines der großen Turmpläne gezwungen, den er widerrechtlich aus der Zzütte mitgenommen
hatte. Alle Pläne, die ein Parlier oder leitender Werkmeister während seiner Amtszeit von
des Baues wegen anfertigte, gingen in das Eigentum der Bauhütte über. Im Anstellungs—
vertrag 3. B., den die Nünsterpfleger von Ulm 3470 mit Moritz Ensinger schlossen, heißt es:
—DDDD— visierungen, die sin vatter maister matheus säliger über das
Munster und Thurn, sonder sauch] die er zu Berrn und ouch hie gemacht haut.. die ouch..
maister Mauricius selbs gemacht haut oder noch fürhin machen wirdt, nach seinem abgangen
demselben u. l. fr. buwe... übergeben. ühnlich im Anstellungsvertrage von 1483 des Erhard
Küng für Bern, wo außerdem festgesetzt wird: und ob er sranck wurde, sol er einen meister
in sinem sold und kosten halten und minen herrn die visierung und muster geben [7). Ebenso
wie schon die Anstellung eines leitenden Werkmeisters von der Vorlage eines neuen, verbind—
lichen „Planes“ für seine Absichten abhängig gemacht wurde (so 1446 im Vertrag für ans
Puchsbaum an St. Stephan in Wien), hatte er auch die leihweise übernahme älterer Plane
der Bauhütte bei Amtsantritt zu bescheinigen (z. B. Romey Fäsch in Thann). Bauhüttenpläne
waren aus verschiedenen Gründen ausgesprochene Wertgegenstände. Berühmte Meister er—
hielten Planbestellungen von weither und wurden dafür gut bezahlt. Ulrich von Ensingen, da—
mals zu Straßburg leitender Werkmeister, erhielt J454 von den Pflegern des Münsters zu
Basel für einen Riß zum Vordturm dieses Baues 25 Gulden, außerdem die Unkosten und
Burkhard Engelberger von Augsburg 3499 gar joo Gulden für den Turmplan der Stadt—
kirche von Bozen in Südtirol [8]. So wurde also das Entstehen und die Erhaltung ausgespro—
chener Plansammlungen, wahrer Planschätze an den großen aupthütten, aber auch ansehnliche
Planreihen bei kleineren Unterhütten ermöglicht. Die zu einem Großteil erhaltenen Plan—
bestände der deutschen Zaupthütten zu Straßburg und Wien geben eindrucksvolle Vorstellung
von dem Umfang und der Bedeutung solcher Plansammlungen. Sie sicherten die Renntnis
eines erheblichen Teiles aller wichtigen Züttenbauten im Bereich gotischer Kultur schlechthin
ermöglichten durch dauerndes Bereitstellen von Anregungen das zerausbilden einer groß—
artig gefestigten Tradition und waren für alle Parliere und Runstdiener, für die nächste Ge—
neration also der auserwählten Schar leitender Werkmeister, ein unübertreffliches Lehrmittel.
Solch planbewahrende Kraft der Züttenorganisation ermöglichte auch ein Aufgreifen von
Plangedanken, die manchmal schon durch Jahrzehnte in solcher Form bereit lagen. Das Ein⸗
treten der Umstände, welche die Verwirklichung eines Planes gestatteten, konnte bei solcher
Organisation des Bauwesens geduldig abgewartet werden. Das Sakramentshaus z3. B. für
St. Georg in Vördlingen, zu dem Meister Matthias Werntz schon um 13470 die Visierung ge—
liefert hatte, wurde erst j51) durch Stefan Weyrer d. ü. ausgeführt [9)J. Der in vorliegender
Edition behandelte Prag⸗Plan von Ulm ist auch ein Zeugnis für solch späte Wirksamkeit.
Den mit jeder Bauhütte fest verbundenen, hier stetig sich anreichernden Plansammlungen
stand der Besitz an Zeichnungen bei den einzelnen Parlieren, Runstdienern und Werkmeistern
der Züttenkunst gegenüber. Vom Rapitellbüchlein eines bewährten Laubhauers bis zum über—
legt eingeteilten, auch schon lehrhaft sich gebenden Zeichenbuch des großen Werkmeisters war