VORWORT
Seit einem Jahrzehnt geplant, seit sieben Jahren allmählich durchgeführt, ist
dieser Bilderband zu einer Zeit druckreif geworden, da die deutsche Kultur des
böhmischen Raumes auch in ihrer Bedeutung für das ganze Reich gewürdigt
werden soll. Sie kann kaum lebendiger und unmittelbarer aufgenommen werden
als durch Anschauen der großen und vielfältigen Leistungen deutscher Kunst,
die in diesen Ländern erhalten blieben, Dem Sudetendeutschen, der auf diese
Weise nicht nur seiner Heimat die Freude an solchem Besitz erhöhen will, sondern
auch dem Altreich eine Gesamtvorstellung zu geben hofft, kam es darauf an zu
zeigen, daß die böhmischen Länder in allen Epochen deutscher Kunst nicht nur
zu deren Wirkungsbereich gehörten, sondern auch ein Stück, ja manchmal sogar
das Herzstück ihres unmittelbaren Lebensraumes gebildet haben.
Eine Bilderauswahl, die nicht allein Schönes und Gediegenes bringen, sondern
gerade das im Gesamtbereich deutscher Kunst Wertvolle betonen will, durfte darum
die frühe Gotik gegenüber der aus Böhmens Kaiserzeit zurücktreten lassen und
den Früh-Barock zugunsten des Hoch- und Spätbarocks vernachlässigen. Es ent-
spricht im übrigen nur dem Plan der Reihe, in die sich dieses Buch einordnet,
daß der deutschen, das Antlitz ganzer Landschaften bestimmenden Baukunst und
dem ihr eingeborgenen Bildwerk der Hauptanteil zukam. Bei dem beweglichen
Bildgut durfte das Kunstgewerbe darum etwas bevorzugt werden, weil dieses
gerade in Böhmen und Mähren vielfach von bodenständigem Handwerk und aus-
gedehnten Heimindustrien zeugt. Eine Kunstgeschichte des böhmischen Raumes
will dieses Buch nicht sein.
Die Aufnahmen, die den meisten Bildern als Vorlage dienten, machte der Ver-
Fasser im Auftrage des Preußischen Forschungsinstitutes für Kunstgeschichte in
Marburg/Lahn sowie der Deutschen Akademie in München auf mehreren Reisen
{s. auch S. 264). Unüberwindlich gewordene Hindernisse, die sich der Arbeit
zuletzt entgegengestellt hatten, wurden erst durch die sudetendeutsche Heimkehr
beseitigt. Der Deutschen Akademie in München, dem Reichsprotektor in Böhmen
und Mähren, sowie dem Gauleiter und Reichsstatthalter im Sudetengau ist der
Verfasser für wesentliche Förderung des Druckes, dem Verleger Dr. Burkhard
Meier für seine rege Mitarbeit zu Dank verpflichtet. Für weitere Handreichungen
aus der Heimat kann er sich hier nur allgemein und mit dem Hinweis auf ein so
ermöglichtes Buch bedanken. Besonderen Dank schuldet der Verfasser auch
seiner Frau für ihre verständnisvolle Mitarbeit.
Ergänzungen der Bilder, die aber kaum auf Kosten eines schon vielfach überlegten
Jmfangs gehen dürften, werden noch möglich sein, wenn einmal die Aufnahme
aller Kunstwerke dieses Bereichs für das Marburger Archiv beendet sein wird.
Marbura / Lahn. Neujahr 1941
Otto Kletzl