Full text: Die deutsche Kunst in Böhmen und Mähren

BRONZENE GÜRTELPLATTE, OSTGERMANISCH. 1. JH. UND RIEMENBESCHLAG AUS SILBER, KAROLINGISCH. 
9.—10. IH. PRAG, LANDESMUSEUM 
KUNST UNDGESCHICHTE 
Als die Germanen kurz vor und nach der Zeitrechnung in Böhmen einwanderten, 
fanden sie als Einwohner dieses Landes die keltischen Bojer vor. Im ersten Jahr- 
hundert nach der Zeitrechnung lassen sich im nördlichen Böhmen Hermunduren 
und Marsingen, östlich davon die Silingen nachweisen, in Mittel- und Südböhmen 
das Suebenvolk der Markomannen und in Mähren die Quaden. In den letzten Jahren 
vor der Zeitrechnung waren diese von Westen her ins Land gekommen und hatten 
noch Teile weiterer Germanenstämme mit sich gezogen. Zum Führer dieser Marko- 
mannen und Quaden warf sich Marbod auf. Seine Hauptstadt im südlicheren 
Böhmen hieß Marobudum; wo sie lag, wissen wir nicht. Noch Kaiser Mark Aurel 
wurde an der Donaugrenze seines Reiches von diesen Germanen so hart bedrängt, 
daß er sie erst nach langem Kampf niederringen konnte. Eine um 180 n. d. Ztr. in 
Rom aufgestellte Ehrensäule feiert seinen Sieg über sie in einer Folge von Relief- 
bildern, in der uns die umfassendste Darstellung germanischen Lebens überhaupt 
erhalten geblieben ist. Nicht nur Aussehen und Gebärde, auch Waffen und Haus- 
rat, Häuser und Siedlungen sind hier mit überlegener Beobachtungsgabe geschil- 
dert. Während Grabbeigaben wie die bronzene Gürtelplatte vom Pitsch- 
berg in Dobschichow bei Kolin (Bild oben links) allgemeiner bezeugen, 
wie eigenwillig römische Kunstformen von diesen Germanen schon im 1. Jahr- 
hundert n. d. Ztr. verwertet worden sind, weisen die aus dem Germanenfriedhof 
von Tschelakowitz nördlich Prag geborgenen Geräte aus der Zeit um 500 durch 
ihre Übereinstimmung mit derartigem Gut aus Sachsen und Thüringen schon 
auf Zugehörigkeit zur Kultur eines bestimmten Stammes. Es waren wohl im Lande 
ansässig gewordene Hermunduren, die sie schufen. 
Als die Markomannen im 6. Jahrhundert westwärts zogen, um sich in Bayern 
niederzulassen, und die Langobarden, die von Norden her nach Ostböhmen 
gekommen waren, unter ihrem König Alboin 568 nach Südosten wanderten, 
konnte die slawische Besiedlung des Landes von Osten her erfolgen. Allmählich 
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