BODENFLIESE AUS DER BURGKAPELLE KLINGENBERG UND SIEGEL PRZEMYSL OTTOKARS II.
mit den berühmt gewordenen Worten: „Denn wisset, daß die Deutschen freie
Leute sind.“ Die Krypta der Prämonstratenserinnen von Doxan (S. 72) und Minia-
turen in Wratislaws Krönungs-Evangeliar (S. 81) zeugen auf ihre Weise von so
vermehrter Wirkung salischer Reichskunst in Böhmen.
Przemysil Ottokar I., der um 1200 seine Länder zum Erbkönigtum erhob, förderte
nicht nur das Eindringen deutscher Kultur, sondern auch deutscher Siedler auf
jede Weise. Der Sprachforschung danken wir eine genauere Kenntnis von den
Zügen dieser Siedler, Fast alle Stammesgebiete des heutigen Sudetendeutschtums
sind durch sie begründet worden. Während sowohl Klöster und Bistümer, als auch
adelige Grundherren und der König solch friedliche Erschließung von bisher un-
wirtlichen Landstrichen gleichmäßig stark förderten, gebührt vor allem den Kö-
nigen das Verdienst, ihrem Lande auch die Lebens- und Siediungsform der deut-
schen Stadt in großem Ausmaß zugeführt zu haben. Magdeburger Recht wurde
für eine ganze Reihe von Stadtgründungen im Norden von Böhmen und Mähren
gültig; Nürnberger Recht wiederum galt in erster Linie für Westböhmen. Der
mittelhochdeutschen Dichtung bereitete insbesondere König Wenzel !. mit seiner
Frau Kunigunde, einer Tochter des Staufenkaisers Philipp, in Böhmen eine Heim-
statt. Reimar von Zweter, den der Reichtum und die Kultur des Prager Hofes schon
1235 anzog, bekannte: „Beheimb han ich mir erkorn, me@re durch den hö@rren dan
durch daz land; doch beide sint sie guot.‘“ Ulrich von Eschenbach, ein Deutscher
aus Böhmen, widmete sein Hauptwerk, einen umfangreichen Versroman von
Alexander dem Großen, seinem Gönner König Wenzel Il. Diesen Przemysliden
preist die große Heidelberger Liederhandschrift auch als Minnesänger, nicht nur als
besonderen Freund deutscher Poesie. Ein hervorragendes Stück der Reichskunst
st schon das Siegel König Ottokars Il. Für dessen doppeltes Reiterbild waren
österreichische Vorlagen maßgebend. Mit deutschen Versen sind auch die Wap-
penfliesen der Kapelle auf der Königsburg Klingenberg an der mittleren
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