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MERIAN, GRUNDRISS VON MÄHRISCH-NEUSTADT
STADTBILDER
Als mit Beginn des 13. Jahrhunderts die Siedlungspolitik der Przemyslidenkönige
einsetzte, entstanden in den böhmischen Ländern auch viel deutsche Städte, die
nach eigenen Gesetzen leben durften und mit Marktrechten und Bodenbesitz aus-
gestattet waren. Ihre Zahl hat sich seither nicht mehr wesentlich vergrößert. Treu-
händer der Könige und des Adels, die sogenannten Lokatoren, legten diese Städte
planmäßig an. Ihre ursprünglichen Grundrisse sind oft bis heute für den Kern der
Siedlung und die Art seiner Erweiterungen maßgebend geblieben. Als Beispiel
möge der Plan des 1221 gegründeten Mährisch-Neustadt dienen. Er gehört
darum zu den besten Lösungen, die von den Städtebauern der Siedlungszeit ge-
funden wurden, weil das Grundriß-System der Anlage hier mit großem Feingefühl
in eine unregelmäßig ovale, ganz den Formen des Bodens angepaßte Umwallung
gefügt ist. Spätere Befestigungen haben den ursprünglichen Stadtplan nicht mehr
wesentlich verändert. Die leichten Verschiebungen der Wände und Winkel des
Hauptplatzes sind also keine Fehler. Gerade sie zeugen vielmehr von der leben-
digen Art, mit der hier ein Lokator sein Plangesetz verwirklicht hat.
Für den ursprünglichen Anblick der Städte war zunächst ihre Wehrhaftigkeit ent-
scheidend. Hinter festen Wällen sammeln sich die Wohn- und Kirchenbauten der
Bürger zu jenem spitzgieblig und turmreich zusammengedrängten Baubilde, wie
wir es auch aus vielen alten Holzschnitten und Kupferstichen des Altreichs kennen.
Alle diese Blätter bezeugen, daß solch wehrhaft zusammengefaßtes Außenbild der
mittelalterlichen Stadt auch von unseren Vorfahren als repräsentativ empfunden
wurde, Im Bereich der Sudetenländer, wo der Stadt als eigentümlich deutscher
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