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Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und handel
1. Jahrgang.
Stuttgart, Sebruar 1906. J Nummer 2.
Was hat man beim Entwurf
eines Hauses zu beachten?
ritt die Aufgabe an uns heran, ein haus
zu entwerfen, so ist es vor allen Dingen
nötig, daß wir uns über alle Fragen orien—
tieren, die irgendwelchen Einfluß auf die
nnere oder äußere Form des Baues haben
zönnen. — Zunächst muß der Platz einer
ringehenden Besichtiqung unterzogen wer—
den. Es müssen Auf—⸗
nahmen gemacht wer—
den, aus welchen die
höhenverhältnisse des
Terrains hervorgehen.
Wir müssen uns über—
zeugen, in welcher Weise
porhandene Gebäude
der nächsten Umgebung
die äußere Erscheinung
des Neubaus beeinflus⸗
sen können. Sodann ist
es von Wichtigkeit, zu
untersuchen, wie das
Terrain beschaffen ist,
ob das Haus hoch zu
stehen kommt, ob es
auf Straßenhöhe gestellt
wird, ob es an die Bau—⸗
iinie kommt oder hin—
ter dieselbe zurückgesetzt
wird. Alle diese Mo—
mente wären bei der
Entwurfs⸗Bearbeitung
zu berücksichtigen.
Ist man über diese
äußeren Einflüsse im
zlaren, so muß das
Raumbedürfnis bis ins
einzelne genau festge—
itellt werden, d. h. man
muß wissen, wie viel
Räume das Haus ent—
halten soll und welche
Bestimmung und Größe
diese einzelnen Räume
haben sollen. Ist dies alles festgestellt, so kann man daran
gehen, zunächst eine allgemeine Skizze aufzutragen, aus
der die Gruppierung der Räume z3u ersehen ist. Bei dieser
Arbeit muß man darauf achten, daß diejenigen Räume zu—
ammenkommen, die gemeinschaftlich benützt werden. Die
inzelnen Wohnräume sollen auch nicht durch Wirtschafts—
äume auseinandergerissen werden, wie das z. B. der Fall
väre, wenn man die Küche in die Reihenfolge der Wohn—
äume einschieben würde.
Besonderes Augenmerk hat man auf die Anlage des
Treppenhauses und des
Dorplatzes zu richten.
Das Treppenhaus soll
nicht zu eng bemessen
ein, das Steigungsver⸗
vältnis soll ein bequemes
ein. Der Vorplatz sollte,
wenn irgendwie mög—
lich, direktes Licht be—
zommen, jedenfalls aber
'ollte man nach Möglich⸗
keit bestrebt sein, den—
selben hell zu gestalten.
Die Größe des Vorplatzes
soll in richtigem Ver—
hältnis zu den Räumen
der Wohnung stehen,
d. h. der Vorplatz soll,
was seine Abmessungen
anbetrifft, nicht der be—
deutendste Raum des
hauses werden.
Bei der Verteilung
der Räume muß man
desondere Rücksicht auf
die Himmelsrichtungen
ind auf die Umgebung
des Hauses nehmen. Im
allgemeinen wird man
die Wohnräume gegen
die Straße legen. Es
können jedoch auch hie—⸗
pon Ausnahmen gemacht
werden, wenn 3. B. auf
der Rückseite des Hauses
eine besonders schöne
Aussicht ist, oder wenn die Straßenseite des Hauses eine
urchaus nördliche Lage hat, so daß die Sonne nie in diese
äume dringen kann. In solchen Fällen wird man. wenn
Professor Th. Fischer, Architekt. Stuttqart.
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