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und Werkstau
J
Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel
1. Jahrgang.
Stuttgart, März 1906. 10 Nummer 3.
Was hat man beim Entwurf
eines Hhauses zu beachten? Gortsetzung)
yvn großer Wichtigkeit ist die richtige Be—
nessung der einzelnen Räume. Selbst—
derständlich muß man sich mit der Zimmer—⸗
zröße nach der Größe des verfügbaren
Hhrundstückes richten; unter allen Umständen
aber soll man dafür sorgen, daß zum Wohn—
zimmer der größte Raum der Wohnunqg
derwendet wird. Durch
Anbringen eines Er—
kers kann man sehr
häufig die Raumwir—⸗
kung eines Zimmers
erweitern; er soll jedoch
nur da angebracht wer⸗
den, wo er sich sowohl
dem Äußern des hauses
as auch dem Innern
hdarmonisch angliedert.
Die Hhöhe der Stock⸗
verke richtet sich nach
der Größe der Zimmer,
edoch sollte man selbst
bei kleinsten Abmessun—
zen nicht unter 2,80 m
heruntergehen. Als Nor⸗
nalmaß für bürgerliche
Wohnungen wäre 3 bis
3,20 m Lichthöhe zu
betrachten.
Das Zußere des
hauses bedarf der glei⸗
hen Sorgfalt bei seiner
Ausgestaltung wie das
Innere desselben. Vor
allen Dingen soll die
iußere Erscheinung die
Tinteilung des Hauses
nach außen klar zum
Ausdruck bringen. Bor⸗
zezogene Teile der Fas—
ade sollen im Einklang stehen mit den dahinter liegenden
käumen, so daß z. B. ein Vorbau sich nicht auf ein Zimmer
ind noch einen Teil des danebenliegenden Raumes erstreckt.
Je kleiner ein Gebäude ist, desto weniger sollte man den
Hersuch machen, die Fläche durch Gruppierungen zu unter—
hrechen, denn man läuft dadurch Gefahr, das Haus in
zleinliche Motive aufzulösen. — Die Lage der Fenster ist
m großen ganzen schon durch die Anordnung des Grund—
isses gegeben, doch muß man selbstverständlich auch bei
hrer kinlage der Wirkung der Fassade Rechnung tragen,
vas oft leicht durch eine kleine seitliche Verschiebung oder
urch Zusammenziehen mehrerer Fenster in eine Fenstergruppe
eschehen kann, eine Maßnahme, die sich im allgemeinen
urchführen läßt, ohne die Einteilung des Grundrisses zu
stören. — Bei eingebau—
ten häusern oder bei
Straßenhäusern, welche
mit geringem seitlichem
Abstand zwischen den
Nachbarhaͤusern stehen,
wird man selbstverständ⸗
lich der Straßenfassade
die meiste Aufmerksam—
keit schenken, ohne daß
man dabei so weit gehen
'oll — wie es leider nur
zu oft geschieht — daß
man die hauptfassade in
üppiger Weise aufputzt
und sich für die Neben—
fassaden mit der denk—
har schlechtesten Aus—
ührung begnügt, so
)aß man 3. B. für die
Straßenseite Werkstein
perwendet und auf den
zeitenfassaden sofort mit
Zackstein weitermacht.
Dieses Vorgehen ist
durchaus unzulässig, und
es wird an der Wir—
zung solcher Gebäude
auch nichts verbessert,
venn manfür die Seiten⸗
fassaden teure Verblen—
Albert Eitel, Architekt, Stuttgart. eee ennder
Naterialien der Vorderseite und der Nebenseite hebt jeden
rganischen Zusammenhang dieser Teile auf und läßt die
horderseite als eine aufgeputzte Kulisse erscheinen.
Besonderer Sorgfalt bedarf die Ausgestaltung des
jußeren bei solchen Gebäuden, die ganz oder teilweise
»en Abschluß eines Straßendurchbliches bilden. Natur—
temäß muß hier derjenige Teil des Hauses, der qgewisser—
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