Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1906, Bd. 1, Heft 1/12)

r Hauplus 
und Werkstau 
Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe 
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und handel 
J Stuttgart, Mai 1906. 10 J Nummer 5. 
— ——r“ 
1. Jahrgeang. I. 
Mit welchen Mitteln kann 
man eine Fassade beleben? Ecdhluß). 
zie Bauvorschriften) begegnet; doch läßt sich dasselbe bei 
ritlichen Cingängen oder wenn ein Haus hinter der Bau— 
nie zurückliegt, auch heute noch verwenden. Die haustüre 
elbst läßt sich auch sehr mannigfaltig ausbilden. Schöne 
stusterungen lassen sich mit den verdoppelten, nagelbeschlage— 
en Türen erzielen, die früher überall, in Schloß und 
ütte, anzutreffen waren und leider heute wenig mehr an— 
rwendet werden. Auch Füllungstüren lassen einen reichen 
Dechsel zu. Oft wird man den oberen Teil der Türen 
erglasen, um Licht in den Flur zu bekommen. Dies gibt 
iederum Gelegenheit zur Anbringung eines hübschen, ge— 
qmiedeten Gitters oder einer belebenden Sprossenteilung. 
iese ist überhaupt auch ein wichtiger Faktor für das 
Aussehen eines Hauses. 
Große, ungeteilte Fen⸗ 
teröffnungen zerreißen 
zu sehr durch ihre Dun⸗ 
zelheiten die Wand— 
lächen und erwecken ein 
hefuüͤhl der Ode. Viel 
seimeliger muten durch 
infache, am besten weiß 
zestrichene Sprossen auf⸗ 
zeteilte Fenster an. Je 
nach dem Holz, das man 
berwendet, kann man 
die Türen mit einem 
zräftigen Anstrich ver—⸗ 
ehen oder mit Beizen 
bdehandeln. Eichenholz 
vird am besten dun— 
zel gebeizt, damit seine 
chöne Struktur sichtbar 
oleibt. Auf diesem dun⸗ 
zeln Grund nehmen sich 
ann blanke, messingene 
hriffe und Schlüsselbleche 
ehr gut aus. 
Ein recht dankbares 
Naterial ist das Eisen. 
Was lassen sich daraus 
ür schöne Schmuckstücke 
ür eine Fassade her—⸗ 
tellen, seien es Gelän— 
jer an Freitreppen oder 
Fenster-Vergitterungen 
der Aushängschilde oder 
ei der Farbe haben wir der Fensterläden 
ind Blumenbretter schon gedacht; aber auch 
zurch ihre Konstruktion und Gestalt läßt 
iich eine große Mannigfaltigkeit erreichen. 
Wie erfrischend und erheiternd wirkt an 
ich schon der Blumenschmuck an einem 
Jause. Ein paar Geranienstöcke verleihen 
»em einfachsten und bescheidensten Häuschen gleich ein viel 
hmuckeres Aussehen. Uberhaupt ist die Bepflanzung mit 
zpalierbäumen, Keben, Schlingpflanzen, Efeu eines der 
ankbarsten und in allen Fällen verfügbaren Mittel, um 
edem Hause eine gefällige Erscheinung zu geben. Ein 
Zauwerk kann durch Bepflanzung mit der umagebenden 
atur zu einem Ganzen 
erwachsen und man⸗ 
hes, das uns wegen 
eines unschönen Mate⸗ 
rials oder seiner ver—⸗ 
fehlten Formen nicht 
nehr WMauen will, läßt 
das Überspinnen mit 
rinem grünen Gewand 
vieder gefälliger er— 
cheinen. 
Eine Betonung des 
Tingangs durch eine be⸗ 
ondere haustürumrah⸗ 
mung, ein kleines Vor⸗ 
dach über der haustüre, 
ꝛinen schönen Treppen— 
uufgang mit massiven 
Wangen oder mit einem 
chönen, schmiedeisernen 
heländer, hat immer 
ꝛtwas Heimeliges. Wie 
einladend wirkt so eine 
dor das haus heraus-⸗ 
retende Treppenanlage. 
Was für stattliche Bei⸗ 
piele dieser Art findet 
nan noch in alten Städt⸗ 
chen, namentlich in hüge⸗ 
ligem Gelände. Schade, 
daß dieses Motiv in 
der Gegenwart so vielen 
Horurteilen und Hinder⸗ 
rissen (namentlich durch 
* 
X — — 
Architekt: Regierungsbaumeister Otto Jeremias, Stuttqgart. 
—
	        
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