Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1906, Bd. 1, Heft 1/12)

r Houplub 
und Werkstaft 
Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe 
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und handel 
1. Jahrgang. 
Stuttgart, August 1906. 17 Nummer 8. 
Das deutsche Dach. Echluß.) 
ir einen vermeintlichen technischen Vorzug 
sat man die ganze Schönheit des Daches und 
hes natürlichen Materials geopfert. Ein 
zeteertes Dach ist tot und freudlos, ein 
zlasiertes unruhig durch die vielen Licht— 
eflexe. Zudem ist es sehr fraglich, ob sich 
die glasierten Ziegel auf die Dauer so gut 
yalten werden, wie ein guter naturfarbiger Ziegel. Erst vor 
zurzem ergab die Untersuchung des Daches des Ulmer 
Münsters, daß dort die glasierten Ziegel sich nicht bewährt 
saben. Wohl hat man auch früher glasierte Siegel ver⸗ 
wendet, aber immer nur 
tür kleinere Dächer, 
Turm- und Erkerdächer, 
hordächlein u. ä. Und 
dann hatten diese Zie— 
zel ein ganz kleines For⸗ 
nat und waren vom 
Töpfer mit besten Gla— 
uren hergestellt, kein 
Massenprodukt. Zudem 
wechselten sie dann in 
allen Tönen, so daß ein 
feines Farbenspiel sich 
hildete, nicht wie man 
es heute macht, daß 
olumpe, große, ganz 
zleich gefärbte gelbe, 
zrüne, blaue, hart neben⸗ 
einandergesetzte Farben⸗ 
flecke die ganze Dach— 
läche zerreißen. 
Andere Arten von 
Dachdeckung sind die 
ztroh⸗ und Cander⸗ 
)ächer, namentlich für 
hegenden geeignet, wo 
tarke Winde und viel 
kegen und Schnee herr⸗ 
chen, wie bei uns im 
ochwarzwald, auf der 
Alb und im Oberland. 
Nächst dem Mate— 
rcial ist die Dachform 
destimmend für das Russehen eines Hauses. Die am häufig- 
ten vorkommende Form ist das Satteldach, das je nach 
»er steileren oder flacheren Dachneigung ganz verschiedene 
haus Conz in Calw. Architekt: 
Virkung zeigt. Ein vollständiges Satteldach mit nicht viel 
nehr als 450 Neigung sieht meistens nüchtern aus. Diesem 
dachteil kann man mit einem einfachen Mittel abhelfen, 
idem man die Giebel mehr oder weniger abwalmt. Sehr 
übsche Krüppelwalme mit daruntergesetzten geschnitzten und 
erzierten Konsolen findet man häufig noch bei uns an 
lten Giebelhäusern, ein Motiv, das verdiente, wieder auf— 
senommen zu werden. Wird die ganze Schmalseite ab— 
jewalmt, so entsteht das reine Walmdach, mit dem eine 
ehr geschlossene, ruhige Wirkung erzielt wird. Eine Dach— 
art, die gegenwärtig wieder viel Anwendung findet, ist 
das Mansarddach, viel— 
fach auch französisches 
Dach genannt; eigent— 
lich mit Unrecht, denn 
es hat sich schon lange 
bei uns das Bürgerrecht 
erworben. Ein Bruch 
zerlegt die Dachfläche in 
zwei Teile, von denen, 
je nach den Umständen, 
bald der steile untere, 
bald der flachere obere 
Teil höher gemacht wer⸗ 
den kann. Diese Dach— 
art bietet die größte 
Ausnützungs möglichkeit 
des Dachraums, und 
unsere heutigen Kon— 
struktionsmittel (Gips—⸗ 
dielen u. ä.) ermöglichen 
es, daß man auch die 
Wände der ins Dach 
eingebauten Zimmer alle 
senkrecht machen kann. 
So ist diese Dachart be— 
sonders da zu empfeh— 
len, wo sparsam gebaut 
und der Raum mög— 
ichst ausgenützt werden 
'oll. Dachläden lassen 
ich gerade bei diesem 
Dach sehr gut dem Ge— 
samtbild einfügen und 
esTergeben sich damit reizende, abwechslungsreiche Bilder. 
Bei Dachlucken und zläden kommt es darauf an, daß 
sie organisch mit der Hauptdachfläche zusammenwachsen 
x
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.