Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1907, Bd. 2, Heft 1/12)

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und Werbkstast 
Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe 
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel 
2. Jahrgang. 
Stuttgart, Januar 1907. 419 Nummer 1. 
Geschäftshäuser in 
kleineren Städten. 
in das Ganze hineinzubringen, aber es war noch nicht 
die Unsitte eingerissen, daß ein Nachbar den andern mit 
illen Mitteln überbieten und übertrumpfen wollte. Im 
Zannkreise solcher Bauten fühlt man sich wie inmitten einer 
hbesellschaft von ehrenfesten Biedermännern, die wissen, was 
Instand ist, und die streng darauf halten, daß dieser in 
hrem Kreis gewahrt wird. 
So war es bis über die Mitte des letzten Jahrhunderts. 
Die neuere Zeit hat nun leider in diese Gepfiogenheiten 
manche Lücke gerissen und mancher Eindringling mii ple— 
bejischen Manieren 
hat sich in die gute 
alte Gesellschaft ge— 
mischt. Schonungsslos 
wurden die alten, statt⸗ 
lichen Häuser unten 
ausgeweidet, um nach 
großstädtischen Vor— 
bildern, die nicht ohne 
weiteres auf klein⸗ 
tädtische Verhältnisse 
ibertragen werden 
ollten, Riesenschau— 
fensterhöhlen einzu⸗ 
richten, unbekümmert 
um die Schädigung 
des Gesamtbildes. — 
Und doch wäre eine 
hornehme und ge— 
chmackvolle äußere 
Erscheinung die beste 
Empfehlung gerade 
für ein Kaufhaus. 
Außerdem liegt es 
im Interesse des Be⸗ 
sitzers, sein Geschäft 
in einem haus aus⸗ 
zuüben, das durch 
interessante Gestal⸗ 
tung sich dem Ge— 
dächtnis ohne wei—⸗ 
teres schon einprägt. 
Das gerade Gegen⸗ 
teil findet man aber 
in den neueren Geschäftsvierteln von Städten, hauptsächlich 
in den neu entstandenen Bahnhofstraßen, wo meist ein 
zchema von entseklicher CLanqweiligkeit und Schwunqlosiq- 
sentlich mitbestimmend für das Aussehen 
ind für den ganzen Charakter einer Stadt 
ind nächst Kirchen und öffentlichen Bauten 
die Gebäude, in denen das geschäftliche 
ceben sich abspielt. In alten Städten finden 
vir diese Baulichkeiten um einen großen 
Marktplatz oder um mehrere ähnliche Plaͤtze 
zruppiert oder entlang einer platzartig erbreiterten Haupi⸗ 
traße. hier reihen sich die Kaufhäuser aneinander, da⸗ 
wischen kommt ab und zu ein stattlicher Gasthof. An solchen 
ANätzen oder Straßen 
zann man die Ent— 
vicklung der ganzen 
Aergangenheit der 
ztadt bis in späte Zei⸗ 
en zurück verfolgen. 
Fast jede Zeit hat 
vieder etwas Neues 
sinzugefügt und das 
Nerkwürdige ist, daß 
och alles, so verschie⸗ 
den voneinander auch 
zie zur Entstehungs⸗ 
eit herrschenden For⸗ 
nen an sich sein mö⸗ 
gen, zu einem har⸗ 
monischen Gesamt⸗ 
ild zusammenstimmt. 
Das kommt eben da⸗ 
er, weil damals Bau⸗ 
serr und Baumeister 
unächst darauf aus⸗ 
zingen, ein gediege— 
nses haus, das an 
ich schon durch Um⸗ 
iß und Verhältnisse 
ich Geltung ver—⸗ 
chaffte, sachlich und 
en Bedürfnissen ent⸗ 
prechend zu errichten. 
krst in zweiter Linie 
tand dann die Aus⸗ 
ildung der Einzel. Gebäudearuppe in Schramberg. 
tormen nach der herr⸗ 
chenden Geschmacksrichtung. Wohl gaben sich auch damals 
die Baumeister Mühe, durch originelle Lösungen und Varia— 
ionen im einzelnen oder in der Gesamtanlage Abwechslunqg 
Irchitekt: Fritz Schreyer, Stuttqgart. 
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