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Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Hewerbe und Handel
3. Jahrgang.
Stuttgart, Juli 1908.
) nummer 7.
Bauausstellung Stuttgart 1908.
Gemeindehaus des Vereins für ländliche Wohlfahrtspflege.
z ist keine Frage, daß, wer auf dem Lande
ebt, vieles entbehren muß, was das Leben
ingenehm macht, was dem Städter leicht
zugänglich ist und was dieser als etwas
velbstverständliches oft gar nicht gebührend
vürdigt. Wieviel geistige Anregung findet
man in der Stadt in den langen Winter⸗
abenden durch Vorträge aller Art und gute Musik. Der
ztädter hat immer leicht Gelegenheit, güte Bücher sich zu
verschaffen oder an gediegenen, schönen Bildern sich zu er⸗
freuen. Nicht so der Landbewohner, für den es schon schwer
wird, überhaupt sich über das vorhandene Gute zu orien⸗
lieren. Kein Wunder, wenn die Kultur des Landes gegen—⸗
über den Städten immer mehr zurückbleibt. Wie viele An⸗
nehmlichkeiten hat der Städter voraus für die Erziehung
einer Kinder, die Leibespflege durch Bäder und dergleichen.
zei Unglücks- oder Krankheitsfällen ist schnell alle nötige
dilfe zur Hand. Ganz anders auf dem Lande. Aus sol—
hen Umständen erklärt sich aber auch zu einem großen
Teil der Drang vom Lande nach der Stadt, dem zu be—
egnen allmählich zu einem ernsten volkswirtschaftlichen
)roblem geworden ist. Die Erkenntnis dieser Notlage auf
em Lande hat zur Gründung des Vereins für ländliche
Dohlfahrtspflege geführt, der es sich zur Aufgabe gemacht
sat, hier, so gut es geht, Wandel zu schaffen, das geistige
leben der CLandbevölkerung wieder zu beleben und zu heben
»urch gute Vorträge, Aufführungen, Vorführung von Licht—
zildern, Musikpflege, Anlegen von Jugend- und Volks⸗
ibliotheken, Verbreiten guter Bilder, sowie das leibliche
Wohl zu fördern durch Turnen, Einrichtung von Bädern,
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GHemeindehaus des Vereins für ländliche Wohlfahrtspflege. Arch.: Klatte & Weigle, Stuttgart.
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