r Bauplatz
und Werkstatt
Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel
3. Jahrgang.
Stuttgart, August 1908. 19 Nummer 8.
Neue Wohnhäuser der Stadt Ulm für Arbeiter und Bedienstete.
z ist schade, daß auf der diesjährigen
zroßen Bauausstellung in Stuttgart, welche
auch Kleinwohnungen und die Arbeiter⸗
vwohnungsfürsorge veranschaulichen soll,
nicht auch die Stadt Ulm mit Plänen
hrer Wohnhauskolonien für Arbeiter und
Zedienstete vertreten ist. War es doch
die Stadt Ulm, welche als erstes Gemeinwesen den Bau
zon kleinen Wohnhäusern zum Eigenerwerb unter Be—
chränkung des Rechts der Wiederveräußerung und damit
inter Ausschluß der Spekulation in Angriff nahm, um auch
der Klasse der Minderbemittelten den Besitz eines eigenen
hauses mit kleinem Garten zu ermöglichen. Mit der Er—
Alm. Arbeiterwohnhäuser an der Römerstraße.
tellung von Häusern mit billigen Wohnungen für eine
jrößere Zahl von Familien ist es noch nicht getan. Denn
ieses Wohnen unter einem Dach bringt mancherlei Nach—
eile durch die gemeinsame Benutzung von Treppen, haus—⸗
lur, Waschküche und Hofraum mit sich, welche die Quelle fort⸗
vährender Streitigkeiten der Hausbewohner, namentlich der
Frauen, werden können. Auch geht hier das erzieherische
Noment, welches der eigene Besitz erzeugt, verloren. Rein⸗
ichkeit und Ordnungsliebe, Sparsamkeit und Sinn für das
zamilienleben kommen im Cigenhaus ganz anders zur
Entfaltung als in einer Mietwohnung.
So begann die Stadt Ulm schon im Jahre 1894 mit
dem Bau von Gruppen kleiner Wohnhäuser, die in erster
Architekt: Reg.Baumeister W. Holch, Ulm.
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