Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1911, Bd. 6, Heft 1/12)

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Straßenansicht einer Drei-Häusergruppe. 
und deshalb unbrauchbar ist, bei der im Bilde gezeigten 
dage auf sein Minimum beschränkt und teilweise als 
harten nutzbar wird. 
Eine solche von allem willkürlichen Zusammenwürfeln 
und gedankenlosen Uneinanderschachteln gleich ferne Be— 
dauungsart erfährt eine wirkungsvolle Steigerung ihres 
zünstlerischen Ausdrucks durch das ebenso billige wie auch 
reilich gefährliche Mittel der Symmetrie. Die symmetrische 
Anordnung der DreiHäusergruppe z. B. ist hier ohne be— 
sonderen Aufwand möglich und bringt sogar, wie eben ge— 
jeigt, außer abwechslungsreichen Straßenbildern verschiedene 
praktische Vorteile für das einzelne Haus mit sich. Aber 
o dankbar das Mittel ist, mit so vieler Vorsicht ist es 
immer anzuwenden und zu vermeiden, in seiner Anwen— 
dung zu weit zu gehen. Im vorliegenden Falle wäre es 
tür einen Symmetriewütigen selbstoerständlich gewesen, die 
deiden Giebel der Drei-häusergruppe vollständig gleich zu 
zestalten. Mit Rücksicht aber auf die himmelsrichtungen 
nachte sich eine Verschiedenheit der Grundrisse nötig, die 
dann auch ohne Scheu in der Giebelansicht zum Ausdruck 
zebracht wurde. 
Bei den beiden auf der andern Seite der Straße 
iegenden häusern waren in Rücksicht auf das Grundstück 
aeue Grundrisse nötig, die nur dazu beitragen konnten, 
das Straßenbild abwechslungsreicher zu gestalten. Außer⸗ 
dem wurde der eine Giebel mit Bedacht in die Achse der 
einen Straße gestellt, so daß für diese ein gefälliger Ab— 
chluß erzielt wurde. 
Uberall da, wo in neuen Stadtteilen Kolonien wie 
die eben geschilderte entstehen sollen, hat man es in der 
hand, trotz der von haus aus oft langweiligen Bebauungs⸗ 
pläne in der hier angegebenen Weise abwechslungsreiche 
und praktisch wie künstlerisch wertvolle Siedelungen ent— 
tehen zu lassen. Voraussetzung ist nur, daß die Bebauung 
in möglichst wenigen Händen liegt. Denn den Einzelnen 
zann man nicht zwingen, gerade das Haus, das er sich 
als einziges baut, zurückzusetzen, weil die dadurch erreichten 
Dorteile nicht immer eingesehen werden und die Zurück— 
etzung eben im andern Sinne des Wortes als solche auf— 
zefaßt und die Berufung auf die gesetzliche Baulinie nicht 
unterbleiben würde. Überall da aber, wo einzelne Unter⸗ 
nehmer an die Bebauung neuer Gelände gehen, sollte man 
mmer Lösungen wie die eben geschilderte suchen. Die 
Zeratungsstelle leistet, wie in andern baulichen Angelegen— 
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Auch ein Merkmal unserer 
Wirtshausschild. * hemächlichkeit fernen 
zeit ist die Dernachsassigung der Firmenmalerei. nicht 
daß es an tüchtigen Firmenschreisbern fehlte! Daran 
ist in unserer reklamefreudigen SZeit kein Mangel. Aber 
vas sind das für trockene tote Buchstaben, die sie uns an 
die Wände malen! Und wie anders die zwar oft rührende 
Unbeholfenheit, aber immer erfrischende Originalität länd⸗ 
icher Tafelmaler vergangener Zeit! Jene Meister be— 
mügten sich in den allerseltensten Fällen, den bloßen nNamen 
ind Beruf des Bestellers dem verehrten Publiko durch 
hre Schreibkunst zu verkünden, sondern teilten das vor 
illem, vielleicht mit Rücksicht auf die Schriftunkundigen ihrer 
ändlichen Zeitgenossen, auch in schönen bunten Bildern 
nöglichst sinnfällig mit. Das Zunftzeichen war das wenigste, 
vas zu einem regelrechten Firmenschild gehörte. Ihrer 
esonderen Liebe erfreuten sich aber immer die Gasthäuser. 
)avon ist auch unseren heutigen Firmenschreibern ein Rest 
jeblieben. Die Wirtshausschilder sind auch jetzt noch öfters 
janz erfreulich. Es lag deshalb der Beratungsstelle bei 
hrem heurigen Bauhandwerkerwettbewerb insofern beson⸗ 
ders nahe, von den Malern ein Wirtshausschild zu ver—⸗ 
angen, als eben für dieses ein besonderes Interesse vor—⸗ 
ius zusetzen war. Diese Vermutung ward durch die reich— 
iche Anzahl von 26 eingeschickten Lösungen bestätigt. 
Gegeben war die hier abgebildete SZeichnung 1: 10 in 
chwarz:weiß und verlangt war das Schild in natürlicher 
bröße und in eigener Farbengebung. Außerdem sollte 
»in passender Text in angemessener Schrift eingefügt wer— 
den. Die Entscheidung des Preisgerichts steht noch aus. 
zu erwarten ist aber, daß die Preisträger mehr unter 
)enen sein werden, die durch das moderne Plakat geschult 
die Aufgabe flächenhaft gelöst haben, die also vor allem 
das in der Unterlage durch nur wenige Striche angedeutete 
daus und die beiden Bäume in möglichst einfachen Flächen 
ind Linien widergeben und dabei mehr auf farbige als 
auf plastische Wirkung gesehen haben — mit Recht, denn 
die farbigen Effekte sind es, die das Auge schon in der 
zerne anziehen. Die plastische Wirkung, wie sie von Einem 
ogar durch Einsetzen von Fensterglas und Spitzen an Stelle 
der Fenster und Gardinen, wie sie aber auch sonst vielfach 
hurch sorgfältige Schattierung erstrebt wurde, zeigt sich 
iur bei näherer Betrachtung und gibt insofern kein recht 
»rauchbares Firmenschild, als dies eben schon von weither, 
hne indes das Auge zu beleidigen, zur Einkehr laden 
oll. Vielleicht gibt unser abgebildetes Beispiel die An— 
egung dazu, daß hie und da ein derartiges, freundlich 
einladendes Schild manches Gasthaus zte hnhaus d 
ij Das Einzelwohnhaus der 
Bücherbesprechung. Neuzeit vonhaenel& Tschar⸗ 
nann, Band IU im Verlag von J. J. Weber, Leipzig, zeigt 
gegenüber dem schon von uns desprochenen ersten Band 
Dezember 1906) insofern eine Erweiterung seines Pro⸗ 
d
	        
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