Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Kgl. Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1911, Bd. 6, Heft 1/12)

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aämlich für alle rein industriellen und landwirtschaftlichen 
Zauten. hier dürfte, wenn man von ihnen Schönheit 
jordert, diese Schönheit am allerwenigsten durch Dekoration 
zu erreichen sein. Denn ganz abgesehen davon, daß bei 
derartigen Bauten gewöhnlich kein Pfennig „für das Auge“ 
usgegeben werden soll, wird bei ihnen der Zweck immer 
so stark mitsprechen, daß seine Vernachlässigung zugunsten 
der Schönheit sich um so unangenehmer bemerkbar machen 
nuß. hier bedeutet in der Tat vollkommenste Zweckerfüllung 
zinen größeren Teil des an Schönheit Erreichbaren als sonjt. 
Das ist auch der Fall bei dem heute gezeigten Beispiel 
einer Stallanlage für eine Großbrauerei nach dem Ent— 
vurf der Architekten Gebhardt & Eberhard Stutt— 
gart. Alle Formen, die an 
dieser Baulichkeit auf— 
treten, sind nicht da, daß 
sie schön wirken, sondern 
entsprechen hier durchaus 
dem Bedürfnis. Das äußere 
ist demnach ohne beson⸗ 
deren Aufwand schlicht ge⸗ 
halten im Vertrauen auf 
die immer dankbare Wir— 
zung des verständig und 
ehrlich angewendeten Ma— 
terials. Die Außenseiten 
ind in naturfarbenem 
5chwarzkalkputz ausge— 
rührt. Die FSenster sind weiß 
gestrichen; alles übrige 
sichtbare Holzwerk, auch 
an den Wagenschuppen, ist 
dagegen dunkel gehalten. 
für die Dachdeckung wur⸗ 
den Biberschwänze ver— 
wendet. 
Zum Grundriß sei be— 
merkt, daß das Stallge— 
»däude mit der einen 
schmalseite gegen die 
jtraße steht. Durch 
Anordnung der beiden 
Wagenschuppen als 
Flügelbauten parallel 
der Straße entsteht 
vor dem Stallgebäude 
ein geräumiger hof, 
zu dem man durch 
zine Einfahrt zwischen 
jtallgebäude und 
Wagenschuppen von 
der Straße aus ge⸗ 
langt. Der hof ist 
es, der dem Ganzen 
das ihm Eigentümliche gibt. Einen Blick in diesen Hof 
zibt das auf der ersten Seite abgebildete Schaubild wieder. 
Das Stallgebäude selbst enthält einen Pferdestall mit 
12 Ständen und einem Krankenstall. Vor dem Pferdestall 
hefinden sich Geschirraum und Futterkästen für das Pferde⸗— 
utter, die von dem Futterschneideraum aus durch Schläuche 
iachgefüllt werden können. In der andern Hälfte des 
ztallgebäudes sind Gast- und Viehstall mit einer weiteren 
Futter⸗ und Geschirrkammer untergebracht. In der Mitte 
des Gebäudes befindet sich ein selsttätiger Heuaufzug, durch 
den das Heu auf die Heuböden befördert und dort durch 
»ine ähnliche, horizontale Anlage im ganzen Gebäude 
derteilt werden kKann. Über dem mittleren Teil des Stall⸗ 
gebäudes ist ein auch 
nach außen zum Ausdruck 
gebrachter Querbau an— 
geordnet, in dem sich der 
Futterschneideraum und die 
haferböden befinden. Die 
Cage gerade dieser Räume 
im Mittelpunkte des Ganzen 
zwischen den Heubödenund 
sStällen verbürgt eine voll⸗ 
kommene Wirtschaftlichkeit 
im Betrieb der Anlage und 
entspricht wie alles an dem 
Bau dem vollkommen durch⸗ 
geführten Gedanken an den 
Zweck. Daß das, was hier⸗ 
bei entstand, auch schön 
ward, ist das Besondere und 
Erfreuliche an diesem Bau. 
Kirche in Mühl⸗ 
AS acker. 
Der Wunsch, eine neue 
Kirche allseitig frei zu er— 
bauen, ist begreiflich. Na— 
mentlich dem, der sich 
nicht naͤher mit den 
Gesetzen der Baukunst 
befaßt und der auch 
nicht beobachten ge⸗ 
lernt hat, wie die 
meisten unserer Kir⸗ 
chen ihre glückliche 
Wirkung gerade dem 
Umbautsein verdan⸗ 
ken, wird man nicht 
verargen können, 
wenn er meint, es sei 
der Würde und Be— 
deutung einer Kirche 
B 
5 
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Grundriß. 
LCänasansicht. 
J—
	        
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