Rechten und zur Linken entsteht etwas, was die ortsein—
zesessenen Kirchenbesucher höchstwahrscheinlich nicht als be—
sonders feierlichen Zugang schätzen mögen, was aber als stiller,
über dem Verkehr der Straße etwas erhobener Vorplatz
des noch friedlicheren Kirchhofs von ganz besonderem Reiz ist.
Windfangwand einer Eingangshalle.
Der Windfang ist in gebirgigen Orten wie Leutkirch,
für dessen neues Oberamtskorporationsgebäude nebenabge—
bildeter Teil einer Cingangshalle bestimmt ist, eine unum—
gängliche notwendigkeit. Kommt man zu dieser Erkenntnis
erst nachträglich, so sieht
man selbst an Gebäuden,
die etwas „Besseres“ dar—
stellen, jene unglücklichen
Dorbauten aus holz oder
Cisen und Glas entstehen,
die das schmuckste Bild ver⸗
derben können. Aber auch
bei rechtzeitiger Berücksich⸗
tigung bringt der Wind—
fang Schwierigkeiten, die
insofern meist ungelöst
bleiben, als man sich be—
gnügt, den Windfang als
Aasten, wie im ersteren
Falle vor, so nun in das
haus selbst zu verlegen.
Im vorliegenden Fall
ist versucht, den Windfang
so einzubauen, daß durch
ihn in Verbindung mit zwei
seitlichen Nischen als gut
belichtete und „rückenfreie“
Schreibplätze die Halle an
der Eingangsseite eine wir⸗
kungsvolle Gliederung er—⸗
fährt. Die Bemalung ist
in der angedeuteten Art im
ganzen Raume durchgeführt
und wird bei aller Einfach⸗
heit dem Charakter einer
halle ebenso gerecht, als
durch sie die sonst so häufig
anzutreffende Kälte derar—
tiger Räume einer ge—
wissen Behaglichkeit Platz
nachen wird.
33 G
Die Kunst des
Drehers
— — — —
findet im Baugewerbe heute nicht mehr die Beachtung, die
ihm eigentlich zukommt. Wie eine Zeitlang die Maler über
die schreckliche, die „weiße Zeit“ klagen konnten, so ist
heute auch der Dreher beim hausbau lang nicht mehr in
dem Maß beschäftigt wie früher. Das hat nun aber seinen
Grund nicht etwa darin, daß seine Erzeugnisse zu teuer oder
von anderen, besseren ersetzt werden könnten. Im Gegen—
teil — es steht dem Baumeister wenig zur Verfügung, was
mit ähnlich geringem Kostenaufwand derartig gefällige
Wirkungen zu bieten vermag als wie eben die Erzeugnisse
der Drehbank. Und es mangelt auch heute noch nicht an
Helegenheiten, diese Erzeugnisse zu porwerten — von der
daustür angefangen bis zu den Treppen, ja bis in die
Pohnung hinein, überall bieten sich für des Drehers Kunst
hickliche Gelegenheiten. Daß diese Kunst aber heute trotz⸗
dem so sehr vergessen ist, das hat keinen andern Grund,
ils wie ihn die „weiße Zeit“ der Maler ebenfalls hatte:
die Mode.
Als man anfing auch in der Mietswohnung sich ein—
ichten, d. h. soweit als möglich nach eigenem Geschmack
ich in ihr heimisch machen zu wollen, da gelang es in—⸗—
ofern verhältnismäßig rasch, als unsere Möbelfabriken
diesem Wunsche Rechnung trugen und so dem Mieter gar
bald eine große Menge ge—
ichmackvoller, solider und
moderner Möbel zur Ver—⸗
fügung standen. Anders
aber verhielt es sich mit
dem, was Maler und
Tapezier zu der Wohn⸗
lichkeit beitragen konnten.
Da sie wie in unseren Miets⸗
häusern, meist im Voraus
schaffen, ohne den zukünf⸗
tigen Mieter und seine
Sonderwünsche zu kennen,
so waren sie sich selbst über⸗
lassen und schafften keinem
recht. Das war der Grund,
daß namentlich die, Decken⸗
pinseleien“ der Maler arg
in Verruf kamen und der
hausbesitzer nur klug tat,
unnötige Ausgaben hiefür
zu sparen. So machte sich
mit der Zeit eine Vorliebe
für weiße Flächen immer
mehr und mehr geltend,
bis sie schließlich geradezu
zur Mode wurde. Erst tat⸗
kräftiges Vorgehen, wie
das der Münchner Maler⸗
meister, die mit ihrer „Aus⸗
stellung bemalter Wohn⸗
räume“ zeigten, was sie
zu leisten fähig sind, hat
den Malern über die „weiße
zeit“ hinweggeholfen.
Nnicht weniger Mode⸗
sache ist es, was den
Dreher heute so sehr außer
Brot setzt. Als zu Beginn
der neuen Bewegung im
Runstgewerbe und in der
Zaukunst das „Warenhausmöbel“ in Acht und Bann getan
vard, da war es vielfach die ihm angeflickte Dreherarbeit,
in der man es zu erkennen glaubte. Tatsächlich aber ver⸗
vielt es sich so, daß die Dreherarbeit an diesen Möbeln meist
ioch das Beste war und nur dazu diente, das Auge zu
»lenden und von der Unsolidität des Übrigen abzulenken.
lichtsdestoweniger setzte sich mit der Zeit ein Vorurteil gegen
alle Dreherarbeit fest, so daß man ruhig von einer Mode
prechen kann, die aber an sich nicht mehr Berechtigung
at als jede andere Mode. Darin üiegt gleichzeitig auch
»in Trost. Denn wie jede Mode, wird auch diese verschwin—
den und die Kunst des Drehers zu neuen Ehren kommen.
Klischees Die Klischees der meisten in „Bauplatz und Werkstatt“ bis jetzt erschienenen Abbildungen werden auf
. kurze Zeit gegen eine Leihgebühr von M. 3. — für das Stück ausgeliehen, es ist also gleichgültig,
welche Größe die Abbildungen zeigen. Die näheren Bedinaungen sind von der Beratunasdtelle bei Bezug zu erfahren.
Herantwortl. Schriftleiter Paul Schmohl, Direktor d. Kgl. Baugewerkschule, Vorst. d. Beratungsstelle f. d. Baugewerbe; Druck u. Verlag von
Tarl Grüninger, beide in Stuttgart. — Für d. Bezieher d. Gewerbeblattes a. Württemb. unentgelti. Im Buchhandel in Halbjahrsh. M.3.—jährl.
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