sich natürlich und künstlich Altes
zegenüberstehen. Es ist des—
dalb sehr leicht zu verstehen,
warum heute der verständige
Zaumeister sein Bemühen nicht
auf moglichst getreues Kopieren
mehr verschwendet, sondern lieber
darauf richtet, das bestehende
Alte verständnisvoll zu schonen
und so weit als möglich wieder
zu verwenden, und weswegen
er im übrigen aber sich bemüht,
alles Neue aus seiner hand
statt ihm ein stilistisches Mäntel—
hen umzuhängen, geschmackvoll
und gediegen und in der
Formensprache seiner Zeit gibt.
In diesem Sinne modern ist
nun die von den eingangs er—
vähnten Architekten durchge—
ührte Erneuerung der Kirche,
die wir in der Abbildung bringen.
Die äußerlich erkennbaren Um—
bauten erstreckten sich, wie aus
den Abbildungen ersichtlich, auf nicht allzugroße AÄnderungen
an der Eingangshalle, an den Fenstern, am Sakristeibau und
am Turm. Dagegen waren weitergehende Umbauten im
Innern nötig, um den seit der letzten Erneuerung von
1762 mehr und mehr in trostlosen Derfall geratenen Bau
wieder herzustellen. Mit dem verhältnismäßig geringen
Aufwand von nahezu 26000 Mxk. gelang es, das Innere,
welches nun für 200 Besucher Platz bietet, „ebenso hell,
traulich und trocken, wie es vorher düster, feucht und
plump gewesen war“, neu zu gestalten.
Dabei galt es mit der erwähnten Kostensumme — unter
Zeibehaltung der alten Anordnung im ganzen — im ein—
zelnen das Meiste fast ganz zu erneuern. Die Orgel im Chor
ist geblieben; die jetzt tiefer gehaltene Kanzel ist seitwärts
an den Chorbogen gelegt, wahrend der Altar mit bläulich
irisierenden Plättchen bekleidet in der Mitte unter ihm
steht und so als hauptstück des Raumes architektonisch
besonders hervorgehoben erscheint. Der Kanzel gegenüber
liegt der in besonderer Abbildung wiedergegebene „Grafen⸗
stuhl“, der ebenfalls eine durchgreifende Erneuerung er—
fuhr. Er ist in dunklem holz ausgeführt, die heller ge—⸗
haltene Decke ist kassetiert. Die über ihn hinweggeführte
Empore, die ebenfalls stark erneuert wurde, ist von
Kirche in Riet,
Kirche in Riet. Grundriß.
wei eichenen Säulen getragen,
)eren prächtig geschnitzte Kapi—
äle aus den Eberköpfen des
Wappens der Grafen von
Keischach gebildet, durch die
farbenfreudige Erneuerung in
gleicher Weise erst zur rechten
Wirkung gelangi, wie das an
der Emporenbrüstung ange—
brachte Wappen.
Des weiteren bemerkens⸗
wert an der inneren Ausstat—⸗
rung ist die farbige Behandlung
des ganzen Raumes. Die weiße
Decke des Schiffs mit vier Re—⸗
iefs in Schablonentechnik (Früh⸗
ing, Sommer, herbst und Win⸗
zer), die hellblau gehaltene, mit
zunten, stilisierten Blumen ge—⸗—
chmückte Emporenbrüstung, das
freundliche Mausgrau des Ge—
stühls und der warme Siegelton
des Fußbodens (Plättchenbelag)
geben eine ebenso wohlige als
uch weihevolle Raumstimmung. Der durch eine orangen⸗
arbige Tönung vom Schiff abgesonderte und so besonders
etonte Chor, dessen Gewölbezwickel durch freihändig auf—
jemalte Füllornamente belebt sind, hat einen ausgezeich—
jeten Schmuck erhalten durch die weißbemalte Orgel mit
hren schwarzen und goldgefaßten Säulen.
Das derart neugestaltete Innere ist es nun nicht allein,
vas mit der oben erwähnten Bausumme erzielt wurde.
Die das Innere, so wurde auch das Außere aus einem
erwahrlosten in einen würdigen Zustand zurückversetzt
nd außerdem noch bedeutende Ausgaben für neue Glocken,
eue Uhr sowie für die Instandsetzung des Kirchenplatzes
jemacht, so daß außer der künstlerischen Leistung auch das
jeschickte Auskommen mit den gegebenen Mitteln besonders
servorgehoben zu werden vgghienn. — Hauf
Die Färbung unserer Häuser
Hhausanstriche. ist etwas, was in unserer Zeit
ielsfach als nebensächlich behandelt wird. Man sollte sich
arin nicht immer allzu gedankenlos der Willkür des
hipser⸗ oder Malergehilfen anvertrauen. Namentlich die
hörfer in der Nähe größerer Städte zeigen oft in wenig
erfreulicher Weise, was dabei entsteht, wenn man sich dem
Heschmack eines Einzelnen ausliefert. Es sind auf diese
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Kirche in Riet. Emporengrundriß.
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