Weise, vor allem aber unter
den Nachwirkungen des „Ju—⸗
zendstils“ Farben auf das
dorf gekommen, die in ihrer
züße und Verwaschenheit weil
entfernt sind von den ehe—
nals gekannten klaren und
destimmten Farben. Das mag
1. a. auch mit dem Auf—
hlühen der deutschen Farben⸗
ndustrie zusammenhängen, die
dem Maler viele und billige
Farbe in zu großer Menge
lieferte, so daß er darüber
die althergebrachten Farben
und ihre Anwendungsweisen
mehr und mehr vernachlässigte
und sich im „Mischen“ aller
denkbaren und undenkbaren
Töne erging. Namentlich
unter dem Einfluß des so—
gzenannten Jugendstils leistete
sich der Einzelne oft Unglaub— .4 8 —
liches in der Abwandlung der Kirche in Riet, Rückansicht.
Töne vom süßesten Himbeerrot bis zum grimmigsten Grün. für ihn stärkere Farben nicht möglich wären. Im Gegen⸗
— Dabei ist das Geheimnis künstlerischer Wirkung auch leil verträgt der Putz recht gut eine farbigere Behandlung,
für den Maler vielfach kein größeres, als das der selbstauf· als man ihm heute zuteil werden läßt; zum allerwenigsten
erlegten Beschränkung. Das wird durch nichts besser be- ollte man das bei Neubauten jetzt beliebte knallende
wiesen als durch die wegen ihrer schmucken Fachwerks- Veiß immer farbig abtönen, damit das Haus nicht zu
bauten weit bekannten RKemstaldörfer wie etwa Strümpfel- ehr als Fremdkörper in der Landschaft steht.
bach und Schnait, in denen ein stumpfes Rot (Ochsenblut) Stärkere Farben pflegt man den Schlagläden, Türen,
und ein sammetweiches Schwarz die beiden einzig Fenstern, Simsen, Rinnen und Abfallrohren zu geben.
vorherrschenden Farben für das Fachwerk und die lllerdings oft nicht mit der nötigen Vorsicht. Ein ein—
sonstigen holzteile des Hauses sind. Der Gegensatz des aches Braun oder Grün für diese Teile auf hellem, ein
bestimmt wirkenden Rotes oder Schwarzes zu dem freund⸗ twas gebrochenes Weiß auf farbig-dunklem Putz, werden
lichen Weiß der geputzten Fachwerksfelder ist viel zu starz, mmer dankbar sein. Verfehlt ist es, an diesen Teilen
um den Cindruck der LCangeweile aufkommen zu lassen durch eine zu weitgehende Buntheit, bei den Läden etwa
und wiederum zu selbstverständlich, um an spielerische urch eine dunkle Bemalung der Rahmen und hellere der
Effekthascherei zu mahnen. Die Dörfer, in denen der Füllungen wirken zu wollen. Was damit erreicht wird,
Fachwerkbau nie so kKünstlerisch vollendet gepflegt wurde, it meist statt eines reicheren Aussehens nur das größerer
wie in den erwähnten und wo infolgedessen auch kein inruhe.
Wert darauf gelegt wurde, das Fachwerk als solches in In Gegenden, in denen man ihrer rauhen Witterung
der Bemalung besonders wegen statt des Putzes mehr
zu betonen, geschah es im die Verschindelung und Ver⸗
Derlaufe der Jahre, daß schalung der häuser bevor—
mit jedem der gern vom zugte, ließ man diese ge—
hausbesitzer selbst ausge— wöhnlich im holzton stehen,
führten Anstriche das Fach— der sich dann durch das
werk mehr und mehr unter Wetter in das bekannte
der Tünche verschwand, bis Silbergrau wandelte, wie
es schließlich nur noch in wir es heute an alten holz⸗
ungemein malerischen zu—⸗ häusern so gern sehen; gleich⸗
sammenhanglosen Strichen sam wie ein lebender Or⸗
die hausseite belebte. Die ganismus scheint ein solch
Farbe des Putzes, der dann wettergraues haus in die
hier nahezu wie bei einem Natur wieder zurückzu⸗
einen Putzbau die farbige wachsen.
Erscheinung des Hauses fast Wir, die wir heute un⸗
allein bestimmt, wird wohl gern wagen, unser holz
vorwiegend ein Weiß sein, ohne besonderen Schutz dem
das je nach dem Geschmack Wetter auszusetzen, haben
mehr ins Gelbliche, Bläu— mit unseren holzkonser⸗
liche oder Grünliche spielen vierungsmitteln ganz brauch⸗
wird. So lange man bei bare farbige Anstriche. Sie
diesen Abtönungen bleibt sind es vor allem dadurch,
und ausgesprochene Farben daß sie im Gegensatz zur
für den Putz meidet, ist Hlfarbe das Holz nicht mit
die Farbenwahl keine all⸗ einer langweilig gleich—
zuheikle Sache. Damit soll mäßigen Schicht überziehen,
nicht gesagt sein, daß auch ondern die tausendfältigen
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