ür Bauplaso
und Werkstaft
Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel
6. Jahrgang.
Stuttgart, Oktober 1911. 10 Nummer 10.
Entwurf zu einem Wohn- und Geschäftshaus.
Der Entwurf zu einem städtischen Wohn⸗- und Geschäftshaus,
den wir heute im Bilde bringen, stammt als beste Lösung
aus einem Wettbewerb unter den Schülern der VI. Klasse
der Stuttgarter Baugewerkeschule. Das Programm war
besonders anziehend durch die Gestalt des Bauplatzes, der
in der Lösung ein Mittelding zwischen einem eingebauten
haus und einem Eckgebäude zuließ. Die Art und Weise
nun, wie die aus Grundriß und Perspektive ersichtliche,
in die Straße vorspringende Ecke gelöst wurde, ließ aus den
meisten Arbeiten dieses Wettbewerbes eine Frische der Auf—
fassung, und bei aller Freiheit gegenüber den überlieferten
Stilformen, ein liebevolles Anlehnen an vorhandene Lösungen
erkennen, so daß wir von dem Nachwuchs unserer Bauwerk—⸗
neister das Beste hoffen können. Der Entwurf des Schülers
W. Jäger zeigt im besonderen, wie eine eigenartige Platz-
gestaltung für den Architekten anregend wirken kann. Es
iegt in der Hand derer, die einen Ortsbauplan entwerfen,
chon durch die geeignete Führung ihrer Straßen derartige
eizvolle Bauplätze zu schaffen und so Abwechslung in die
Zebauung, in die Straßenbilder zu bringen. Die vor—⸗
zeschobene Ecke ist nun allerdings etwas verpönt, weil sie
verkehrsstörend'“ wirkt. Wie sie aber hier ausgebildet ist,
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Wohn⸗- und Geschäftshaus. Architekt: W. Jäger, Stuttgart.
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