ür Bauplatz
uß Werkstatt
Mitteilungen der Beratungsstelle für das Baugewerbe
herausgegeben von der Königl. Zentralstelle für Gewerbe und handel
6. Jahrgang. Dif Stuttgart, Januar 1911. J0 Nummer 1.
Ein ländlicher Friedhof.
z ist nicht neu, daß man über die Unkultur
unserer Friedhöfe redet und schreibt. Seit
die Industrie es sich angelegen sein läßt,
auch unsere Gräber auszustätten, seitdem
ist es unseren Friedhöfen so gegangen wie
unseren häusern, Dörfern und Städten —
sie tragen den Stempel der Lieblosigkeit.
Und es ist nur zu natürlich, daß man gerade hier an einer
jo nachdenklichen Stätte nach Verinnerlichung strebt, daß man
von einer Hebung der Fried⸗
hofkultur spricht und sie
zu erreichen sucht. Auch
die Beratungsstelle für das
Baugewerbe will ihr Teil
dazu beitragen. Und es
ist ihr nur erwünscht, wenn
sie wie im vorliegenden
Falle bei einer Neuplanung
zu Rate gezogen wird.
Der zur Überarbeitung
eingesandte Entwurf fällt
auf durch die Unzahl von
Wegen, die in unnötiger
Weise das ganze Gelände
zersplittern, so daß an
keiner Stelle das Grun der
Gräber sich dem Auge in
genügender Släche bietet
und der Blichk, von den
womöglich gelbgekiesten
Wegen geblendet, nirgends
zur Ruhe kommt. Am
allerwenigsten Erholung
bieten aber die Ruhe—
ounkte, die Bänke. Statt
im Schatten schöner Alleen⸗
bäume stehen sie planlos
verstreut, dort wo infolge
der geschwungenen Wege
zufällig entstandene Swickel
ausgefüllt werden müssen. Dieses Lückenbüßerlos teilen
sie mit ebenso planlos umherstehenden Koniferen, durch die
das Ganze nur noch willkuͤrlicher und zerfahrener erscheint.
Es braucht auf einem solchen Friedhof nicht erst jene
aufdringlichen, schwarzpolierten Marmordenkmäler, von
denen eines das andere überschreit: „Seht, ich bin noch
großartiger!“ Das Ganze ist schon das Gegenteil von einem
Friedhof“.
Auch ein schöner Grabschmuck, von der Art etwa wie
das in der letzten nummer gebrachte Kreuz, wird auf einem
—
einem von haus aus gut angelegten Friedhof, wie
wir sie in unseren älteren Kirchhöfen heut noch haben,
auch ein weniger glücklicher Grabschmuck erträglich,
weil er von der Stimmung der ganzen Anlage gewinnt.
Bei unserer UÜUberarbei⸗
tung legten wir deshalb
Wert darauf, das Gelände
zwar klar und streng, aber
doch auch so aufzuteilen,
daß mit hilfe der anzu—
pflanzenden Bäume mit den
Jahren Bilder entstehen,
wie etwa das abgebildete
Vierurnengrab mit Bank.
Der glatt durchgeführte
mittlere Weg mündet einer⸗
seits in einem von Buchen⸗
hecken umgrenzten und mit
einem Brunnen geschmück⸗
ten Platz und andererseits
führt er auf einen Platz
vor der bescheiden gehal⸗
tenen Kapelle. Die an⸗
deren Wege sind, soweit
es nicht zweckwidrig war,
rechtwinklig und symme⸗
trisch zum Mittelwege ge⸗
führt, um eine klare UÜber⸗
sicht zu ermöglichen. Auf
diese Weise konnten viel
mehr Gräber untergebracht
und ein Teil des Feldes
als Birkenhain gelegt wer⸗
den, der vorläufig park⸗
artig den Friedhof nach
der einen Seite hin abschließt und der später bei einer not—
wendigen Derqrößerung einen „Waldfriedhof“ ergeben soll.
Gegen Ende
Rolladen oder Klappladen. —*
Jahre des vorigen Jahrhunderts eiwuchs dem KMappladen,
der als glatter oder als Jalousie-Caden schon seit langer
Urnengrab.
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