Full text: Für Bauplatz und Werkstatt / Mitteilungen der Württemberg. Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1922, Bd. 17, Heft 1/12)

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FJerausssgegq. vom Württ. Pandessqemerbeomt· Nommissionsversag von cugen Waßh. Stuttgart 
17. Jahrgang 
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Stuttgart, November 1922 
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Nummer 11 
Erdkeller 
Wenn man bei den jetzigen hohen, immer noch steigenden 
Preisen bauen will, ist Sparen mehr als je notwendig. Be— 
einflußt durch die landesüblichen Bauarten, glaubt man oft 
auf dem Punkte angelangt zu sein, wo eine weitere Spar⸗ 
möglichkeit ausgeschlossen ist. 
Eine Umschau in anderen Gegenden des Landes bringt 
dann manchmal doch noch eine neue Möglichkeit zutage, an 
die man im eigenen begrenzten Gesichtskreise nicht gedachthat. 
So bot eine Reise nach Mitteldeutschland Gelegenheit, 
in einer neuerstellten Bergarbeitersiedlung Er dkeller zu 
besichtigen, deren Ausführungsprinzip auf der beigefügten 
Abbildung wiedergegeben ist. 
Die Außenmauern werden nicht bis Untergeschoßfußboden 
herabgeführt, sondern sind so angesetzt, daß ihre Fundamente 
nur 50 cm unter der Höhe des umgebenden Geländes liegen. 
Dieses Maß entspricht 
nicht der üblichen Funda- 
nenttiefe von mindestens 
30 em unter Terrainhöhe 
Gefriertiefe). Es wird 
deshalb zweckmäßig sein, 
mit der Fundamentsohle 
doch mindestens auf diese 
Tiefe hinabzugehen. 
Bei den in Frage kom⸗ 
menden Siedlungsgebäu⸗ 
den war das Sockelge— 
mäuer in Bruchstein er⸗ 
stellt und in etwa 90 bis 
100 em Breite von der 
Innenkante des Sockelge⸗ 
mäuers aus gemessen die 
Kellergrube unter Belas⸗ 
sung einer schrägen Bö— 
schung etwa 1,50 m tief 
ausgehoben. Es werden 
dadurch pro lkam Außen⸗ 
wand ungefähr 2 chm 
Erdaushub und / chm 
Mauerwerk erspart gegen⸗ 
iber vollem Ausbau der 
Untergeschoßräume. Bei 
dem abgebildeten Doppel⸗ 
hause von 11/8 m Grund⸗ 
Jäche beträgt die Erspar⸗ 
nis etwa 60 cbm Erdaus⸗ 
hub und 18 cbm Mauer⸗ 
verk. 
Das ausgehobene Lehm⸗ 
material wurde angenäßt, 
nit Stroh vermischt zur 
Fertigung der Erdge— 
schoßwände verwendet, die 
hon den Bergarbeitern im 
Selbsthilfeverfahren angefertigt wurden. Der Baugruben⸗ 
auushub war so bemessen, daß das ausgehobene Lehmmaterial 
restlos zur Anfertigung der Lehmmauern Verwendung finden 
onnte und deshalb eine Abfuhr von Aushubmaterial nicht 
notwendig wurde. 
Da Lehmmauern bei uns in Süddeutschland noch einer 
veitgehenden Abneigung bei Bauherren und Fachleuten 
egegnen, soll die Anfertigung derselben hier nicht näher be⸗ 
chrieben, sondern nur der Erdkeller, und das darüber be— 
indliche Backstein ⸗Hohlmauerwerk weiterer Betrachtung 
interzogen werden. 
Wie die beigegebene Abbildung zeigt, deren Grundrißan⸗ 
»rdnung aber den in Mitteldeutschland ausgeführten Sied⸗ 
ungsbauten nicht entspricht, sind nur die beiden mittleren 
Tragepfeiler mit dem Schornstein, sowie die Scheidewand 
zwischen den beiden Häu⸗ 
sern bis auf Kellerboden⸗ 
'ohle heruntergeführt. 
Die Balkenlage des Erd— 
geschosses ruht auf hölzer⸗ 
nen Unterzügen, die über 
die Tragpfeiler von der 
Scheidewand nach den 
Außenwänden laufen. 
Ein derartiger Erdkeller 
äßt sich natürlich, wie be⸗ 
reits erwähnt, nur da aus⸗ 
führen, wo fester Boden 
»orhanden und kein Hoch⸗ 
o»der Grundwasser zu be⸗ 
fürchten ist. Auf dem hoch- 
iegenden Bankett kann 
zis zur Höhe der Keller—⸗ 
decke das Brennholz auf⸗ 
gestapelt werden, sowie 
alle möglichen Gegenstän⸗ 
de für den häuslichen Ge⸗ 
hbrauch Aufstellung finden, 
so daß der ebene Boden 
des Kellers selbst zur Auf⸗ 
dewahrung von Feld—⸗ 
früchten und dergleichen 
dienen kann, wo sie, auf 
dem gewachsenen Natur⸗ 
boden lagernd, sich vor— 
züglich halten. 
Für unsere süddeut— 
schen Verhältnisse kommt 
die Anlage eines Getränke⸗ 
kellers in Betracht. Dieser 
läßt sich durch Errichtung 
on Trennwänden und ev. 
Tieferlegung des abge—⸗ 
rennten Teiles so ein— 
IND-REIIE 
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