Full text: Bauplatz und Werkstatt / Monats-Zeitschrift der Staatlichen Beratungsstelle für das Baugewerbe (Jg. 1936, Bd. 31. Heft 1/2)

ZEITGEMÄSSE FORDERUNGEN AN DAS SIEDLUNGSWESEN 
Es geht also darum, die Siedlung auf Gemeinschaftsbildung anzulegen 
Das Urbild dessen, was Gemeinschaft sein kann, möge an einem Beispiel er 
AÄäutert werden: 
Man betrachte einmal Menschen, die in Reihe stehen, die, militärisch gesprochen. 
ausgerichtet sind. Sie werden aus sich heraus nichts unternehmen, das aus ihrer 
Gemeinschaft kommt, dagegen alles, was ihnen von außen als Kommando zu- 
kommt. Jeder einzelne Mann der Reihe wird dieselbe Handlung auf Befehl aus- 
‘ühren. Darum ist die Reihe eine ausgezeichnete militärische Formation, bei der 
as eben gerade auf dieses ankommt. Man muß solch ein Bild künstlerisch neh- 
men, um aus ihm zu erfahren, was daraus zu erfahren ist. Im Glied kommt das 
nicht in Betracht, was der einzelne von sich aus seinen Kameraden zu geben hat, 
as bleibt bei „leichter Tuchfühlung“. Erst nach dem Wegtreten, auf der Stube 
ısw. zeigt sich, was der Einzelne für ein Verhältnis zum Nebenmenschen hat 
zeigt sich die Kameradschaft. 
Yie Reihe 
Der Kreis 
Abb. 8. 
DIE SIEDLUNGSREIHUNG - Gemeinschaftszerstörenc 
DER KREIS : . Gemeinschaftsbelebend 
Jbertragen wir dieses Bild auf die Reihung der Siedlungshäuser. Es gibt die 
Beispiele der uniformen Typenhäuser mit gleichen Abständen usw. in endlosen 
Reihen und gliederweise parallel gestaffelt. Der Intellekt, materialistische Ge- 
sinnung glaubten viel damit gemacht zu haben. Sie überlegten alles, nur das 
nicht, daß lebendige Menschen darin wohnen sollen. Wer diese Bauanlagen 
zünstlerisch auf sich wirken läßt, wird nie zu dem Begriffe des Gemeinschaflts- 
bildenden durch diese Anordnung kommen. Es liegt ein Reihen von gezählten 
gleichen Einheiten darin vor, das sich nur wiederum gleichmachend und gleich- 
gültig dagegen, ob das hundert oder zweihundert oder mehr Einheiten sind, 
auswirken muß. Das Ergebnis einer unvoreingenommenen, im künstlerischen 
Nacherleben angestellten Betrachtung ist der Eindruck: durch den Intellekt 
arganisierte Massenunterbringung in x Reihen, die weder in sich noch unter- 
ainander Beziehungen, die mehr sind als formal, herstellen können. Dieses klingt 
zielleicht hart, weil ja vielfach ganz andere und bessere Absichten solchen An- 
lagen zugrunde gelegt waren. Wir sagten aber eingangs, daß es der Intellekt 
ist, der gerade durch die hellsten Gründe die Sicht auf das verhindert, was tat- 
sächlich Materialismus und damit dem Menschen gegenüber schädliche Haltung 
ist. Die Wirkung der Reihung ist keine andere als wie sie dem Bolschewismus 
recht sein könnte: Ersegung menschlicher Beziehungen sozialer Art durch sche- 
matische gleichgültige Gleichmacherei.
	        
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