ZEITGEMÄSSE FORDERUNGEN AN DAS SIEDLUNGSWESEN
Es geht also darum, die Siedlung auf Gemeinschaftsbildung anzulegen
Das Urbild dessen, was Gemeinschaft sein kann, möge an einem Beispiel er
AÄäutert werden:
Man betrachte einmal Menschen, die in Reihe stehen, die, militärisch gesprochen.
ausgerichtet sind. Sie werden aus sich heraus nichts unternehmen, das aus ihrer
Gemeinschaft kommt, dagegen alles, was ihnen von außen als Kommando zu-
kommt. Jeder einzelne Mann der Reihe wird dieselbe Handlung auf Befehl aus-
‘ühren. Darum ist die Reihe eine ausgezeichnete militärische Formation, bei der
as eben gerade auf dieses ankommt. Man muß solch ein Bild künstlerisch neh-
men, um aus ihm zu erfahren, was daraus zu erfahren ist. Im Glied kommt das
nicht in Betracht, was der einzelne von sich aus seinen Kameraden zu geben hat,
as bleibt bei „leichter Tuchfühlung“. Erst nach dem Wegtreten, auf der Stube
ısw. zeigt sich, was der Einzelne für ein Verhältnis zum Nebenmenschen hat
zeigt sich die Kameradschaft.
Yie Reihe
Der Kreis
Abb. 8.
DIE SIEDLUNGSREIHUNG - Gemeinschaftszerstörenc
DER KREIS : . Gemeinschaftsbelebend
Jbertragen wir dieses Bild auf die Reihung der Siedlungshäuser. Es gibt die
Beispiele der uniformen Typenhäuser mit gleichen Abständen usw. in endlosen
Reihen und gliederweise parallel gestaffelt. Der Intellekt, materialistische Ge-
sinnung glaubten viel damit gemacht zu haben. Sie überlegten alles, nur das
nicht, daß lebendige Menschen darin wohnen sollen. Wer diese Bauanlagen
zünstlerisch auf sich wirken läßt, wird nie zu dem Begriffe des Gemeinschaflts-
bildenden durch diese Anordnung kommen. Es liegt ein Reihen von gezählten
gleichen Einheiten darin vor, das sich nur wiederum gleichmachend und gleich-
gültig dagegen, ob das hundert oder zweihundert oder mehr Einheiten sind,
auswirken muß. Das Ergebnis einer unvoreingenommenen, im künstlerischen
Nacherleben angestellten Betrachtung ist der Eindruck: durch den Intellekt
arganisierte Massenunterbringung in x Reihen, die weder in sich noch unter-
ainander Beziehungen, die mehr sind als formal, herstellen können. Dieses klingt
zielleicht hart, weil ja vielfach ganz andere und bessere Absichten solchen An-
lagen zugrunde gelegt waren. Wir sagten aber eingangs, daß es der Intellekt
ist, der gerade durch die hellsten Gründe die Sicht auf das verhindert, was tat-
sächlich Materialismus und damit dem Menschen gegenüber schädliche Haltung
ist. Die Wirkung der Reihung ist keine andere als wie sie dem Bolschewismus
recht sein könnte: Ersegung menschlicher Beziehungen sozialer Art durch sche-
matische gleichgültige Gleichmacherei.