NEUGESTALTUNG DER INDUSTRIEBAUTEN
von Architekt Heinrich Osthus 1. Fortsetung
Dem Gestaltungs-
willen muß immer
ain Ganzes
vorschweben.
Der Organismus
bedingt die
Leistungsfähigkeit.
Typische Dreiteilung
im Fabrikbau.
Dem Plangedanken des Vorprojektes (s. Abb. 6-11) liegt eine bestimmte Größe
zugrunde. Es ist wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, da hiervon das Ge-
ingen derartiger Projekte zunächst ausschließlich abhängt. Darin unterscheiden
sich gerade die bisherigen Gründungen von dem hier eingeschlagenen Weg.
Die alten Fabriken mußten unter Annahme unbekannter Größen geplant wer-
den. Dies verursachte größtenteils die Unzulänglichkeiten, die wir heute bei der
'ndustrie sowohl volkswirtschaftlich als auch in sozialer Hinsicht sehen. Hier sei
3in Hinweis auf die Natur gestattet, die ja immer für den Aufbau- und Ge-
staltungswillen die besten Vorbilder bietet. Betrachtet man ein Samenkorn und
verfolgt dessen Wachstum bis zur Pflanze, so kann festgestellt werden, daß schon
m Samenkorn die Wachstums- und Formkräfte der ganzen Pflanze ruhen. Noch
an anderes Beispiel: das Tier entwickelt sich nach der Geburt nicht beliebig zu
liesem oder jenem Gebilde, sondern es wird ebenfalls nach einem bestimmten
5chöpfungsbild entstehen. Auch hier liegt dem Werden immer ein Ganzes zu-
runde. Versuchen wir von diesem Gesichtspunkt aus die uns gestellten
’robleme zu lösen, so werden wir die Beobachtung machen, daß sich auch große
Schwierigkeiten so überwinden lassen. Für die hier geplante Fabrik als Ganzes
Jzesehen, mußte der Organismus entwickelt werden, der die besten Möglich-
zeiten für die Leistung bot, d. h. ein Organismus, der den vielfältigen Bedin-
Jungen gerecht wird, die dann Best-Leistungen möglich machen, Heute stehen
wir gerade in dieser Beziehung vor großen Entscheidungen. Bisher erfolgte die
Einrichtung und der Ausbau der Betriebe meist nach einseitigen Gesichtspunkten.
z2s braucht hier nur auf die Rationalisierungsmethoden hingewiesen werden, die
größtenteils von rein materiellen Anschauungen geleitet waren. Man hoffte da-
durch zu Reichtum und Wohlhabenheit zu gelangen, aber das Gegenteil war
der Fall. Nachdem der Arbeiter gänzlich mittellos war, zerfielen auch die größe-
ren Vermögen immer mehr. Gerade diese materielle Denkungsart vernebelte
den Weg zu dem angestrebten Wohlstand. Diese Einstellung war mit der Anlaß
zu der Verschärfung der sozialen Verhältnisse. Auf die Forderungen, die sich da-
raus heute ergeben, soll noch bei der Behandlung der Führung der Arbeitsabwick-
‚ung näher eingegangen werden. Dem Plangedanken für das Vorprojekt selbst
ıag die systematische Darstellung der Arbeitsfolge zu Grunde (s. Abb. 2). Dies
ergab ein Bild, das an sich den verhältnismäßig komplizierten Arbeitsgang auf
2inen einfachen Nenner gebracht hatte. Es trat so in der Planung zu tage, daß
die einfache klare Arbeitsfolge auch im Entwurf enthalten war, wobei die Raum-
yrößenverhältnisse (das Programm) Abb. 3 ebenfalls ihren Niederschlag finden
mußten. Auf diese Weise konnte mit dem Projekt Abb. 6-11 ein Organismus ent-
stehen, wie er in Abb, 5 dargestellt ist und zwar eine klare Reihung der Arbeits-
rorgänge ohne Überschneidung.
Bei der Bearbeitung des Entwurfes Abb. 6-11 haben sich 3 Hauptgruppen er-
geben, die unter sich mehr einen mittelbaren Zusammenhang haben. Die erste
Yauptgruppe bildet die eigentlichen Fabrikationsräume, die zweite die Ver-
waltung (kaufmännische Abteilung) und die dritte Gruppe die Räume für sämt-
liche Belange, die außerhalb der eigentlichen Fabrikation und der Verwaltung
liegen (Nebenräume). Die Raumgruppen 2 und 3 richten sich in ihrer Größen-
ausdehnung immer nach der ersten, nach derjenigen der Fabrikationsräume.,
Für die erste ist hier eine bestimmt ermittelte Größe gefunden worden, dagegen
ist im Vorprojekt für die Ausdehnung der Verwaltung und der Nebenräume
weitgehender Spielraum qelassen, so daß sich diese immer nach den jeweiligen