auch auf den Bebauungsgedanken ausgedehnt werden. Durch
zeitiges Klarlegen solcher Verhältnisse kann manches verhindert
werden, was in der Zukunft dem sozialen Aufbau und dem
Gedanken der Volksgemeinschaft große Schäden zufügen kann.
Die Klärung dieser Fragen und weiterhin auch solcher der
Volkswirtschaft hält die Württ. Beratungsstelle für das Bauge-
werbe für eine wichtige Zeitaufgabe. Einwandireie fertige Vor-
schläge machen zu wollen, wäre eine Vermessenheit. Gelingt
es aber an Hand von Beispielen, auf die Kernfragen hinzu-
weisen, so ist der Zweck unserer Veröffentlichung erreicht.
Vielleicht werden die Gedanken, die wohl manche Architekten
und Baubehörden heute als eigenartig bewerten, eines Tags
als selbstverständlich gelten. Man wird dann sagen, daß die
einseitig rationelle Betrachtungsweise überwunden wurde.
Ergeben haben sich die neuen Forderungen aus dem gefühls-
mäßigen Eindringen in die Gestalt alter und neuer Siedlungen.
Interessant mag sein, daß die farbige Gestaltung der Häuser
ein Ausgangspunkt war. Die Untersuchungen über die seelische
und gemüthafte Seite der Farbe, die unser Sondersachverstän-
diger für Farbe in der Architektur: Herr Kunstmaler Frit
Klein-Stuttgart in seinem Vortrag im Winter 1935 wieder-
gegeben hat, sind Ursache zu weiteren Folgerungen geworden.
Auch sein Vorschlag, die Städte und Siedlungen durch eine
bestimmte Ordnung in Tonwertzonen organischer in die Land-
schaft einzubetten, hat in gleicher Richtung weitergeführt. Es
ergaben sich neue Gesichtspunkte künstlerischer, gemüthafter
und sozialer Art. Daß z.B. schon die Stellung der Häuser zu-
einander Einfluß auf das Zusammenleben der Bewohner hat,
wurde in der Praxis festgestellt. Die wichtigste Forderung an
eine Siedlung, nämlich daß sie gemeinschaftsbildend und be-
friedend auf die Bewohner wirkt, liegt vor allem andern in der
Hand des planenden Architekten, Stellung, Form und Farbe
sind die Mittel, die dafür zur Verfügung stehen.
Die vorliegende Arbeit, die dem Gemeinschaftsbildenden bei
deutschen Siedlungsanlagen Anschauungsgrundlagen ver-
schafft, ist selber ein Ergebnis gemeinschaftlicher Arbeit, auf
das hier gerne verwiesen werden mag. Der Architekt gewinnt
sehr viel, wenn er sein, eben doch stark fachlich und technisch
eingestelltes Denken durch die freie, künstlerisch-empfundene
Anschauung des Malers gegenüber Planbildern und gegen-
über Landschaft und Siedlung erweitern läßt.
Esistuns ein Bedürfnis, Herrn Klein an dieser Stelle für die viel-
seitigen Anregungen den gebührenden Dank auszusprechen
Staatl. Beratungsstelle für das Baugewerbe
beim Württ. Landesgewerbeamt