Zum Vierjahresplan:
‚BAUSCHÄDEN"”, 6. Fortsegung
HOLZSCHÄDEN DURCH UNZWECKMÄSSIGE KONSTRUKTIONEN
AUSWIRKUNGEN DES SCHWINDENS, QUELLENS, SICH-WERFENS UND REISSENS
Abb.68. Spiegelschnitt
durch Kiefer mit dunklerem
Zern«und hellerem Snolintholz
Abb. 70. Beste Aus-
aügung. Bretter mit auf-
cechtstehenden Jahren.
Abb. 69. Herzbrett in
ler Mitte, oben und
ınten Saeitanhretter
Das Holz hat gewisse konstruktionsfeindliche Eigen-
schaften, die sich aus seiner Herkunft — als einem
Teil des gewachsenen Baumes — ergeben (vergl.
Abb. 68-70”). Für den Handwerker und Baumeister
erweist sich beim Verarbeiten dieses Baustoffes als
die bedeutsamste Eigenschaft, mit der er stets zu
rechnen hat, das Schwinden, Quellen, Sich-
werfen und Reißen, mit einem Wort das Arbei-
ten des Holzes. Deshalb sind bei jedem Verwen-
den von Holz besondere Überlegungen oder Vor-
kehrungen notwendig. Das sogenannte Absperren
des Holzes z. B. ist eine solche Vorkehrung aus
neuerer Zeit, die das Übel an der Wurzel zu fassen
sucht. Jeder weiß, daß neu verwendetes, wenn
auch trockenes Holz schwindet — wer kennt nicht
die geschwundenen Türfüllungen!— Die Erfahrung
lehrt aber weiter, daß uraltes verbautes Holz, wenn
es in andere Luft- und Feuchtigkeitsverhältnisse
kommt, von neuem zu arbeiten anfängt.
Das durch Generationen hindurch vererbte Hand-
werk der alten Handwerksmeister verstand sich
ganz besonders gut darauf, mit dem Material und
seinen Eigenschaften umzugehen. Wir nennen das
eine instinktmäßige Sicherheit und wir streben
wieder nach einer solchen. Wir müssen uns aber
klar sein, daß diese in Zeiten neuer Erfindungen
und neuer Materialien nicht erreichbar ist, sondern
nur in gleichmäßigen Zeitläufen und nur in solchen
Gebieten, in denen altbewährte Materialien und
Handwerksverfahren im Vordergrund stehen. Nur
da konnten und können Erfahrungen im Lauf von
Generationen herausgeschält werden.
In drastisch-komischen Sprüchen wie z,. B. „es gibt
3uchhalter aber keine Holzhalter” wurden dann die
Zrfahrungen — hier über das nicht vermeidbare
Arbeiten des Holzes — dem jungen Handwerker
aingeprägt und weitergegeben.
Das Baumaterial Holz ist ein so hervorragender, für
die verschiedensten Bauzwecke verwendbarer Stoff,
ohne den ein Hausbau für uns nicht denkbar ist. Es
gehört aber zur Pflicht des Baumeisters, durch ge-
naues Überlegen der Konstruktion auf Grund der
Erfahrung das Material jeweils richtig einzusegen.
Dies muß heute mehr denn je auch vom Gesichts-
punkt der Sparsamkeit gefordert werden. Richtige
Konstruktionen am richtigen Plat sind sparsam. Un-
überlegte Konstruktionen dagegen führen zu Schä-
den, die volkswirtschaftlich gesehen, Verluste an
Volksvermögen bedeuten.
Sparsam mit dem vorhandenen Material umzu-
gehen, dürfte für lange Zeitspannen unser Schick-
sal sein. Es wird und soll uns zur Verbesserung
*) Abb. 68—70 und 72—73 sind mit Erl. d. Verlags Jul. Hoffmann - Stuttgart
dem Heft „Die Konstruktion des Möbels” von Prof. A. G. Schneck und
(}. Kanpler entnommen