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Wein-Behälter.,
Während sich Reben-Anpflanzungen in vielen Gegenden
der Weinländer fortwährend vermehren, wird das zu den Fäs-
gern taugliche Holz immer theurer und seltener, so dafs die
hohen Preise der Gefälse, welche oft mehr gelten als der Wein
selbst, den Grundbesitzer vor jeder neuen reichen Weinlese
bange machen.
Diesen Folgen der früheren Forstverwüstungen und die-
sem Mangel an entsprechenden Gefäfsen abzuhelfen und die
Vorurtheile zu besiegen, die gegen die Möglichkeit eines Er-
satzmittels der gewöhnlich gebräuchlichen Gefäfßse noch herr-
schen, dürfte nur durch Beispiele und durch wiederholte Be-
kanntmachung der Wege, die man einzuschlagen hat, gesche-
hen können.
Die Beschreibung bewährter Construcetionsweisen zur
Darstellung derartiger Gefäfse aus anderem Material als Holz,
zu deren Gunsten eine mehrjährige Erfahrung spricht und
deren Vorzüge der Anwendung dieser neuen Gefäfse in Be-
zug auf Dauerhaftigkeit, Wohlfeilheit, und dafs der Wein in
ihnen an Güte gewinnt, wird gewifßs zur weitern Anwendung
beitragen.
Schon früher hat man vielfache Versuche zur Darstel-
lung der Weingefäfse aus Mauerwerk angestellt, von denen
jedoch nur wenige erfolgreich waren; denn theils waren diese
Weingefäfse nicht dicht, theils schadeten sie seiner Farbe und
seinen übrigen Eigenschaften so sehr, dafs man die gewählte
Construction aufgeben mufste. Die Ursachen dieser zum Theil
mifslungenen Versuche waren: mangelhafte Construction, die
Unvollkommenheit der Cemente, auch wohl Mangel an Geduld,
Bei der gegenwärtigen Vorzüglichkeit der Cemente, na-
mentlich der vervollkommneten Fabrikation der künstlichen
Cemente und der allgemeinen Verbreitung derselben, ist die
Darstellung wasserdichter Gefäfse, die auch den nachtheiligen
Einflüssen der Atmosphäre widerstehen und sogar mit der
Zeit immer mehr an Festigkeit gewinnen, durch vielfache
Ausführungen erprobt und dadurch bewährte Constructionen
erhalten worden.
In Frankreich sind die Versuche der Darstellung von
Weingefäfsen aus Mauerwerk mit Anwendung des römischen
Cementes von bestem Erfolge gewesen. Das hierbei befolgte
Verfahren wird in dem Journal des connaissances usuelles,
Octobre 1835, p. 155 (Dinglers polyt. Journ. Bd. 59, Jahrg.
1836, S. 360) wie folgt beschrieben:
Es waren 3 Gefäfse mit einem gemeinschaftlichen Schweng-
becken (cuvette). und 12 Cisternen oder Behälter, welche zu-
sammen 68 grofse Stückfässer oder 34 Fuhren (chars) fassen,
wovon auf das grofse Stückfafs 4 und auf jede der Cister-
nen 21 Fuhren kommen.
Von diesen Bottichen hat der mittlere 11 Fufs in der
Breite auf 6 Fufs 10 Zoll in der Tiefe und 8 Fufs Höhe; der
grofse Bottich hingegen hat 11 Fuls Breite, 11 Fufs 4 Zoll
Tiefe und gleiche Höhe. Das kuppelförmig geendigte Stück-
fafs endlich hat 4 Fufs im Gevierte und 6 Fuls Höhe. Die
alten Mauern des Kellers haben 40 und die neuen 16 Zoll
Dicke, während die vordere Wand des Stückfasses nur 6 Zoll
milst.
Der Keller, in welchem diese drei Gefäfse gebaut wurden,
war in früheren Jahren beinahe 7 Fufs tief ausgegraben wor-
den. Seine Wände schienen zwar ein festes Mauerwerk zu
haben; da sich jedoch viele grofse Kiesel darin befanden, der
Mörtel zum Theil fett, zum Theil mager war, und da sie im
Innern sowohl hohle Räume als Salpeter enthalten konnten,
3o mufste man sich gegen etwaiges Durchsickern und gegen
Zersetzung der Cemente vorsehen. Man liefs daher, nachdem
zehörige Stützen angebracht worden, die alten Mauern in der.
zanzen Höhe und Länge, welche die Bottiche erhalten soll-
:en, noch 10 Zoll tief ausbrechen, und da an dem ganzen
3au Alles verbunden sein mufste, so legte man sogleich die
zrundlage für den Boden der Bottiche und des Stückfasses;
liese hatte drei Schichten, von denen die erste aus Kieseln,
welche in fetten Mörtel gelegt wurden, die zweite aus einer
t Zoll dicken Schicht Steinmörtel, und die dritte aus einer
Väfelung mit starken, durch hydraulischen Kalk oder Puzzo-
ane verbundenen Backsteinen bestand. Die Täfelung war
ınige Zoll weit in die alten und neuen Mauern eingelassen.
Nachdem diese Grundlagen‘ nach Ablauf einiger Wochen Fe-
tigkeit gewonnen, nahm man die Arbeiten wieder auf, be-
;chränkte sich jedoch für das erste Jahr auf den Bau eines
ıunzigen Bottiches und der 12 Cisternen, da dieser Bau für
einen ersten. Versuch und für die dringendsten Bedürfnisse
ausreichend erachtet wurde.
Die Wiederherstellung der aufgebrochenen Seitenmauern
wurde nun bewirkt. Man legte zuerst 3 Schichten schmaler
ınd stark gebrannter Backsteine (sogenannter Barons) von
5 Zoll Breite auf 14 bis 15 Zoll Länge und 21 Linien Dicke
mit einem dünnen Mörtel. Nachdem diese Steine im Mörtel
‘est geworden waren, füllte man den Zwischenraum zwischen
len Backsteinen und dem alten Gemäuer mit Beton aus, wo-
ei jedoch die Vorsicht nothwendig war, dafs das Backstein-
Mauerwerk nicht erschüttert wurde. Auf diese 3 Schichten
schmaler Backsteine und auf die Beton-Ausfüllung legte man
lann eine Schicht doppelt gebrannter Steine, die das Ganze
vedeckten. Auf diese Weise ununterbrochen fortfahrend, waren
n 2 Tagen sämmtliche alte Mauern ausgebessert und geebnet.
Den Cement und den Beton, dessen man sich hierzu be-
liente, bereitete man, bevor römischer Cement zu Gebote
stand, auf folgende Weise: ;
Man nahm ? Theile körnigen und mehrmals ausgewasche-
nen Flufssand und versetzte diesen mit einem. aus gut ge-
brannten Ziegeln und Hammerschlag bestehenden Pulver. Dann
ı1ahm man 3 Theile dieses Gemenges, befeuchtete es mit Flufs-
wasser und that einen Theil fetten, frischen Aetzkalk hinzu
and verarbeitete die Mörtelmasse tüchtig untereinander,
Zum Beton wurde dieser Mörtel mit 2 Theilen kleinen
Kieses vermischt und die Masse gleichfalls tüchtig unterein-
ınder gerührt,
Nach Verlauf von 14 Tagen wurde der Bottich ausge-
zehrt und sorgfältig ausgewaschen, um denselben mit einem
arsten Bewurf zu versehen, den man aus 2 Theilen Puzzolane,
! Theil gewaschenen Flufssand und 1} Theilen guten alt ge-
öschten Kalk bereitete. Zur Verhütung des schnellen Trock-
ıens wurde der aufgetragene Bewurf fleilsig angefeuchtet er-
aalten, was zur Festigkeit desselben wesentlich beitrug.
Auf diesen ersten Bewurf trug man, nachdem man diesen
zehörig angenäfst, einen zweiten dünnen Bewurf. von Puzzolan-
mörtel auf, wozu man 4 Theile gesiebte Puzzolane, 2 Theile
zewaschenen, feinen Sand und 3 Theile gelöschten Kalk und
1 Puzzolan-Pulver, welches vorher mit Olivenöl abgeknetet
worden war, verwendete.
Kin Arbeiter trug den Bewurf auf und der andere glät-
tete und befeuchtete ihn abwechselnd, und dies Glätten setzte
man bis zu Ende des zweiten Tages fort. Wenn durchaus kein
Rifs in diesem Ueberzuge bemerkbar war und derselbe fest