Full text: Practische Anleitung zur Anwendung der Cemente zu baulichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und Kunst-Gegenständen

AL 
Oel-Behälter. 
In Italien, Griechenland und dem südlichen Frankreich 
sind gemauerte Oel-Behälter schon seit längerer Zeit in Gebrauch 
gekommen; in Deutschland und anderen Ländern hingegen zu- 
meist erst in neuerer Zeit, und dies besonders seit der Erfin- 
dung der vortrefflichen Bindemittel, 
Diese Oel-Behälter werden gemeiniglich in dem Souter- 
rain der Magazin-Gebäude angelegt, nebeneinander in Cement 
gemauert und überwölbt, kleinere Behälter auch wohl mit 
Steinplatten überdeckt. In dieser Art und Lage gewähren sie 
dem Besitzer grofsen Nutzen. Die Vortheile bestehen im 
Wesentlichen in der Ersparnifs an oberem Raum, in der Er- 
sparnifs der Hülfsarbeiter, in der Schnelligkeit des Schöpfens 
und Füllens, in der‘ besseren Erhaltung des Oels u. s, w. 
In Triest, welches starken Handel mit Oel führt, werden 
die Oel-Behälter theils wegen der hohen Miethspreise der Ma- 
gazine, hauptsächlich aber wegen der gefährlichen Manipulation 
bei diesem kostspieligen Artikel, zumeist in die Erde gebaut, 
selbst in alten Gebäuden, wo Localverhältnisse dies gestatten. 
Derartige unterirdische Oel-Behälter — Tinne oder Pis- 
cine d’oglio — werden in Triest aus Platten von Macigno- 
Kalkstein hergestellt *). 
Den Bau solcher Oel-Behälter veranschaulicht Bl. 17, wo 
Fig. 4 den Grundri(s eines Magazins und Fig. 2 den Durch- 
schnitt nach der Linie ab des Grundrisses darstellt... Der Sou- 
terrain-Raum enthält circa 54 Wiener Quadratklafter**), in 
welchem 12 Oel-Behälter angelegt wurden. Jeder Oel-Behäl- 
ter ist im Lichten 7 Fufs lang, 6 Fufs breit, 5 Fufs 1 Zoll 
hoch und enthält circa 105 Eimer; alle zusammen enthalten 
demnach 1260 Eimer Oel. 
Diese Oel-Behälter sind gleichzeitig mit den Fundamen- 
ten eines neu erbauten Hauses angelegt. 
Die untere: Grundplatte (fondo) in nachstehendem ver- 
gröfsertem Durchschnitt, Fig. 11, nach der Linie cd des Grund- 
risses, Fig. 4 Bl. 17, auf gemauertes Fundament oder eine 
Fig. 11. 
ı”urchschnitt nach ed. 
Betonschicht gebettet, besteht aus einem Stück Stein von 
9 Zoll Stärke, das innerhalb eine geringe Aushöhlung erhält, 
Jamit sich das Oel darin setze. Der Satz oder Rückstand be- 
irägt bei dieser Gröfse der Behälter gemeiniglich 1 Eimer, 
An den 4 Seiten dieser Grundplatte werden die Seitenplatten 
(Sponde) von 61 Zoll Stärke in den mit in Pech getränktem 
Flachse ausgelegten Falzen aufgestellt. Die Deckplatte von 
8 Zoll ‚Stärke wird dann in gleiche Falze eingelegt. Diese 
Deckplatten werden öfters auch aus 2 Theilen hergestellt. 
*) Förster’s Allgem. Bauzeitung. Jahrgang 1836. S, 386. 
“*) 1 Wiener Klafter = 6,043 preufs. Fuls. 
1 Wiener Quadratklafter = 36,519 preufs. Fuls. 
Alle Fugen der Oel-Behälter wie in 
©, Fig. 12, werden nach Aufstellung 
derselben mittelst eines Meifsels et- 
was erweitert und mit in Pech ge- 
tränktem Flachse wieder verstopft. 
Hierauf wird jede Fuge mittelst eines 
Kohlenbeckens erwärmt und mit heis- 
sem Kitte verstrichen. Sobald Iletzte- 
rer erhärtet ist, werden die verpichten 
Fugen mit einem heifs gemachten Eisen wieder geebnet und 
geglättet. Der Kitt ist ein im Oele unauflöslicher Harzkitt 
ınd besteht aus feingesiebtem Ziegelmehl, Colophonium und 
JInschlitt, er wird in einer Pfanne über Kohlenfeuer gemischt 
and dann in derselben beständig flüssig erhalten. Beim Auf- 
ragen kann man immer nur so viel Fugen verstreichen, als 
man mittelst des Kohlenbecken zu erwärmen im Stande ist. 
01: 
2, 
Statt des Falzes y, Fig. 12, hat man auch den Falz z, Fig. 13, 
ıngewendet; doch hat man den Falz k&, Fig. 14, für zweck- 
näfsiger gefunden, indem bei diesem nicht, wie bei den in 
Fig. 12 u. 13, die scharfen Kanten beim Versetzen der Platten 
so leicht abspringen. 
Zur gröfseren Sicherheit werden die äufseren Ecken ee, 
Fig. 4 Bl. 17, mit einer 1 Fufs starken Mauer geschützt, welche 
Vorlagen mit Puzzolanmörtel gemauert werden. 
: Der Raum z, Fig. 2 Bl. 17, zwischen je zwei der Oel-Behälter 
wird mit Lehm ausgefüllt und festgestampft. Billiger ist die 
Anordnung, wo je 2 Oel-Behälter nur eine Zwischenwand er- 
nalten. 
Die Deckplatten liegen mit dem Pflaster der Magazine 
zenau in einer Ebene. Jede derselben hat in der Mitte eine 
Deffnung, wie in nebenstehender Fig, 11, die durch eine Thür 
von hartem Holz verschlossen wird. Diese hölzerne Thür 
wird mit starkem Eisenblech beschlagen, welches in der Deck- 
platte in einen 1 Zoll breiten Falz pafst, um das Oel vor Staub 
and Feuer möglichst zu sichern. 
Erst wenn man keine Senkung des Gebäudes mehr zu 
vefürchten hat, werden alle inneren Fugen der Oel-Behälter 
mit Steinkitt verstrichen. 
Zur Probe der Dichtigkeit wird, bevor man die Behälter 
nit Oel füllt, Wasser in dieselben eingelassen und späterhin 
vor jedesmaligem neuen Gebrauch mit heifsem Wasser rein 
zewaschen. - 
Weil der Macigno-Kalkstein viel Oel einsaugt — zwar 
ur ein für alle Mal — so lassen viele, bevor sie das Oel 
eingiefsen, den Stein mit Wasser tränken. 
Das Oel wird ohne besondere Vorsicht hineingeschüttet, 
während man sonst mit Gefahr Fafs auf Fafs stellte und das 
oberste mit vieler Mühe und Zeitverlust mittelst kleiner Ge- 
fäfse füllen mufste. 
Beim Verkaufe des Oels wird eine kleine Pumpe in die 
Oeffnung der Deckplatte eingesetzt und gerade so viel Oel 
herausgepumpt, als man braucht. Will man das klarste Oel
	        
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