Full text: Practische Anleitung zur Anwendung der Cemente zu baulichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und Kunst-Gegenständen

die frischen körnigen Steine nahe verwandt und las- 
sen sich leicht nach ihren äusseren Kennzeichen son- 
dern, nämlich nicht geschichtet : Granit, Diorit, 
Syenit, geschichtet: Gneis, Hornblendschiefer, Glim- 
merschiefer. Die nicht geschichteten dienen zum Ver- 
bical oder Hochbau und zum Chausseebau, die ge- 
schichteten zum Treppenbau, Thür- und Fensterge- 
bäude, Trottoir u. s. W., namentlich der Glimmer- 
Schiefer noch zu Hohöfen und Feueranlagen über- 
haupt, ist er feinplattig, so dient er als vorzügliches 
Deckmaterial für (tebäude. Das Gabbro-Gestein, wel- 
ches sich dem Serpentingehirge anschliesst, wird zum 
Bauen nicht verwendet, da es jedoch bei den frisch- 
körnigen Gesteinen aufgeführt ist, so sei in Bezug 
hierauf erwähnt, dass es als Verdo di Corsica zu 
Tischplatten und Täfelungen schon seit 1604 ver- 
schliffen worden ist. 
Je feinkörniger diese frischkörnigen Gesteine sind, 
desto witterungsbeständiger und tragfähiger sind die- 
selben. Das specifische Gewicht derselben varürt 
zwischen 2,53 bis 2,85, Die rückwirkende Festigkeit 
larf als sicher angenommen werden von 600 bis 1100 
Pfund pro Quadratzoll, je nachdem das Korn grob 
oder fein ist. Feuerfest sind diese frischkörnigen 
oder urgebirgischen Gesteine nicht wegen ihrer Hy- 
groscopocität, sie werden durch Feuer gesprengt. 
Das Porphyrgestein in seiner Reinheit dient mehr zur 
Zierde als zum Kernbau, nur einzelne Arten als Feld- 
spathporphyr, Thonporphyr, Sandsteinporphyre sind 
vorzügliche Bausteine. Die reinen Porphyre bestehen 
aus einem innigen Gemisch, auch Teig genannt, von 
Feldspath und Quarz, was jedoch nur chemisch‘ fest- 
zustellen ist. Die Farbe ist, je nachdem Feldspath 
vorherrschend ist, roth, bei Hornblende schwärzlich 
grün und giebt der rothe Porphyr, wenn er keine 
Quarz-Crystalle zeigt, geschliffen den Porfido rosso 
antico, der grüne den Porfido verde antico. Diese 
beiden Arten sind wegen ihrer leichten Verwitterung 
nur im Innern zu verwenden, dagegen sind die an- 
dern Abarten von vorzüglicher Dauer und weniger 
der Verwitterung unterworfen als die frischen körni- 
gen Gesteine; ihre Tragfähigkeit kann mit vollstän- 
diger Sicherheit bis 1800 Pfund pro Quadratzoll in 
Anspruch genommen werden, das specifische Gewicht 
beträgt 2,79 bis 2,88; auch im Wasser bewährt sich 
dies Material, seltener ist es zum Chausseebau zu 
empfehlen, da man hier darauf zu sehen hat, dass 
Feldspath weniger vorkommen darf, indem derselbe 
zu weich ist. In ganz Deutschland würden die ver- 
schiedenen Arten dieses Gesteins zu beschaffen sein, 
doch hat. es noch wenig Ausbeute erfahren. 
Die dichten Massen unter welchen man Thonporphyr, 
Serpentin, also auch die Magnesia-Silicate begreift, 
3zind in ihrem frischen Zustande so weich, dass sie 
sich mit Messer und Säge direct bearbeiten lassen. 
Serpentin namentlich, ist ein sehr verwendbares Mö- 
terial zu Säulen, Fenstereinfassungen, und wegen 'sei- 
ner Feuerbeständigkeit auch zu Oefen, im Uebrigen 
wird er mehr zu nützlichen Geräthen verarbeitet und 
gleiche Verwendung finden mit ihm die zu derselben 
Klasse gehörigen Gesteine. Das specifische Gewicht 
des Serpentins beträgt 2,5, seine Tragfähigkeit ist im 
Allgemeinen nicht festgestellt, da er aber in der Lutt 
bedeutend erhärtet, so wird er dem gebrannten Thon 
in dieser Beziehung gleichzustellen sein. 
Melaplıyr oder Mandelstein als in der Steinkohlen- 
formation vorkommend, deutet schon. darauf hin, 
dass er nicht in grossmächtigen Blöcken gefunden 
wird, er zeigt sich mandelartig in einer Grundmasse, 
lie ein mehr basaltartiges grünliches Aussehen hat, 
was aber mehr von den Chloritbeständen als von 
Hornblende herrührt, und daher mehr dem Porphyr 
als Baustein angereiht zu werden berechtigt, wenn 
man dazu Gelegenheit findet. 
Die Basalte sind mit die vorzüglichsten Bausteine, 
die existiren, sie bestehen auch aus einer schwarzen 
Grundmasse, die. man leicht als Basalt erkennt, mar- 
kirt durch eingesprengte gelbgrünliche Olivin-Krystalle. 
Ein gröberes ebenfalls in den Basaltgebirgen Deutsch- 
lands vorkommendes und nur durch grössere Grob- 
körnigkeit sich auszeichnendes Material ist der Dolo- 
it, und als besondere Kegel herausgeschoben, zeigt 
sich der Klingstein, dessen Name schon auf den Klang 
hindeutet, nach ‚welchem ihn der gewöhnliche Stein- 
brucharbeiter bezeichnet hat. Alle Basalte und die 
mit ihm verwandte Steine sind verwendbar zu allen 
Bauzwecken. Die Goldarbeiter benutzen Basalt als 
Probirstein, die Glasfabrikanten als Zusatz zur Glas- 
fritte, die Bautechniker zu Gebäuden und Bauthei- 
len aller Art. — Wasser- und Hochbauten sind aus 
Basalt vorzüglich gleich dauerhaft, Statuen, Sphinxe 
und Porträt-Büsten fertigten schon die Aegypter aus 
liesem Gestein, alte römische Bauten aus Basalt sind 
noch vorzüglich erhalten, seine Tragfähigkeit ist sicher 
bis 3000 Pfund pro Quadratzoll und sein specifisches 
Gewicht 2,86 bis 3,0. Auch gehört hierher die Ba- 
salt-Lava von Niedermennig als ausgezeichneter Mühl- 
stein, doch ist dieses Gestein nur von 2,15 im speci- 
fischen Gewicht. Die Ausbreitung des Basaltes ist 
weit und breit vertreten,. nur fürchten sich Viele 
noch vor den schwarzen Stein in der Bearbeitung, die 
viel Mühe macht. 
Trachyt wird eine lichtfarbige, fein poröse Grund- 
masse ähnlich dem Basalt, welche schwarz ist, ge- 
nannt, nur mit dem Unterschied, dass man glasigen 
Feldspath oder Sanidin - Crystalle eingesprengt fin- 
det. Nahe verwandt ist dem Trachyt die Lava, 
2benso wie dem Basalt der Klingstein. Beide Tra- 
chyt und Basalt treten erst nach der Steinkohlen- 
formation auf und sind ganz besonders ein vulka- 
nisches Gebilde. Der Trachyt vom Drachenfels im 
Siebengebirge. ist ein normales Beispiel dieses Ge- 
steins, sonst findet es sich mehr in Frankreich, im 
Kaukasus und in den Cordilleren. Durch den Cölner 
Dombau ist Trachyt als Baustein berühmt geworden, 
leider aber ist er für monumentale Bauten wegen 
seiner baldigen Verwitterung, wie es hier sich her- 
ausgestellt hat, nicht zu empfehlen. Auch Obsidian 
und Bimstein sind seine Begleiter. 
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