Diese Eigenschaft äufsert der Cement-Mörtel nicht nur
an seiner Oberfläche, sondern auch in seiner ganzen Stärke
und nimmt mit dem Alter des Mörtels zu. Nach Herrn Pet-
tenkofer erklärt sich die viel gröfsere Festigkeit des Port-
land-Cements, im Vergleiche mit unsern deutschen und andern
hydraulischen Kalken, eben aus der Form der Pulvertheile,
die überhaupt eine bedeutende Rolle in allen jenen Fällen
spielen, wo mit pulverförmigen Körpern chemische Prozesse
vor sich gehen.
5) Eignet sich der Cement vortrefflich zum Giefsen ver-
schiedenartigster Gegenstände, da derselbe bei kunst-
gerechter Behandlung sich gut aus der Form nehmen
läfst, auch weder merklich schwindet, ausdehnt, noch
sich aufbläht.
Der Cement kann nach seiner Anfertigung, bei gehöriger
Vorsicht, ein längeres Aufbewahren und weiteren Trans-
port vertragen, als fast alle übrigen Cemente. Derselbe
bindet auf trocknem, zugfreiem Lager nicht so leicht ab.
Aelterer, vor Nässe bewahrter Cement bindet zwar etwas
langsamer, erlangt aber zunehmend eine völlige Stein-
härte.
Durch Einflufs der Hitze und Kälte wird der Cement
wenig oder gar nicht bemerkbar ausgedehnt, oder zu-
sammengezogen, daher jede Witterung — Sonnenhitze,
aufserordentliche Nässe, wie grofser Frost — nach rich-
tiger Verarbeitung und Verwendung des guten Cements,
nicht nachtheilig auf denselben einwirkt, und unter
letzterer Voraussetzung auch weder aufreifst, noch ab-
blättert.
Die durch mehrjährige Erfahrung bestätigte Widerstands-
fähigkeit des Portland-Cements gegen Hitze, Nässe und Frost,
wodurch er sich von anderen Cementen so wesentlich aus-
zeichnet, macht ihn besonders fähig zur Anwendung bei allen
Bauten sowohl über, als unter dem Wasser, und namentlich
in unseren nördlichen Gegenden, wo die oft schnell wechseln-
den Einflüsse der Witterung so zerstörend auf Bauwerke ein-
wirken.
8) Sprit, Spiritus und Oele, wie Salzlaugen, wirken auf die
7ollkommen erhärtete Oberfläche eines Portland-Cement-
Putzes nicht ein; auch widersteht der Cement dem
Meerwasser, wie viele, namentlich in England ausge-
führte Bauwerke am Meere beweisen. Dagegen werden
alle Cemente durch Schwefelsäure, Salpetersäure, Salz-
säure u. s. w. vollkommen zersetzt.
Während der Verarbeitung und Bindung des Cementes
entwickelt derselbe mehr oder weniger Wärme,
D) Die vollständige Erhärtung des reinen Cementmör-
tels an der Luft, erfolgt in etwa 30 Tagen, unter
Wasser in etwa 45 Tagen, ist jedoch abhängig von der
Anwendung eines schnell oder langsam bindenden Ce-
mentes,
Je gröfser nun der Sandzusatz, desto langsamer findet die
Erhärtung und Versteinerung des Cementmörtels, sowohl im
Wasser als in der Luft statt, und mit der Vermehrung des
Sandzusatzes nimmt nicht allein die Festigkeit und Bindekraft,
sondern auch die Wasserdichtigkeit des Cementmörtels ab.
11) Der Portland-Cement hat unter vielen anderen Cementen
noch den Vorzug, dafs er als Zusatz zum Kalk einen
sehr guten hydraulischen Mörtel liefert, .
Um daher gewöhnlichem Kalkmörtel hydraulische Eigen-
schaften zu verleihen, hat man demselben oftmals diesen Ce-
ment hinzugefügt, und solchen Mörtel zu Bauten über und
in der Erde wie im Wasser verwendet.
12) Aber nicht allein verbindet sich dieser Cement gut mit
Kalk, sondern auch mit dem Lehm; wie die von mir
1852 angestellten Versuche mit diesem Cement auf Lehm-
r
wänden, um diesen eine gröfsere Dauer im Putz zu
geben, dargethan haben,
Ueber die Bezugs-Quellen, Vorsicht beim Einkauf, Kenn-
zeichen der Güte und Verfälschungen, Maas, Gewicht
und Preise des Portland-Cements.
Unter den englischen Portland-Cement-Fabriken sind
lie der Herren Robins & Co., White & Sons und Francis
3rothers in London gegenwärtig die renommirtesten. Erstere
*abrik liefert den Patent-Portland-Cement, und die anderen
ılcht minder einen vorzüglichen Cement dieser Art. Handelt
» sich demnach um Beziehung von englischem Portland-
Jement, so sind diese drei Fabriken als die besten zu empfehlen.
Zu den vielen und bedeutenden 1850 bis 1855 in Berlin
‚usgeführten Militair - Bauten wurde, da die inländische Fabri-
sation. des Portland-Cements sich erst zu entwickeln begann,
ast ausschliefslich englischer Portland-Cement aus der Fabrik
ron Robins & Co. verwendet. Diese Fabrik HLeferte ihren
”’atent-Portland-Cement bei stets richtigem Gewicht, von
ast immer gleicher Güte, war feiner gepulvert *) als alle
ibrigen Cemente' dieser Gattung und neben diesen Vortheilen
uch billiger. . en
Die Original- Tonnen aus der Fabrik von Robin#-& Co,
(est und dauerhaft .construirt und oft noch oben und unten
mit eisernen Bändern versehen, haben, mit sehr geringen Ab-
weichungen, die hier angegebene Form und Abmessungen.
Die Stäbe der Tonnen sind
inwendig gemeiniglich auf
etwa + Zoll stark verkohlt,
und die sämmtlichen Wan-
dungen noch mit starkem
Packpapier bekleidet, um den
fest eingeprefsten Cement
*heils gegen Feuchtigkeit, die
etwa zwischen den Fugen der
Stäbe eindringen, theils gegen
Verlust des Cements selbst,
der aus den etwa durch Zu-
sammentrocknen der Stäbe
gröfser gewordenen: Fugen
während des Transports her-
ausfallen könnte, möglichst
zu schützen.
Jedoch nicht immer ist
eine gleich gute und sorgfäl-
tige Verpackung vorhanden,
und es findet sich nicht sel-
ten, dafs der Cement in Ton-
nen, die beim Transport nafs
geworden waren, oder an
feuchten Orten lange: gestan-
den hatten, mehr oder weni-
zer beschädigt wurde; doch hat die Erfahrung gezeigt, dafs
jelbst in vielen derartigen Tonnen nicht immer der ganze
Inhalt, sondern nur die äufsersten, den Wänden der Tonne
zunächst liegenden Schichten, von etwa 1 bis 2 Zoll Stärke,
arhärtet und daher verdorben waren, da sich diese allmälig
nit Feuchtigkeit gesättigt und eine wasserdichte Rinde gebildet
2atten, die den innern Kern von Cement gegen jede weitere
2achtheilige Wirkung sicherte, Diese Rinde oder Kruste von
*) Je feiner der Cement gepulvert ist, desto gröfser ist seine Wirkung in Bezug
auf Bindekraft und Festigkeit. Ein Haupterfordernifs bei Anfertigung aller künstlichen
Jemente ist daher, dafs die Materialien, aus welchen der Cement zusammengesetzt wird,
ich im Zustande feinster Vertheilung befinden.