sorglosem Abladen der Tonnen auf der Baustelle, am bedun-
genen Inhalt der Tonne } bis 11 Cubikfuls Cement fehlten.
Den Cement nach Cubikfufs im aufgelockerten oder festen
Zustande behandeln zu wollen, in ähnlicher Art, wie dies beim
gelöschten Kalk zu geschehen pflegt, möchte bei grofsem Be-
darf und lebhaftem Betrieb eines Baues, auf kaum zu besei-
gende Schwierigkeiten und Weitläufigkeiten stofsen.
2. Verfälschungen des Cements.
Gegen diese ist um so mehr Vorsicht zu empfehlen, als
die Gewinnsucht sich oft raffinirter Mittel bedient. Die frem-
den Beimischungen des Cements bestehen gewöhnlich entweder
in geschlemmten Erden, die der Farbe des Cements ähnlich,
wie Thonerde, in feinem, tockenem Sande, Asche, fein gepul-
verter Kupferschlacke oder Schwerspath, in schlechterem oder
verdorbenem Cement derselben Gattung, oder in billigeren Gat-
tungen anderer Cemente, wie namentlich hydraulische Kalke.
Hierbei ist denn ‚gewöhnlich. eine: totale oder partielle Um-
schüttung -des.Cements. in der Tonne vorangegangen, und man
bemerkt diese. zumeist. I: der weniger compacten Verpackung
des Cements in der Tonne, indem gewöhnlich der Cement, aus
England oder aus inländischen bewährten Fabriken bezogen,
in den Original- Tonnen sorgfältig verpackt und fest einge-
prefst ist. Man findet zuweilen derartige Tonnen, in welche
man. mit einem Stabe mit leichter Mühe bis etwa zur Hälfte
der Cement-Tonnen eindringen kann und dann erst auf die
ursprüngliche feste Verpackung des Cements stöfst. Im Nach-
folgenden wird die Art und Weise angedeutet werden, diese
Verfälschungen mit einiger Zuverlässigkeit zu ermitteln.
Nicht selten entnehmen kleinere Cement-Handlungen ihren
Bedarf von gröfseren und suchen dann ihren Vortheil, theils
in der Umschüttung des Cements in etwas kleinere Tonnen,
oder beziehen auch wohl aus Fabriken oder Handlungen einen
Cement, der, weniger gut oder billiger, und wie es früher zu-
weilen vorgekommen, dann in den aufgekauften leeren eng-
lischen Original-Cement-Tonnen verpackt und sodann als eng-
lischer‘ Portland-Cement verkauft wurde.
Doch auch Viele handeln mit diesem Cement, ohne selbst
zu wissen, welchen Ursprungsort derselbe hat.
In grofsen Städten, wo überhaupt das Bauen durch Vor-
räthe von Bau-Materialien jeder Art und durch tüchtige
Gewerks-Meister jeden Faches ungemein erleichtert wird,
lassen sich Benachtheiligungen am besten vorbeugen, wenn
man, wie bereits früher angedeutet, den Bedarf von Cement
aus einer anerkannt reellen Fabrik oder Handlung bezieht.
Auf Baustellen in den Provinzen kommt jedoch nicht selten
der Fall vor, dafs man den Cement, besonders bei kleinen
Quantitäten, die direct aus Handlungen gröfserer Städte zu
beziehen zu weitläufig und kostspielig wäre, durch die dritte
oder vierte Hand zu entnehmen hat, und in solchen Fällen ist
Vorsicht bei Abnahme des Cements besonders zu empfehlen.
Da wo es angänglich, wird es immer am vortheilhaftesten
sein, den Cement von reellen Handlungen zu entnehmen, die
den Cement direct aus anerkannt guten Fabriken beziehen;
denn es liegt auf der Hand, dafs eine Waare, durch die dritte,
vierte oder fünfte Hand bezogen, immer theurer, oder nicht
selten schlechter wird.
Auf Baustellen ereignet es sich auch hin und wieder, dafs
besonders Handlungen, die nebenher auch mit Cementen han-
deln, Cemente anderer Handlungen in Mifskredit zu bringen
und ihren Cement anzupreisen suchen, sich an die Polire
wenden. Bei weniger Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit
derselben gehen dann von den Verbrauchsstellen Meldungen
ein, der Cement von dieser oder jener Handlung sei verdorben
oder abgestanden. Dergleichen Manöver machen dem Bau-
leitenden dann viel zu schaffen, weil diese Meldungen zu ver-
schiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen sich
zu wiederholen pflegen, und nichts übrig bleibt, als eine sorg-
fältige Untersuchung des als schlecht bezeichneten Cements
vorzunehmen. Gewöhnlich ergiebt diese eine gröbliche Ver-
fälschung mit Sand oder ein vorher vorgenommenes Benetzen
des Cements in der Tonne mit Wasser, und bauen derartige
Polire sehr viel auf die Unkunde und Leichtfertigkeit des
Bauleitenden *).
3, Kennzeichen der Güte und der Verfälschungen des Portland-
Cements.
Aeufsere untrügliche Kennzeichen der Güte oder der Ver-
älschung des Cements, mit Ausnahme der bereits angeführten,
:ehlen fast gänzlich. Die Farbe des Cements läfst verschie-
dene Nuancen zu, ohne dafs derselbe darum besser oder
schlechter zu nennen wäre. Durch Gefühl der Finger die grö-
sere oder geringere Güte des Cements unterscheiden zu wollen,
st, wenn sonst die fremden Beimischungen etwa von Asche,
der feinstem Sande, innig und nicht so gröblich mit dem
Sement geschehen, schwer. Ebenso läfst sich aus dem Ge-
schmack kein entscheidendes Urtheil über die Güte des Ce-
ments herleiten.
Zur Beurtheilung der Güte und Ermittelung über etwa
vorgenommene Verfälschungen des Cements, bleiben Probe-
Versuche demnach die einzigen sicheren Mittel. Die in eini-
gen technischen Zeitschriften angedeuteten Methoden über
Anstellung dieser Probe- Versuche, haben für den ausführen-
den Baumeister, der in möglichst kurzer Zeit beurtheilen soll,
ob der Cement schlecht oder gut ist, gar keinen practischen
Werth, indem selbige sich fast auf förmliche Analysen oder
Versuche, die mehrere Tage oder Wochen erfordern, beziehen.
Der General-Major Sir Pasley giebt, seinen Erfahrungen
gemäfs, folgende practische Vorsichtsmaafsregeln beim Einkauf
von Cementen an **):
Erste Regel. Man mischt Cement (vollkommen fein
gepulverten) mit gerade so viel Wasser, dafs man denselben
zu Kugeln formen kann, und macht sich vier oder fünf Probe-
ällchen daraus, doch nicht gröfser als etwa 1 Zoll im Durch-
messer. Sie werden nun, während sie anziehen, warm. Wenn
sie wieder kalt geworden sind, was bei gutem, nicht zu schnell
anziehendem Cement nach einer halben Stunde der Fall sein
wird, so legt man sie in Gefäße mit Wasser.
Wenn sie nun unter Wasser fort und fort härter werden
und im Verlaufe eines Tages, oder auch zweier Tage, innen
und aufsen sehr hart geworden sind, was ebenfalls mit den
übrigen, die nicht unter Wasser gewesen sind, der Fall sein
mufs, so ist der Cement gut. _
Haben diese Ballen in dieser. Zeit keine grofse Härte
durch und durch erreicht, so ist der Cement schlecht.
Zweite Regel. Wenn die Probekugeln im Wasser nicht
erhärten wollen, so muls man sehen, ob dieser Fehler von
abgestandenen oder wirklich ‚schlecht bereiteten oder von ver-
fälschten Cementen herrühre. Man legt zu diesem Zwecke
lie eben erwähnten Ballen, nachdem sie trocken geworden,
in einen gewöhnlichen Schmelztiegel, und macht sie dann in
einem Kohlenfeuer rothglühend, bis sie nicht mehr mit Säuren
brausen.
Man reibt dann diese wieder gebrannten Kugeln in einer
Reibschaale zu feinstem Pulver, und formt sie mit Wasser
*) Ich kann nicht umhin hierbei zu bemerken, wie sehr die Bau - Materialien - Kunde
überhaupt eine gröfsere Aufmerksamkeit verdient. Man glaubt gar nicht, welche grofse
Nachtheile dem Bauenden durch Unkunde dieses sehr wichtigen Zweiges der Baukunst
oft zugefügt werden, und welche Summen, durch nicht richtige Wahl und Anwendung und
mangelhafte Beurtheilung der so verschiedenen Bau -Materialien, verloren gehen.
+) Dingler’s polytechn, Journal. Bd. CXXIM. S. 269 und 270.