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wieder zu Kugeln. Verhalten sie sich dann in Luft und
Wasser gemäfs der ersten Regel, so ist dies ein Zeichen,
dafs der Cement ursprünglich gut war, aber durch Einwirkung
feuchter Luft abgestanden ist. Wird dagegen der Cement
auch durch das wiederholte Brennen nicht besser, so ist dies
ein Zeichen, dafs das ursprüngliche, zum Cement verwendete
Material schlecht gewesen, oder dafs bei künstlichen Cementen
die Mischungs- Verhältnisse nicht gut getroffen waren, oder
dafs guter Cement mit Erde und anderen wohlfeilen Mate-
rialien verfälscht worden ist.
Cement, der blofs durch Einsaugung von Kohlensäure
abgestanden ist, kann durch Brennen wieder zu gutem Cement
gemacht werden, indem man das Pulver wieder mit Wasser
anfeuchtet, in Ballen formt und diese etwa im Kalkofen auf’s
Neue brennt. Wo man guten Cement in der Nähe hat, lohnt
natürlich diese neue Operation, Mühe und Zeit nicht; wo man
hingegen genöthigt ist, den Cement von fernen Orten oder
Ländern kommen zu lassen, wird man sich manchmal ge-
nöthigt sehen, das angegebene Verfahren zur Wiederherstel-
lung der hydraulischen Eigenschaften des abgestandenen Ce-
ments anzuwenden.
Zu diesen Probe- Versuchen des Sir Pasley, zur Ermitte-
lung der Güte der Cemente,. füge ich noch, bezüglich des Port-
land-Cements insbesondere, Folgendes hinzu:
Zur ersten Regel. Entnimmt man aus verschiedenen
Tonnen Portland-Cement und bildet, mit Wasser angerührt,
Kugeln von obigem Durchmesser, so wird man wahrnehmen,
dafs einige von diesen schneller, andere langsamer binden *);
einige beim Binden Wärme entwickeln, andere nicht; wieder
ainige zuweilen beim Binden in der Luft zerbersten, und in’s
Wasser gelegt, sogleich auseinander fallen ; dafs jedoch zumeist
diejenigen Kugeln, welche unbeschädigt geblieben, nach eini-
zen Tagen durch und durch eine grofse Härte besitzen, ohne
dafs der EKinflufs des schnellen oder weniger schnellen Bin-
dens, oder der Entwickelung von Wärme, hierbei wesentlich
arkennbar wäre.
Cement, von dem die Kugeln an der Luft etwa innerhalb
5 bis 20 Minuten zu binden anfangen, hierbei nicht zerbersten
und unmittelbar nach deren Anfertigung in’s Wasser gelegt,
nicht zerfallen, und so in Luft und Wasser etwa in der, in
der Tabelle Seite 19 angegebenen Zeit dergestalt erhärten, dafs
mit mäfsigem Druck des Daumen -Nagels keine Eindrücke in
lie Kugeln gemacht werden können, ist als gut zu erachten.
Bemerkt wird jedoch, dafs die Erhärtung. des Cements,
sowohl in der Luft wie im Wasser, von der Oberfläche all-
mälig nach dem Innern zunimmt, und wie aus der Tabelle
Seite 19 zu ersehen, die Erhärtung im Wasser langsamer er-
folgt, als in der Luft.
Cement, von dem die Kugeln in der Luft etwa innerhalb
einiger Minuten bereits zu binden anfangen, ist als w eniger
gut, und Cement, der in dem Augenblick des Anrührens mit
Wasser bereits zu binden anfängt, und wobei sich gemeinig-
lich viele Klümpchen bilden, ist als schlecht zu erachten.
Diese sehr schnell bindenden Cemente äußern bei der
Verwendung derselben doppelte Nachtheile. Eines Theils sind
sie fast gar nicht zu verarbeiten, und andern Theils ist ihre
Härte und Dauerhaftigkeit bei weitem nicht so grofs, als die
des guten, mit Wasser angerührten Cements.
Cement, von dem die Kugeln, der Luft ausgesetzt, selbst
nach deren Erhärtung noch einen Wasserglanz oder eine Art
glasartigen Veberzug behalten, langsam binden, und von dem
die Kugeln, sofort in’s Wasser gelegt. zumeist auseinander
*) „Der Cement bindet“ heifst: Wenn die breiartige Masse äufserlich trocken
wird, ihre anfängliche Geschmeidigkeit sich verliert und eine Erstarrung der Masse
beoinnt.
allen, ist ebenfalls als schlecht zu erachten. Nicht minder
st Cement, von dem die Kugeln in der, in der Tabelle Seite 19
angegebenen Zeit in Luft und im Wasser nicht erhärten wol-
len, oder die der Luft ausgesetzt, reilsen, und sofort in’s Was-
zer gelegt, zerfallen, als schlecht zu bezeichnen.
Cement, von dem die Kugeln beim Binden in der Luft,
oder im Wasser, Risse bekommen, oder in ein kleines Por-
zellan- oder Glas-Gefäfs gethan, dasselbe während des Bindens
der Erhärtens zersprengt, ist als besonders schlecht zu
bezeichnen, und vor dessen Anwendung sehr zu warnen. Zum
’utz angewendet, verursacht derselbe nach etwa 2 bis 3 Tagen
Risse, Abblätterungen oder Loslösen von der Mauerfläche, so
Jafs Ausbauchungen in den Putzflächen und Höhlungen zwi-
schen diesen und den Mauerflächen entstehen, und zum Mauern
ıngewandt, nicht selten ein Herausdrängen des Mörtels aus
Jen Fugen und Zerbersten des Mauerwerks erfolgt.
Offenbar sind bei solchem. Cement: die-Mischungsverhält-
ıisse der Bestandtheile desselben nicht. richtig getroffen; oder
ler chemische Prozefs ist “irgendwie - unterbrochen worden.
Denn nimmt man solchen Cement, schüttet etwa 1 Metze voll
.n ein Gefäfßs und rührt ihn mit Wasser zu einer dünnflüssigen
Masse an, so bemerkt man an vielen Stellen der Oberfläche
sin fortwährendes Aufsteigen und Hervorsprudeln von Gas-
arten, ganz ähnlich, wie kleine Quellen in einem Sandboden.
Zur zweiten Regel. Verfälschungen des Cements mit
Sand, Asche oder Erde u. s. w. auf blofs mechanischem Wege
>rmitteln zu wollen, ist, wenn die Beimischungen fremder
Stoffe nicht sehr im Uebermaafs vorhanden, wie schon er-
wähnt, meistens schwer zu erkennen.
Füllt man z, B. ein etwas weites, hohes und reines Glas
mit etwa 3 Theilen gutem, reinem Cement, ein anderes gleich
zrofses Glas mit 2 Theilen gutem Cement und 1 Theil feinem,
'ein gewaschenem Sand (ein Verhältnifs, womit ohngefähr die
Verfälschungen in den Cement-Tonnen mit fremden Stoffen
zu geschehen pflegen), sowie ein drittes, gleich grofses Glas
nit 2 Theilen gutem Cement und 1 Theil eichener Asche, welche
Jer Farbe des Cements so ziemlich gleichkommt; giefst dann
in alle 3 Gläser so viel Wasser, dafs bei tüchtigem Umrühren
äne ganz dünnflüssige Masse gebildet wird, und läfst diese
sich ruhig setzen, so wird man im Allgemeinen keinen erheb-
ichen Unterschied in den Ablagerungsschichten der beiden
etzten verfälschten Cemente und den des reinen und guten
Jements erkennen. In dem erstern Glase haben sich die
schweren, meist schwärzlichen Theile zu unterst gesetzt. In
lem zweiten gleichfalls, jedoch hat die Beimischung von Sand
len Bodensatz etwas heller gelassen; in dem dritten hat die
Beimischung von Asche, als bei weitem leichter wie der Ce-
ment, sich mit den feineren Theilen des Cements zu oberst
ıbgelagert.
Nach 14 Tagen oder 3 Wochen, oft früher, bildet sich
auf der Oberfläche des Wassers in allen 3 Gläsern, jedoch auf
ler des Glases mit reinem Cement am stärksten, eine glas-
ırtige Decke von Schreib- auch Zeichenpapier-Dicke, und
ihnlich wie mattgeschliffenes oder mattgeätztes Glas. Sonst
3ind keine weiteren, unterscheidenden und bestimmteren Merk-
male der Verfälschungen zu erkennen.
Diese Merkmale genügen aber nicht, und nur auf chemi-
schem Wege ist es möglich, mit mehr Zuverlässigkeit die am
näufigsten vorkommenden Verfälschungen des Cements mit
5and, Thon und Asche zu entdecken,.und zwar durch nach-
folgende — was wesentlich — einfache, leichte und bequeme
Mittel, welche ich der freundlichen und gütigen Mitwirkung
eines tüchtigen Chemikers verdanke.
Man übergiefse in einem nicht zu kleinen Becherglase
sine Probe des verdächtigen Cements mit dem 2 bis 3fachen
Volumen starker Salzsäure, rühre schnell mit einem Glas-