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2) dafs mit der Vermehrung des Sandzusatzes nicht allein
die Festigkeit und Bindekraft, sondern auch die Wasser-
dichtigkeit des Cement-Mörtels abnimmt,
was aus nachfolgenden Versuchen hervorgeht.
Versuch ad 1. Hierbei wird bemerkt, dafs die in nach-
folgender Tabelle angegebenen Stunden und Minuten, ‚oder
die Zeit von der Anfertigung der, durch eine Chablone ge-
formten Kugeln von 1 Zoll Durchmesser bis zu deren Erhär-
tung, d.h. wenn mit einem mäfsigen Druck des Daumen-
Nagels keine Eindrücke in die Kugeln mehr gemacht werden
konnten, Durchschnittszahlen von mehreren, sorgfältig
angestellten Versuchen mit Cementen von verschiedener Güte
darstellen; dafs der Cement zu diesen Versuchen aus
Tonnen der englischen Fabrik von Robins & Co.
und White & Sons entnommen, und als Zusatz gesiebter,
gewaschener und trockener Sand, von mittelfeinem Korn, ver-
wandt worden ist.
Angabe der Zeit von der Anfertigung der Kugeln bis zu
deren Erhärtung
*"schungs- Verhältnisse des Cements
zum Sande
— — ———
a8 a0 la:4 | 1:5
mM. l st. M. |St. | M. [St. | M. St. | M.
59/29 34 [31 | 15 | 39/51 | 53 | 57
|33 14559 42|71 | 27 1451371 — 1 —
Reiner Cemert mit
heifsem | Fanem
Wenn
a
I. } An der Luft -
I. | Im Wasser
Bemerkungen.
Zu I. Die Anfertigung der Kugeln und die Erhärtung derselben erfolgte bei einer
äufseren Temperatur der Luft von durchschnittlich + 20° R. Die Temperatur
des heifsen Wassers betrug 48° R.
Zu II. Die Temperatur des kalten Wassers, in welchem die Erhärtung der Kugeln
erfolgte, betrug Anrchschnitilich 144° R.
Bemerkungen zur Colonne I.
Vielfältig ist behauptet worden, dafs der Cement mit war-
mem oder heifsem Wasser angemacht, rascher binde, als mit
kaltem Wasser. Auch Sir Pasley in seinem Werke*) und
Prechtl in seiner technologischen Encyclopädie, 8. Band,
„Art.: Kalk“ Seite 87, erwähnen dieses. Wie aus dieser
Tabelle zu ersehen, findet dies beim Portland-Cement gerade
umgekehrt statt, nämlich der mit kaltem Wasser angerührte
reine Cement erhärtet rascher, als der mit warmem oder so
heifsem Wasser, als man mit den Händen ertragen kann, an-
cverührte reine Cement.
Bemerkungen zur Colonne II.
Bei einigen der Versuche mit Cement aus der Fabrik von
White & Sons ergab sich, dafs die von 1 Theil Cement und
2 Theilen Sand geformten Kugeln, sogleich in’s Wasser ge-
legt, zum gröfsten Theil entzwei gingen und auseinander fielen,
welche Erscheinung bei den Kugeln von dem Cemente aus
der Fabrik von Robins & Co. erst bei 1 Theil Cement. und
4 Theilen Sand eintrat.
Beim Mischungs-Verhältnisse 1 Theil Cement und 4 Theile
Sand, gingen gewöhnlich sämmtliche Kugeln, nachdem sie ge-
fertigt und sofort in's Wasser gelegt, auseinander und lösten
sich in kleine Häufchen auf. Nur dann, wenn die Kugeln
gefertigt, der Luft etwa 35 Minuten ausgesetzt und dann erst
in’s Wasser gelegt waren, blieben einige der Kugeln ganz
und erhärteten.
Beim Mischungs- Verhältnisse — 1 Theil Cement und
*) Dies Werk, dessen vollständiger Titel lautet:
„Observations on limes, calcareous cements, mortars, stuccos and Concrete, and on puz-
zolanas, natural and artificial; together with rules deduced from numerous experiments
for making an artificial water cement, equal in efficiency to the best natural cements
of England, by Major- General Sir C, W. Pasley, from the corps of royal engineers.
Second edition, part I, London 1847,“
onthält so viel Vortreffliches, dafs eine deutsche Vebhersetzung gewifs von grofsem
Nutzen wäre
5 Theile Sand — blieb durchweg keine Kugel im Wasser
ganz, sıe lösten sich sämmtlich auf, und kamen daher gar
nicht zur Erhärtung.
Aus vorstehender Tabelle ersieht man nun, wie mit der
Zunahme des Sandzusatzes die Erhärtung des Cement-Mörtels
langsamer erfolgt, und dies sowohl bei dem Mörtel in der
Luft wie im Wasser stattfindet.
Kommt es sonach, namentlich bei Wasserbauten, auf ein
baldiges Erhärten an, so sind die Sandzusätze möglichst zu
beschränken, und das Mischungs- Verhältnifs — 1 Theil Ce-
nent und 3 Theile Sand —- wenigstens nicht zu überschreiten,
da über dieses Mischungs - Verhältnifs hinaus der Mörtel von
| Theil Cement und 4 Theilen Sand, sofort dem Wasser aus-
zesetzt, meistens, und von 1 Theil Cement und 5 und mehr
heilen Sand, durchweg sich auflöst, auseinander fällt, die
schwereren Sandkörner zu Boden fallen und der Cement selbst
weovespült wird.
Versuche ad 2. Wie nun mit der Zunahme des Sand-
zusatzes auch das Erhärten des Cement-Mörtels, sowohl in
der Luft wie im Wasser, langsamer erfolgt, so nimmt in fast
gleicher Weise mit dem Sandzusatze auch die Wasserdich-
tigkeit des Cement-Mörtels ab. was aus folgenden Versu-
chen hervorgeht.
Von 6 Gefäfsen in der Gröfse: kleiner Wassergläser war:
das eine Gefäls von reinem Cement,
zweite - - 1 Theil Cement und 1 Theil Sand,
dritte = - 1 - “ - 2 Theilen Sand,
vierte - - 1 - - - 3
fünfte - 1 4
- sechste - 1 5
gefertigt, und sämmtliche Gefäfse von ziemlich gleicher Gröfßse,
jedes 3 Zoll in den Wandungen stark, gleichzeitig und gleich
üef in ein mit Wasser gefülltes Becken gestellt. Der innere
Raum dieser 6 Gefäfse wurde sodann mit trocknem Cement-
Pulver gleich hoch angefüllt.
Bereits nach Verlauf von etwa 2 Stunden war das fünfte
und sechste Gefäfßs von den Mischungs-Verhältnissen 1:4 und
L:5 fast gleichzeitig vom Wasser durchdrungen und das Pul-
ver vollständig durchnäfst. Etwa 22 Stunden nach dem HEin-
setzen in’s Wasser fand ein Gleiches mit dem Pulver im vierten
Gefälse von dem Mischungs-Verhältnisse 1 :3, und 3 Stunden
nach dem Einsetzen auch ein Gleiches mit dem Pulver im
Iritten Gefäfse von dem Mischungs- Verhältnisse 1:2 statt;
wohingegen mehrere Wochen lang das Pulver im ersten und
zweiten Gefäfse von reinem Cement und dem Mischungs-Ver-
hältnisse 1:1 trocken blieb, obwohl auch bei letzterem Ge:
äfse stellenweise die Wandungen durchnäfst und das, gegen
Feuchtigkeit äufserst empfindliche Cement-Pulver, zunächst
lieser Wandungen, etwas feucht geworden war *).
Handelt es sich demnach um wasserdichte Bauwerke oder
Gefäflse, so dürfte das Mischungs- Verhältnifs — 1 Theil Ce-
ment und 1 Theil Sand — nicht zu überschreiten sein; denn
die Wasserdichtigkeit nimmt bei Anwendung gröfserer Sand-
zusätze nicht im Verhältnisse der Stärke der Wandungen
z. B. eines Gefäfses zu, und würde nur das Durchnässen der
Wandungen und das Durchschwitzen äufserlich des Gefäßses
’angsamer erfolgen. Zur Verminderung der Kosten müßte
man wenigstens zu den. dem Wasser unmittelhar ausgesetzten
*) Es würde gewifs sehr belehrend und für die Praxis von wesentlichem Nutzen
sein, wenn auch mit andern Cement- Gattungen ähnliche Versuche über die Erhärtungs-
fähigkeit im Wasser und in der Luft, über die Festigkeit, sowie über die Wasserdich-
igkeit derselben angestellt würden. Man würde offenbar dann eine gröfsere Leistungs-
ähigkeit derselben gewinnen, und mehr eine sichere und oft billigere Wahl der Cement-
Gattung, sowie des richtigen Mischungs- Verhältnisses für diese oder jene Arbeit zu
treffen im Stande sein, ohne den Zweck, wie nicht selten geschieht, namentlich in Bezup
zuf Wasserdichtigkeit, zu verfehlen.