Full text: Practische Anleitung zur Anwendung der Cemente zu baulichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen und Kunst-Gegenständen

Auf Baustellen, wo früher schon ähnliche Bauten errich- 
tet waren, trifft man, namentlich bei verändertem Bauplan, in 
dem Grunde viel altes Holz vor, welches das Einrammen der 
Pfähle ungemein erschwert; ebenso in kiesigem, steinigem 
Boden, wo selbst die eisernen Schuhe der Pfähle nicht die 
Widerstände bewältigen können. Stehen daher Spundpfähle 
nicht ganz aus der Richtung, sondern schliefsen nur mehr oder 
weniger dicht in den Fugen, so wird man obiges Mittel, selbst 
bei Spundwänden unter Fachbäumen, Schleusendrempeln u, 8, w., 
‚öllig ausreichend finden, und nicht das Herausziehen derartiger 
Dfähle bewirken wollen, wodurch, was noch schlimmer ist, oft 
ınnöthig Grund und Boden aufgelockert werden. 
Befestigung von Eisen u. s. w. durch Vergiefsen mit Cement, 
Die Befestigung von Eisen in Stein geschieht gemeinig- 
ich durch Vergiefsen mit Blei, Schwefel oder Gips. Auch 
Jurch Vergiefsen mit Cement in dünnflüssigem Zustande las- 
sen sich Eisentheile, wie Klammern, Dübel, Anker u. s. w., 
dauerhaft in Stein und Mauerwerk befestigen, nur dauert die 
Erhärtung etwas länger als bei Blei und Schwefel, und wenn 
der Cement nicht rasch bindet, auch langsamer als bei Gips. 
Oement ist jedoch dem Gipse deshalb vorzuziehen, weil letz- 
terer aufser seiner geringeren Haltbarkeit, namentlich im Freien 
und in Nässe, noch den Nachtheil mit sich führt, dafs sich 
Zisen und Gips zersetzen und ein Oxydiren des Eisens er- 
“olgt, welche beide Umstände beim Cement, seiner chemischen 
Beschaffenheit wegen, nicht eintreten, dieser an das Kisen 
sich fest anschliefst und in Nässe an Härte gewinnt. 
Nicht selten werden Klammern, Dübel u. s. w. an Bau- 
werken, die einer Aufsicht entbehren oder:vom Verkehr "der 
Menschen entfernt liegen, entwendet, und je mehr man die 
Klammern an solchen Orten zu befestigen sucht, je gröfser 
ist dann gewöhnlich die Zerstörung an dem Bauwerk selbst, 
die der Dieb bei Herausnahme der Klammern anrichtet. Viel- 
‘ache derartige Beschädigungen kommen namentlich auch an 
den Abdeckungen der Brüstungsmauern von Brücken vor, 
Als ein gutes Mittel dagegen ist empfohlen worden *), 
die Klammern statt wie gewöhnlich mit der breiten Seite 
ıach oben, hochkantig in die Steine zu verlegen und zu ver- 
oleien, und dabei angedeutet, dafs für die Ankerung der 
*) Notizblatt des Architekten- und Ingenicur- Vereins für das Königreich Hannover, 
3A. I, S. 19. 
Steine hierbei eine gröfßsere Festigkeit erzielt, böswilligen Leu- 
ten, wegen der nur mit schmaler Seite sichtbaren Klammern, 
xein grofser Anreiz zum Losbrechen und Gewinn gegeben, 
und das Ausbrechen einer Klammer nur mit eisernen Hau- 
[nstrumenten bei grofsem Zeitverlust ermöglicht würde. 
Ein sehr zweckmäfsiges Mittel ist, die auf breiter oder 
auf hoher Kante eingelegten Verankerungs-Klammern gar nicht 
sichtbar werden zu lassen. Zu diesem Behufe wird die Klam- 
mer um 4 bis + Zoll tiefer als die Oberfläche der Steine ver- 
Yie. 3 legt und der obere Raum dann 
bündig mit der Steinfläche mit Port- 
land-Cement ausgefüllt, auch die 
Stofsfuge mit diesem Cement ver- 
strichen (Fig. 8). 
Bei einigen in neuerer Zeit in Berlin erbauten. Frei. 
;reppen sind Verankerungen in dieser Art so vortrefflich aus- 
zeführt und der Cement mit der Farbe des Sandsteins so 
:Auschend übereinstimmend, dafs man Mühe hat, die Stellen 
ler Verankerungen zu erspähen. N 
Diese Tieferlegung und Verdeckung der Klammern hat 
aoch den Nutzen, namentlich bei Sandstein- Treppen, dafs bei 
Jem allmälig geschehenen Austreten der Stufen und Podeste 
Jie unverändert gebliebenen Klammern nicht in dem Maafse 
hervortreten können, als man dieses so häufig wahrnimmt, 
wo die Klammern mit deren Verbleiung } bis 1 Zoll, oft mehr, 
über die ausgetretenen Sandsteinstufen und Podeste hervor- 
ragen, hierdurch das Betreten sehr unbequem und unsicher 
machen, und einen eben nicht schönen Anblick gewähren.
	        
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