ist, erhellt einfach aus der Betrachtung der sich in einander
verfilzenden Zeolithformen. Will man also die höchsten An-
sprüche der Festigkeit aufstellen, so wähle man eine Cement-
Sorte, deren Erhärtung nur langsam voranschreitend ist. Man
verwechsele dies nicht mit der anfänglichen Bindung. Ob die
anfängliche Bindezeit eine kürzere oder längere sei, ist ziem-
lich unwesentlich zur Sache; es kommt vor Allem darauf an,
Jafs die gebundene Masse noch nicht sofort eine klingend
harte und starre sei, sie mufs vielmehr noch während meh-
verer Tage und Wochen eine gewisse Nachgiebigkeit behalten,
50 dafs die allmälig erst sich ausbildenden Krystallnadeln sie
ıach allen Richtungen durchdringen, und so eine recht innige
ınd feste Verbindung bewirken können.
Wir haben es also bei einem recht guten, langsam er-
ıärtenden Portland-Cement ganz entschieden mit einer wirk-
ichen Mineralbildung, mit der Erzeugung einer künstli-
chen krystallinischen Felsart zu thun, die dem natürli-
chen Vorkommnifs durchaus analog ist.
Die erwähnte Thatsache möge also dem noch vielfach ge-
hegten Vorurtheil begegnen, als ob es unmöglich sei, mittelst
zünstlicher Cemente einen vollgültigen Ersatz für natürliche
Steinbildungen darzustellen.
Ueber den Sandzusatz zum Portland- Cement.
Der Maurer schätzt die Fettigkeit oder Magerkeit seines
Mörtels fast überall nur darnach, wie derselbe sich von der
Kelle löst und bemifst auch nach dieser Probe den Sand-
zusatz, welchen er dem Cemente oder Kalke zu den ver-
schiedenen Arbeiten geben soll.
Bei Cement-Arbeiten insbesondere wird jedoch dies Ver-
fahren häufig grofse Nachtheile mit sich führen, da sehr leicht
viel zu viel, oder viel zu wenig Sand beigemengt wird,
Ein ganz feinkörniger, namentlich etwas lehmiger Sand
wird auch bei starkem Sandzusatz einen scheinbar fetten Mör-
jel geben, während der grobkörnige, scharfe Sand den Mör-
el sofort sehr mager erscheinen läßt. Die Folge davon ist,
dafs die Maurer bei einer gleichartigen Arbeit bei weitem grö-
ısere Sandzusätze geben, wenn sie feinen, als wenn sie schar-
fen Sand haben, und dennoch mülste gerade das Gegentheil
ler Fall sein.
Der Cementzusatz richtet sich nach der Gesammtsumme
der Zwischenräume, welche sich zwischen den einzelnen Sand-
körnern, wenn .diese trocken auf einander liegen, ‚bilden.
Wenn man demnach dem Sande so viel Cement beimischt, als
zenügt, um diese Zwischenräume auszufüllen, so erhält man
zinen normalen Mörtel, der nach der Erhärtung die größte
Festigkeit erreicht,
Das Verhältnils der Mischung wird nun für jede Sand-
zattung auf folgende Weise gefunden:
Man füllt ein Gefäßls von bestimmtem Inhalt mit Wasser
und wiegt dasselbe ab; schüttet dann so lange Sand hinein,
bis alles Wasser verdrängt ist und bestimmt num wieder das
Gewicht. Hat man vorher z, B. das Gewicht von einem Cubik-
Fuß Sand ermittelt, daraus das Gewicht des Sandes für den
Rauminhalt des Gefäfses bestimmt und dieses von dem zuletzt
gefundenen Gesammtgewichte des Sandes und des Wassers
abgezogen, so findet man das Gewicht des zurückgebliebenen
Wassers, und wenn man dieses durch 61,7, d. i. durch das
Jewicht von 1 Cubik-Fuls Regenwasser theilet, hat man den
Rauminhalt desselben, d. h. die Zwischenräume zwischen den
ainzelnen Sandkörnern.
Zum Beispiel:
Das Gefäfs enthalte 2 Cubik-Fufs.
Ein Cubik-Fufs trockner Sand wiegt durch-
schnittlich . . 0. 0.0000000004 „101,25 Pfd.
Ein Cubik-Fuß Wasser wiegt 617
so erhält man das Gewicht des Sandes 2.101,25 =202,5 Pfd.
; und 2. 61,7 =1284 ,
wenn das Gefäls mit Wasser gefüllt wäre.
Nach Einbringung des Sandes in das Wasser betrage das
Gewicht... ..0.0.0.0..0.. . . 260 Pfä.
so bleiben für das Wasser 260— 202,5 = 57,5 Pfd. und diese
57,5 Pfad. Wasser durch das Gewicht von 1 Cubik-Fuls Wasser
= 61,7 dividirt, giebt = 0,93 Cubik-Fufs, d. i. der Raumin-
1alt, den das Wasser einnimmt, oder der Inhalt der Zwischen-
äume zwischen den einzelnen Sandkörnern, und welcher
Xauminhalt der zu 2 Cubik-Fufs Sand erforderlichen Kalk- oder
Jementbrei-Menge gleich ist.
Es wären sonach zu 2 Cubik-Fufs dieser Sandgattung
),93 Cubik-Fufs Cementbrei erforderlich, oder zu 1 Cubik-Fufs
Kalk- oder Cementbrei nehme man 2 Cubik-Fufs Sand.
Bei wenigerem Cementzusatz bleibt natürlich ein Theil der
Zwischenräume unausgefüllt, die Umhüllung der Sandkörner
nit Cementbrei erfolgt sonach auch unvollkommen, und man
;rhält dann einen mehr lockeren, daher weniger fest und
licht werdenden Mörtel.
Je nach dem man nun eine größere oder geringere Fe.
tigkeit des Mörtels erzielen will, wird man unter oder über
liese normalen Verhältnisse des Sandzusatzes zum Cement
sehen, d. h. weniger oder mehr Sand zusetzen können.
Die Untersuchungen der Sand-Sorten haben ergeben, dafs
veicher, feinkörniger Sand von gleichmäfsigem Korn, die mei-
ten Zwischenräume hat, also den meisten Cement bedarf,
vährend grober, scharfer Sand, der aus einer Mischung von
;rofsen und kleinen Körnern besteht, die wenigsten Zwischen-
äume bildet, also am wenigsten Cement erfordert.
Ist der Sand mit Lehm oder Schlammtheilen gemischt, so
vird man auch bei einem starken Cementzusatz einen schlech-
‚en Mörtel erhalten und doch giebt ein solcher Sand den
'ettesten Mörtel.
Feuchter Sand, in dem Zustande wie er gegraben wird —
aicht aber mit Wasser besonders gesättigt — ist leichter als
irockener Sand; er hat somit mehr Zwischenräume und we-
niger Masse in demselben Volumen als trockener Sand, was
bei einer zweckmäfsigen und ökonomischen Bestimmung der
Mischungs - Verhältnisse wohl zu beachten ist.
Die Gröfse und Gestalt der Sandkörner übt auf die Güte
des daraus zu bereitenden Mörtels einen grofsen Einflufs aus.