Gefässe oder Behälter.
Allgemeines.
Zu den mannigfaltigen Zwecken der Land- und Haus-
wirthschaft, der technischen Gewerbe, der Industrie u. s. w.
sind Gefäfse in verschiedenster Form und Größe nothwendig.
Aus natürlichen Steinen — Sand-, Kalk-, Tuff-, Schie-
ferstein u. s. w. — lassen sich nur kleinere Gefäfse herstellen,
da zu gröfseren so bedeutende Blöcke nöthig werden, dafs
der Transport, die Bearbeitung und Aushöhlung derselben
ganz unverhältnifsmäfsige Kosten verursachen würden, auch an
und für sich Blöcke‘ von bedeutender Größe hierzu nicht im-
mer fehlerfrei zu beschaffen sind, und wenn der Stein nicht
von dichter Textur ist, ein Durchsickern der Flüssigkeit aus
den Wandungen obenein noch stattfindet. Gefälse von einiger
Gröfse sind daher aus natürlichen Steinen, und wenn auch
aus Platten dargestellt, selbst für Gegenden, wo geeignete
Steinbrüche in der Nähe vorhanden, zu kostspielig, und in
Gegenden, wo diese fehlen, um so schwieriger zu beschaffen.
Aus künstlicher Steinmasse — gebranntem Thon —
lassen sich gleichfalls nur Gefäfse in mäfsiger Gröfse und in
kostspieliger Weise herstellen. .
Zumeist werden Gefäfse, der leichteren Anfertigung und
Handthierung wegen, von Kiefern- oder Eichenholz gefertigt.
Sie sind jedoch: oft nicht dicht, saugen die Feuchtigkeit ein,
sind vielen Reparaturen unterworfen und daher nicht von
Dauer.
Eine wichtige Anwendung der Cemente ist die Darstel-
lung von Gefäflsen in verschiedenster Form und Größe zu
den mannigfaltigsten Zwecken,
Aus natürlichen Cementen, als Trafs,. Puzzolane, Santorin
u. s. w. wurden Gefäfse schon in älterer Zeit, wie auch noch
jetzt, zur Sammlung von Wasser, sowie zur Aufbewahrung
von Wein und Oel vielfach gefertigt.
Seit der Vervollkommnung der Cemente im Allgemeinen
und mit der Erfindung des Portland-Cements insbesondere,
sowie bei der jetzt sehr erleichterten Beschaffung guter Ce-
mente aus inländischen Fabriken, können gegenwärtig Gefäfse
in weit dauerhafterer und besserer Weise als früher herge-
stellt werden, auch ist dadurch die Anwendung der Cemente
zu Gefäfsen viel allgemeiner und somit einem längst gefühl.
fen Bedürfnisse abgeholfen worden,
. Die Gefäfse, aus Portland-Cement dargestellt, zeichnen
sich durch ihre Billigkeit und leichte Anfertigung, durch ihre
besonderen guten Eigenschaften bezüglich des Verhaltens des
Üementes zu gewissen Flüssigkeiten, und insbesondere bei
Zzweckmäfsiger Construction und gutem Material durch ihre
fast unverwüstliche Dauer aus, . ; | .
Wegen dieser Vorzüge werden gegenwärtig. mit Cement-
mörtel vielfach dargestellt: Wasser-, Oel- und Weinbehälter,
Bottiche für Färbereien, Gerbereien, Bierbrauereien, Brannt-
weinbrennereien und Zuckerfabriken, Schlemm- und Masse-
behälter in Porzellanfabriken, Ziegeleien und Töpfereien; Brun-
hentröge, Viehtränken, Waschgefäfse, grofse Wasserhehälter
in Gas- Anstalten n. 8 w.
Die Gähr- und Quellbottiche für Brauereien und Brannt-
weinbrennereien wurden bisher aus Holz gefertigt, welches bald
zerstört und, bevor zur Erneuerung geschritten wird, durch
die beginnende Fäulnifs den übelsten Einfluls auf die darin be-
‚eiteten Substanzen ausübt, namentlich wegen des Geschmacks
uf Bier und Wein und wegen Veränderung der Tinten auf
Färbungs - Materialien.
Cementgefäfse verändern und verderben ihren Inhalt nicht
wie die hölzernen, sie unterliegen nicht dem Verderben und
der Fäulnifs wie diese, sind verhältnifsmäfsig billig herzustel-
len und aufser durch absichtlich angewandte Gewalt fast un-
zerstörbar. Bei der ungleich gröfseren Dauer dieser Gefälse
im Vergleich zu den hölzernen, werden die etwaigen Mehr-
kosten der ersten Anlage bei weitem überwosen.
Construction der Gefälse von verschiedener Form
und Gröflse.
Die Construction der Gefäfse «mit Cement kann je nach
der Benutzung und der Gröfse derselben in verschiedener
Weise geschehen, entweder von Mauer- oder Dachziegeln,
oder mit Anwendung beider, oder von Beton .( Conerete).
Je nachdem die Gefäfse in oder über der Erde auf Fun-
damenten festgemauert oder transportabel bleiben sollen, er-
hält der Boden derselben in Verbindung mit den Seitenwan-
dungen seine besondere Construction. -
Jede Form von Gefälsen, ob viereckig, mit oder ohne
abgestumpfte Ecken, ob rund, oval oder polygonartig, läfst
sich mit Cement gleich gut und dauerhaft darstellen.
Bei der Construction von Gefäfsen ist im Wesentlichen
zu beachten:
1) die Verbindung der Seitenwandungen mit dem Boden
und bei geschlossenen Gefäfsen auch mit der Ueber:
deckung;
2) die Verbindung resp. die Verstärkung in den Ecken der
Gefäfse von viereckiger oder polygonartiger Grundform;
3) der Verband zur, Bildung der verschiedenen Wandstär-
ken bei Anwendung von Dach- oder Mauerziegeln.
‚Die Construction der Gefäfse richtet sich im Allgemeinen
nach ihrer Gröfse, ihrer Benutzung und der dadurch beding-
ten Wandstärke. +
Gewöhnlich werden die Gefäfse von Dach- oder Mauer-
ziegeln dargestellt. Die Dachziegel sind sogenannte ‚Bieber-
schwänze, Fig. 4 Blatt 15, 13—14 Zoll lang, 6 Zoll breit und
;—3 Zoll: stark; Die Nase der Dachziegel wird abgeschlagen.
Dach- und Mauerziegel müssen von guter Masse, gut gebrannt
and nicht windschief sein. .
Die in Lief. I, Seite 21 gegebenen allgemeinen Vorschrif-
ten bei Ausführung von Cement-Arbeiten sind bei Darstellung
von Gefäfßsen insbesondere zu beachten.
; Bei einer ‘Wandstärke von 11— 2 Zoll läßt sich diese
mit einem Dachziegel nach Fig. 1 Blatt 13 und mit Cement-
putz auf beiden‘ Seiten herstellen.