Full text: Mitteilungen der Vereinigung der Elektrizitätswerke (1902, Jg. I)

Mitteilungen der Vereinigung der Elektricitätswerke. Heft 2. 
iriedenheit geregelt wird. Meine Herren! Ich möchte 
Sie fragen, welche Bedingungen haben Sie bisher 
für die Kohlenlieferung gestellt? Ich glaube, es war 
im vorigen Jahre und auch im letzten Jahre immer 
3o, dafs die Kohlengruben die Bedingungen 
vorschrieben. Da aber die Kohlenpreise jetzt nieder- 
gehende Tendenz zeigen und dabei Kohlen über den 
Bedarf hinaus angeboten werden, wäre es an der 
Zeit, Bedingungen für die Lieferung von Kohlen 
aufzustellen, ebenso wie wir uns der Mühe unter- 
zogen haben, für einzelne Gegenstände, wie Maschi- 
nen, Kabel u. s. w., Bedingungen zu vereinbaren. 
Meine Herren! Wenn Sie sich die bestehenden Ver- 
träge über Kohlenlieferungen ansehen, so werden 
Sie finden, dafs Sie darin oft vollständig in die 
Hände der Kohlenlieferanten gegeben sind. Ich 
meine, es ist doch bei solchen Verträgen mindestens 
notwendig, dafs man eine Zusicherung erhält über 
die chemische Zusammensetzung der Kohle, den 
Heizwert, die Stückgröfse u. s. w. und dafs hiernach 
der Preis bemessen wird. Nach dieser Richtung 
hin dürfte jetzt auf ein Entgegenkommen der Gruben 
zu rechnen sein. Die Sache ist nichts Neues, sie 
ist in der Elektrotechnischen Zeitschrift bereits ange- 
regt worden, und sie ist für die Elektricitätswerke 
von ganz aufserordentlicher Bedeutung. Ich möchte 
daher die Frage anregen, ob es sich nicht empfiehlt, 
ebenso wie für andere Materialien auch hierfür be- 
stimmte Bedingungen aufzustellen. 
Baurat Uppenborn: Wird sonst noch das 
Wort gewünscht? 
Ingenieur V ofs: Es ist hier meistens von Kohlen 
die Rede gewesen, die vom Ruhrkohlenbezirk be- 
zogen würden. Eine ganze Reihe unserer Werke, 
die auch ein nicht unbedeutendes Quantum Kohlen 
verbrauchen, beziehen dieselben von den fiskalischen 
Gruben an der Saar. Ich habe nun in der aller- 
letzten Zeit Gelegenheit gehabt, mit der Königl. 
Bergwerksdirektion in Saarbrücken zu verhandeln, 
und ich glaube, dafs sich nach den Auskünften, 
lie ich dort bekommen habe, die Vorschläge über 
die Aufstellung von Bedingungen, die Herr Leit- 
gebel eben gemacht hat, absolut nicht verwirk- 
lichen lassen. Die Gruben gehen auf nichts ein. 
Nach der Aussage des betreffenden Bergassessors, 
mit dem ich mündlich verhandelte, versicherte mir 
dieser wiederholt, dafs von irgend einem Kohlen- 
überflufs nicht die Rede sein könne, nicht einmal 
die Kohlenknappheit wäre vorüber und auch die 
Preistendenz sei nicht absteigend. Nach den ganzen 
Verhandlungen glaube ich nicht, dafs wir in irgend 
einer Weise etwas machen können. Wir müssen 
froh sein, wenn wir Kohlen von den fiskalischen 
Kohlengruben bekommen. 
Direktor Söhren: Meine Herren! Ich habe 
lie Saarkohle deswegen hier nicht erwähnt, weil 
ılle diejenigen, die Saarkohlen beziehen, dasselbe 
üied singen wie Herr Ingenieur Vofßs. Die Ver- 
valtungen der fiskalischen Gruben lassen sich auf 
ichts ein. Die Gaswerke, die bedeutend gröfser 
{engen Kohlen verbrauchen, werden nicht anders 
ehandelt. Die Grubenverwaltungen verlangten vor- 
‚er die Einsendung des Geldbetrages und sandten, 
venn die Kohlen nicht geliefert wurden, das Geld 
infach zurück. Auf Verpflichtungen liefsen sie sich 
sar nicht ein. Es sind mir als Vorsitzenden der 
Virtschaftlichen Vereinigung deutscher Gaswerke 
ine Unzahl Klagen über die Saarkohle zugegangen, 
lie darin gipfelten, dafs die fiskalischen Gruben sich 
‚uf nichts einließsen. Die Verwaltungen der Ruhr- 
zohlenzechen lassen sich auch keine Bedingungen 
vorschreiben, weder in Bezug auf die Auswahl der 
Zeche, noch auf den Stückgehalt oder dgl., im Gegen- 
eil, sie bestimmen von vornherein: »Wir verkaufen 
lie Kohlen ‚unter den und den Bedingungen‘« und 
venn Sie dieselben nicht anerkennen, so sehen Sie 
a, wo Sie Ihre Kohlen anderweits beziehen.« Da 
vir auf die Ruhrkohlen allein angewiesen sind, müssen 
vir es noch als ein Glück ansehen, wenn wir die 
Zohlen rechtzeitig und in genügenden Mengen er- 
alten. Bei dem gegenwärtigen Rückgang der In- 
‚ustrie hat sich in betreff der Kesselkohlen die 
Sache etwas geändert. Bei den Lieferungen dieser 
Zohlen für die Kölner Werke hat man sich herbei- 
zelassen, diese Kohlen unter Gewährleistung eines 
‚estimmten Aschengehaltes und der Verdampfungs- 
ähigkeit zu liefern. Das ist gegenwärtig das erste 
Tal, dafs das Kohlensyndikat sich herbeigelassen 
‚at, auf Bedingungen einzugehen. Ich bemerke 
labei, dafs die Preise für die Kesselkohlen die 
‚elben geblieben, während entgegen der Aussage 
m Reichstage die Gaskohlen im Preise noch ge- 
tiegen sind. Es ist mit grofser Mühe gelungen, 
nen beabsichtigten Aufschlag von 10.4 auf 54 
ür den Doppelwagen herabzusetzen. ; 
Ein Versuch, von den Verwaltungen der Saar- 
‚ruben Kohlen nach Aschengehalt und Verdampf- 
ıngsfähigkeit geliefert zu erhalten, würde jedenfalls 
ılcht die geringste Aussicht auf Erfolg haben, und 
yei Lieferung von Ruhrkohlen nimmt das Syndikat 
zegenwärtig natürlich auch nur auf die Abnehmer 
zrofser Massen diese Rücksicht. 
Wie die Verhältnisse in Oberschlesien liegen, 
ist mir nicht bekannt. 
Direktor Leitgebel: Nach den Ausführungen 
ler Herren Vorredner haben sich die Vertreter 
ler Kohlengruben dahin geäufsert, dafs an der 
»isherigen Sachlage nichts zu ändern sei. Das
	        
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