Full text: Württembergische Kirchengeschichte bis zum Ende der Stauferzeit

Ungarneinfälle 
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kirchen in das Eigentumsrecht von Klöstern kamen, gewannen diese 
Anteil auch an der geistlichen Versorgung des Volks. Die Klöster 
waren die Brennpunkte geistlichen Lebens. Sie stellten aber auch die 
Hauptplätze wissenschaftlicher und literarischer Bildung dar: nur hier 
fanden die Hochstrebenden Gleichgesinnte, die sie in ihrem Werte zu 
schätzen und nach ihren Fähigkeiten zu fördern vermochten. 
IV. Die zJeit des Sächsischen Kaisergeschlechts 
Die Geschichte der christlichen Kirche zeigt vielfach ein Ringen um 
die richtige Gestaltung des Verhältnisses von Kirche und 
Staat, von geistlicher und weltlicher Obrigkeit; jede Zeit hat diese 
Aufgabe nach ihren Bedürfnissen wieder neu zu lösen versucht. Nicht 
leicht wird das Maß gefunden, nach welchem beiden Einrichtungen, 
Kirche und Staat, aus klar erkannten Grundsätzen heraus ihr volles 
Recht geschaffen wird, wie ja maßvolle Haltung und wohlabgewogene 
Gerechtigkeit in menschlichen Verhältnissen überhaupt nur schwer er—⸗ 
reicht wird. Während der Karolingerzeit besaß der Staat den stärksten 
Einfluß auf die Kirche, andererseits empfing er von ihr Antriebe und 
Ziele und gewährte ihr meist den Schutz und die Hilfe, deren sie be— 
durfte; im ganzen wurde die weltliche Macht von der geistlichen über—⸗ 
ragt. In der Zeit Arnolfs und Ludwigs standen Krone und Episkopat 
in engster Verbindung miteinander. 
Nun aber erwies sich das Königtum den Gefahren, die von außen, 
vor allem von den Ungarn, drohten, unterlegen, die Schwerfällig⸗ 
keit des königlichen Gesamtaufgebots deren plötzlichen Einfällen nicht 
mehr gewachsen. Im Jahre 907 war die Ostmark, Karls des Großen 
Schöpfung, verloren gegangen und die Enns wieder die Grenze des 
Reiches geworden. Im Juni 910 wurden die Schwaben besiegt, und 
gleich darauf erlitt der Heerbann des Reichs unter König Ludwig an 
der Grenze von Bayern und Franken eine Niederlage. 912 konnte das 
ungarische Reitervolk zwar von den vereinigten Bayern und Schwa— 
ben am Inn geschlagen werden; aber 913 verheerte jenes Alamannien 
wieder, ebenso im Jahre 916, dann aufs neue 923, 926 und 9379). Zu⸗ 
mal Oberschwaben scheint schwer gelitten zu haben: so wurde z. B. in 
Waldsee der dem Kloster Weißenburg gehörige Salhof von den Heiden 
öde gelegt'). Besonders mögen auch viele Gotteshäuser von dem 
— D —,——— 
D c.AI VA0,jn 
1) IIerimanni Aus. Chronicon. Mon. Germ. hist. 88. V p. 11180. 
2) Weißenburger Quellen (Württ. Geschichtsquellen II 1805) hrsg. von Bossert, S. 279 
Nr. 27: Ad Walause est curtis dominica à paganis desolata.
	        
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